Und dann kam Owusu

Der Jahn war am Samstag die überlegene Mannschaft und konnte sich einige Chancen herausspielen, allerdings fehlte über weite Strecken die letzte Durchschlagskraft. Und dann kam Owusu...

Beitragsbild: Gatzka

Falls ihr das Spiel nicht sehen konntet:

Die Aufstellung:

Mersad Selimbegovic nahm drei Wechsel im Vergleich zum wichtigen Auswärtssieg in Kiel vor. Christian Viet stand aufgrund der Gelbsperre von Bene Saller nach einigen Wochen zurück auf dem Feld und durfte sich beweisen, dazu durfte sich Kiel-Matchwinner Prince Owusu anstatt dem angeschlagenen Albers von Beginn an zeigen. Auch Josh Mees wurde vom genesenen Maxi Thalhammer verdrängt.

Realtaktisch spielte man in einem 4-2-2-2 und versuchte mit einem vertikalen Umschaltspiel über die Flügel zu agieren.

1. Halbzeit
Foto: Gatzka

Die Partie gestaltete sich in den ersten Minuten zäh und beide Mannschaften gingen kein großes Risiko ein. Es war ein von vielen Zweikämpfen geprägtes Spiel, welches insbesondere am Anfang von defensiver Kompaktheit gezeichnet war. Owusu versuchte direkt als letzter Mann ein aggressives Pressing aufzufahren und störte mit seinen gezielten Attacken den Spielaufbau der Innenverteidigung inklusive des Torwarts von Paderborn, weshalb die Gäste oft lange Bälle suchen mussten. Christian Viet hatte mit diesen Pässen mehrmals Probleme und Paderborn verlagerte vielleicht auch deswegen das Spiel hauptsächlich auf die linke Seite.

Felix Platte (23.) und Tobias Müller (23.) kamen zwar zu Gelegenheiten, setzten allerdings ihre Versuche neben das Tor. Auch zwei Möglichkeiten von Christian Viet (33. / 41.) wurden nicht weiter gefährlich.

In der ersten Hälfte hatte zwar der Sportclub mehr Ballbesitz, aber die Jahnelf konnte mehr offensive Akzente setzen, welche aber letztendlich nicht zielführend genug waren.

2. Halbzeit

Die Heimmannschaft kam motiviert aus der Halbzeitpause und konnte in der 49. Minute direkt in die Box des Gegners arbeiten, wo Prince nach einem Zweikampf mit Hünemeier zu Boden ging. Nachdem der Schiedsrichter die Bilder studiert hatte, zeigte er auf den Punkt und gab den Strafstoß für den SSV Jahn. Der Gefoulte nahm sich den Ball und schob zur Führung ein.

Nach dem Tor lief einfach (fast) alles für den Jahn: Man gewann alle wichtigen Zweikämpfe, konnte sich einige Chancen herausspielen und weiterhin defensiv kompakt stehen. Die Paderborner enttäuschten weiterhin und hätten fast einen Doppelpack durch Owusu hinnehmen müssen, allerdings scheiterte der Stürmer erst mit dem Fuß (63.) und kurz darauf mit dem Kopf (68.).

In den letzten 20 Minuten waren die Gäste eigentlich die bestimmende Mannschaft, aber der Jahn gewährte dem Gegner bewusst Ballbesitz und war sofort da, wenn die Kugel in die gefährliche Zone gespielt wurde.

Und so blieb es beim 1:0! Erneut ein brutal wichtiger Sieg für die Mannschaft von Mersad Selimbegovic.

Sachen, die auffielen:

1. Das Glück endlich da, aber die Effektivität weiterhin fern
Foto: Gatzka

Betrachtet man die Offensivleistung, dann ist es trotz der positiven Ergebnisse weiterhin zu wenig. In den letzten Partien zeichnete sich die Mannschaft mit einer guten Erarbeitung von Chancen sowie einem soliden Spielaufbau aus, allerdings fehlt in vielen Aktionen die letzte Durchschlagskraft zum Torerfolg.

In der Vergangenheit war Andreas Albers oft die Lebensversicherung für den Jahn, doch zuletzt verblasste der Däne und die üblichen Überraschungsmomente blieben aus. Albers war oft der Mann für Aktionen im Strafraum und hatte eine hohe Trefferquote, welche aktuell leider fehlt.

Viele Offensivakteure versuchen diese Lücke zu füllen, doch auch bei ihnen fehlt in einigen Momenten eine gewisse Effizienz. Man erarbeitet sich oft Chancen, doch im letzten Augenblick vergibt man sie mit einem kläglichen Abschluss. Die ansteigende Form von Owusu kommt genau zum richtigen Zeitpunkt, da er genau die Mischung aus „goalgetter“ und „Ball-Festmacher“ sein kann, die der Jahn aktuell benötigt.

Im Spiel gegen Paderborn hatte man Glück im Unglück, da man insbesondere nach dem Elfmeter mehrmals die Chance zum 2:0 vergab und sich somit unnötig in Gefahr brachte. In anderen Spielen hätte dies das Spiel kippen können, allerdings war der SCP in der Offensive viel zu harmlos.

2. Die Pressingstruktur

Der SSV Jahn konnte Paderborn mit einem schlauen Pressingverhalten entschärfen. Man attackierte die erste Reihe des Gegners mit einem Viererblock aus Owusu, Caliskaner, Singh sowie Idrizi. Auch Maxi Thalhammer versuchte Bälle ins Mittelfeld abzufangen und zockte auf Balleroberungen. Prince Owusu lief meistens den ballführenden Spieler an, welcher daraufhin auf die Außenbahnen spielen musste, wo daraufhin Singh oder Idrizi das aggressive Pressing fortsetzten. Dazu rückten beide Außenverteidiger sowie eben Thalhammer auf, damit man den Gegner unter einen größtmöglichen Druck setzten kann.

Regensburg versuchte hiermit auch Schallenberg sowie Klefisch vom Spielaufbau zu isolieren und somit das Spiel von den spielstarken Spielmachern auf die Flügel zu verlagern. Die Pressingfalle des Jahns schnappte zu, wenn der Ball auf Jannik Huth gespielt wurde, denn daraufhin wurde er von sämtlichen Jahnspielern angelaufen und musste eine schnelle Entscheidung treffen.

Diese Pressingvariante unterschied sich in der Intensität je nachdem, wie weit die letzte Linie vom ballführenden Gegner entfernt war, dazu ließ man Paderborn im Mittelfeld zur Entlastung manchmal den Ball und versuchte die Räume zu schließen.

Nach einem Ballverlust versucht man durch vereinzelte Pressingaktionen Druck zu generieren, damit der Gegenspieler gestört wird, man aber nicht die defensive Stabilität durch zu aggressives Pressing gefährdet.

3. Die Krönung des Prinzen

Andreas Albers ist aktuell, wie vorhin erwähnt, in einer Formkrise und wurde von Owusu in der Partie gegen Paderborn auf die Bank verdrängt. Prince hat in seinen letzten beiden Auftritten als Mittelstürmer seine Rolle besser ausgefüllt als der Däne, da er eine gute Mischung aus hart arbeitendem Raumschaffer, Wandspieler und Torjäger darstellt. In vielen Situationen öffnet der Stürmer Räume für nachkommende Spieler und ermöglicht dadurch ein variableres Offensivspiel, auch Bälle ablegen und andere in Szene setzen beherrscht er gut und seinen Torriecher hat er gegen Kiel und Paderborn auch noch gefunden. Im Pressing attackiert er als Erstes den ballführenden Gegner und lauert immer auf Fehler der Hintermannschaft des Gegners. Dennoch führt Albers in einer normalen Form bessere Vollstreckungsaufträge aus und wirkt eiskalt, aber aktuell findet er eben nicht zu jener Effizienz, weshalb Owusu flexibler als sein Konkurrent wirkt.

Im System von Mersad ist meist nur Platz für einen Stürmer. Und der hieß zuletzt Owusu, Albers oder vielleicht auch mal Caliskaner. An all seinen Konkurrenten vorbeizukommen wäre für Prince auch ein persönlicher Durchbruch, da er bei seinen vorherigen Stationen und auch anfangs beim Jahn schwierige Zeiten durchlebte. Als er zuletzt liefern musste, brachte er den Beweis, dass er eben diese modernen Mittelstürmer ist, den jede Mannschaft unbedingt möchte.

Dazu geben seine Explosivität sowie seine Laufwege Hoffnung auf noch mehr, da er in einigen Vorhaben eine falsche Entscheidung trifft und dann die aussichtsreiche Chance liegen lässt. Aber genau diese 50:50-Optionen kommen mit mehr Selbstvertrauen und Spielpraxis, die er nun bekommt. Sein Tor in Kiel zeigte seine Spielintelligenz sehr gut auf, da er genau den Moment erkennt, wo er den Laufweg nach innen setzen und sich später drehen muss. Auch der Elfmeter am Samstag erarbeitete er sich schlau und schob daraufhin mit ganz viel Selbstvertrauen ein.

Benotung der Jahnspieler

Jonas Urbig: 1,0 (zeigte erneut eine tadellose Leistung und war sehr sicher)

Leon Guwara: 2,5 (war solide im Zweikampfverhalten, aber sein Passspiel ist ausbaufähig)

Jan Elvedi: 1,5 (Spielaufbau und Zweikampfführung waren ausgezeichnet)

Steve Breitkreuz: 1,5 (machte eine sehr gute Partie und auch bei ihm waren Spielaufbau und Zweikampfführung sehr gut)

Christian Viet: 2,5 (machte eine solide Partie, allerdings ist für seine Rolle als Flügelverteidiger in der Offensive noch Luft nach oben und er war sich bei langen Bällen mehrmals unsicher) – Konrad Faber (75.): 2,0 (machte seine Sache gut und gewann wichtige Duelle)

Blendi Idrizi: 2,5 (setzte im letzten Drittel einige Akzente, aber sein Zweikampfverhalten und seine Entscheidungsfindung haben noch Entwicklungspotenzial) – Lasse Günther (75.): 3,0 (spielte einen fatalen Fehlpass kurz vor Schluss, aber sein Spiel nach vorne und seine Laufwege und Ansätze geben Lust auf mehr)

Bendikt Gimber: 2,0 (machte in allen Belangen eine gute Partie und war großer Bestandteil der kompakten Defensive)

Sapreet Singh: 2,5 (deutete seine Qualität mehrmals an und setzte einige Nadelstiche, verlor aber einige Zweikämpfe auf der Außenbahn) – Aygün Yildirim (88.): / (aufgrund zu später Einwechslung keine Benotung)

Max Thalhammer: 2,0 (konnte mit seiner Stärke bei Zuspielen überzeugen und setzte sich mehrmals gegen seine Gegner durch) – Scott Kennedy (82.): / (aufgrund zu später Einwechslung keine Benotung)

Kaan Caliskaner: 2,5 (seine Laufwege und Dribblings geben Lust auf mehr, allerdings war seine Ballverarbeitung mangelhaft)

Prince Owusu: 2,0 (holte den Elfmeter heraus und traf ihn anschließend, allerdings war sein Zweikampfverhalten ausbaufähig) – Andreas Albers (75.): 2,0 (machte seine Sache solide und überzeugte mit seiner Zweikampfstärke)

Was sagst du dazu? – die Stimmen nach dem Spiel

Prince Owusu über den wichtigen Sieg und die Jahn-DNA: „Daran, dass der Verein an Mersad als Trainer festgehalten hat, sieht man die DNA von Jahn Regensburg: Wir stehen und halten zusammen. Wir waren von der ersten bis zur letzten Sekunde immer vom Weg überzeugt, es waren nur Kleinigkeiten, die uns immer die Punkte gekostet haben.“

Jan Elvedi über das gute Gefühl: „Es tut gut, da unten wieder ein wenig weg zu sein, auch wenn wir noch nicht weg sind, aber wir sind erstmal weg von den Abstiegsplätzen und jetzt muss man einfach weiter machen. Wir müssen weiter punkten, die nächsten Spiele kommen schwierige Gegner, aber es ist alles möglich.“

Bene Gimber über die gute Energie: „Die Fans waren von Anfang an da, schon beim Aufwärmen hat man das gemerkt. Wir auch als Mannschaft haben eine richtig gute Energie innerhalb der Truppe und wir wollen, dass das auch auf dem Platz so ist und das ist uns sehr gut gelungen.“

Maximilian Aichinger

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