Die Mannschaft, die sich immer selber schlägt

Der Jahn kann noch so gut in Form sein, wie er möchte, kaum steht er auf dem Platz, mutiert die gegnerische Mannschaft zur Weltklasse und es fallen Gegentore, die du normalerweise nicht einmal in der Champions League siehst. Gegen Hannover war es eine tadellose Leistung, ehe Teuchert kurz vor dem Spielende per Dropkick ausgleicht. Aber so begab sich die Jahnelf mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf die Reise nach Baden-Württemberg und wollte auf die gute Leistung gegen H96 aufbauen.

Falls ihr das Spiel nicht sehen konntet:

1. Halbzeit

Mersad Selimbegovic ließ nach dem Mut machenden 1:1 gegen Hannover die Startaufstellung unverändert und schickte somit die gleiche Elf auf das Feld. Man agierte in der realtaktischen Formation in einem 3-4-2-1 und versuchte durch die hängenden Spitzen in Form von Singh und Gouras die Zwischenräume zu besetzen, um Räume für die Flügelverteidiger, besonders Guwara, zu generieren.

Der Jahn spielte in den ersten Minuten eine besorgniserregende Partie und wurde direkt nach 2 Minuten durch Kaufmann wachgerüttelt. Daraufhin kontrolliert der KSC die Partie: Nebel (12.) und Ambrosius (14.) verfehlten knapp und hatten erneut das 1:0 für Karlsruhe auf dem Fuß. Der erste Entlastungsangriff der Jahnelf über die Flügel wurde gleich gefährlich, allerdings scheiterte Albers am Aluminium (18.).

Trotz der stärker werdenden Regensburger folgte nach einem Ballverlust durch Nachreiner die Führung für Karlsruhe durch Kaufmann (24.). Dieser Angriff entstand durch den desaströsen und unstrukturierten Spielaufbau der Defensive, welche durch das fehlende Konzept sehr verunsichert ist und dadurch Ballverluste wie bei diesem Gegentor entstehen.

Der Jahn wirkte im Vergleich zur Partie gegen Hannover 96 zurückgeworfen, da es erneut Fehler waren, die Jahn Regensburg in Rückstand brachten.

2. Halbzeit

Der SSV Jahn kam eher schlecht aus der Kabine und wurde durch Breithaupt erneut in Gefahr gebracht (58.), aber Urbig parierte mehrmals stark und zeigte sein unglaubliches Potenzial.

Der Jahn probierte, presste, war stets bemüht – aber man gefährdete sich immer wieder durch die eigenen Fehler und Unstimmigkeiten. Nachdem man irgendwie das 1:0 halten konnte, war es so weit: Singh streichelte den Ball, aber er segelte nur an den Pfosten. Irgendwie symptomatisch für diese Saison, dass der Jahn zwar stets bemüht ist, aber der Gegner durch eine Fehlerkette in Führung geht und man selbst nur Pech in der Offensive hat. Der Jahn war zwar wieder durch den erneuten Pfostenschuss wieder im Geschäft, doch war nun nur noch ein paar Sekunden übrig.

Die Karlsruher waren zwar sichtlich konsterniert, aber sie hielten das 1:0. Der SSV Jahn Regensburg verlor somit mit 0:1 im Wildpark.

Sachen, die auffielen:

Obwohl das Zentrum zugestellt ist, wird der Ball auf Nachreiner gespielt, welcher daraufhin den Ball verliert
1. Fehlerbehafteter Spielaufbau

Dass der Jahn maßgebliche Probleme im Spielaufbau hat, wissen wir nicht erst seit Samstag, allerdings war es im Vergleich zu der Vorwoche ein großer Rückschritt. Das Gegentor fiel aus einer Unsicherheit und dem daraus resultierenden Ballverlust von Wastl. Inbesondere in der ersten Halbzeit war das Aufbauspiel der Regensburger fehleranfällig sowie Unsicher.

Die Abwehr hat Schwierigkeiten mit kurzen Pässen das Spiel von hinten aufzubauen, dennoch setzt man auf diese Strategie und scheint es auch nicht verändern zu wollen. Lange Bälle sind keine Lösung, klar, aber lieber ein hoher und weiter Pass auf den kopfballstarken Albers, anstatt viele kurze Pässe von Spielern, die technisch nicht für dieses Ballbesitzspiel geeignet sind.

Fehler sind normal, allerdings bleibt die Häufigkeit beim Jahn mehr als bedenklich und man muss sich berechtigterweise fragen, wieso man auch diese altbekannte Thematik nicht beheben kann.

2. Kreativität = Mangelware

Gute Spieler brauchen keinen Plan, wie sie eine Chance kreieren können, sie sehen die Möglichkeit und machen es einfach. Der Jahn hat mit Sapreet Singh oder auch Aygün Yildirim und Minos Gouras solche Spieler, welche aber in der letzten Zeit einige Probleme haben. So kommt der Jahn oft vom ersten Drittel in das zweite Drittel, aber dann wirkt die Mannschaft wie ausgetauscht und man erkennt die Verunsicherung und die Ahnungslosigkeit in den Augen der Spieler. Das alles ist wahrscheinlich ein Ergebnis aus den Rückschlägen der letzten Monate und dem daraus resultierenden fehlenden Selbstvertrauen.

Robrert J. Sternberg, ein Forscher zum Thema Kreativität schreibt: „Kreativität ist die Fähigkeit etwas zu vollbringen, dass sowohl neuartig (original, unerwartet) als auch adäquat ist (nützlich, passend, an die Einschränkungen der Aufgabe angepasst)“. Genau solche Situationen fehlen dem Jahn: Überraschungsmomente und Erfolgserlebnisse.

Dieses Problem kann man im Training mit Spielformen und Übungen beheben, die die Intelligenz und Kreativität im Spiel fördern, dazu kann ein Trainer seine taktischen Vorgaben etwas flexibler gestalten, dass kreative Spieler davon profitieren und sich entfalten können.

3. Qualität und Breite im Kader

Roger Stilz war ein einziges Missverständnis, er hatte den Kompass verloren und das Jahn-Schiff in unruhige Gewässer geführt. In diesen Gewässern verweilen wir aktuell und kämpfen mit den Folgen der Stilz-Fauxpas.
Wir stehen vor der größten Herausforderung unserer Zeit in der 2. Liga, da es im Kader an Durchschlagskraft und Konstanz fehlt. Einige Spieler zeigen engagierte Leistungen, während andere sichtlich wenig Lust auf den Jahn haben. Die Mannschaft wirkt oft unentschlossen und nicht fokussiert, was sich auch in den Ergebnissen widerspiegelt. Es fehlt an der nötigen Mentalität und Entschlossenheit, um sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen und konstant starke Leistungen abzuliefern. Auch das Wintertransferfenster brachte außer den brillierenden Urbig keine anderen entscheidenden Verstärkungen, was bei manchen Fans für Unmut sorgte.

Doch trotz dieser Schwierigkeiten gibt es auch positive Aspekte im Kader von Jahn Regensburg, wie beispielsweise die starke Leistung von eben Jonas Urbig oder die eigentlich immer gute Leistung von Jan Elvedi.

Es braucht mehr als nur individuelle Klasse, um erfolgreich zu sein – es braucht auch Teamgeist und eine klare Zielsetzung. Mit der richtigen Einstellung und dem nötigen Durchhaltevermögen kann der SSV Jahn auch in dieser Saison noch für Überraschungen sorgen. Aber dieser Leitgedanke fehlte wohl anfangs bei der Planung des Kaders, da anscheinend oft die individuelle Qualität vor die Mentalität des Spielers gestellt wurde.

Benotung der Jahnspieler

Startaufstellung:

Jonas Urbig: 2,0 (einige auffällige Aktionen und starke Paraden)

Leon Guwara: 3,0 (zeigte ein ausbaufähiges Zweikampfverhalten und war offensiv eher unauffällig)

Jan Elvedi: 2,5 (Spielaufbau und Zweikampfführung waren solide, dazu solides Passspiel)

Wastl Nachreiner: 4,5 (machte eine unglückliche Figur beim Gegentor und bei Zweikämpfen) – Lasse Günther (87.): / (aufgrund zu später Einwechselung keine Benotung)

Konrad Faber: 3,0 (machte eine solide Partie, allerdings waren seine Tacklings ausbaufähig) – Benedikt Saller (87.): (aufgrund zu später Einwechselung keine Benotung)

Maxi Thalhammer: 3,5 (machte offensiv ein gutes Spiel, allerdings zeigt er Schwächen in der Arbeit nach hinten) – Blendi Idrizi (66.): 4,5 (verlor wichtige Duelle, allerdings war sein Passspiel solide)

Bendikt Gimber: 3,5 (sein Zweikampfverhalten am Boden war sehr gut, dennoch war er im Passspiel fehleranfällig)

Sapreet Singh: 3,0 (setzte im letzten Drittel einige Akzente, aber musste sich in Duellen mit Gegnern häufig geschlagen geben)

Aygün Yildirim: 4,5 (spielte ein sehr schwaches Spiel, wies Defizite bei der Ballverarbeitung auf und war schwach im Abschluss) – Prince Owusu (66.): 4,5 (machte ein unauffälliges Spiel und konnte keine Akzente setzen)

Minos Gouras: 4,5 (war sehr unauffällig und zeigte Defizite in der Verarbeitung von Bällen) – Joshua Mees (66.): 4,5 (machte ebenfalls ein unauffälliges Spiel und konnte keine Akzente setzen)

Andreas Albers: 4,5 (brachte eine schlechte Ballverarbeitung auf den Platz und war sehr ineffizient im Abschluss)

Die Stimmen nach dem Spiel

Andreas Albers über die Niederlage: „Wir waren heute gefährlich, müssen da dranbleiben und können hoffentlich nächste Woche erklären, wie die Chancen reingegangen sind. Die Lage ist, wie es die Tabelle aussagt: Wir sind ganz unten dabei. Aber wir haben noch viele Spiele vor uns. Wenn wir nach so einem Spiel aufgeben würden, dann weiß ich auch nicht. Das werden wir nicht machen, sondern dranbleiben. Wir haben die Qualität für die 2. Bundesliga. Wir haben auch Moral gezeigt. Das können wir an Positivem mitnehmen. Aber klar ist, wir müssen jetzt auch mal wieder die Spiele gewinnen.“

Benedikt Gimber über den unglücklichen Verlauf der Partie: „Es ist extrem bitter. Wir haben geraten wieder durch einen individuellen Fehler in Rückstand, wie sie bei uns zu oft vorkommen. Dann wird es schwierig. Dennoch hatten wir heute Chancen, aber wenn man unten drinsteht, dann fehlt auch das Quäntchen Glück. Wir geben uns nicht auf und müssen weiter arbeiten, damit das Glück auch wieder auf unsere Seite fällt.“

Mersad Selimbegovic über den harten Rückschlag: „Leider hat es nicht geklappt und du fährst wiederholt mit leeren Händen zurück. Es gibt keine Alternative dazu, weiter hart zu arbeiten und daran zu glauben, dass wir den Bock umstoßen können. Klar ist aber auch, dass wir schnell punkten müssen.“

(Quelle: https://www.ssv-jahn.de/aktuelles/detail/haben-uns-nicht-aufgegeben)

Maximilian Aichinger

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