Wenige Tage nach dem unbegreiflichen Tod von Agy Diawusie trifft der Jahn am Sonntag, den 03.12.2023, um 16.30 Uhr Zuhause auf die zweite Mannschaft des SC Freiburg. Wir blicken mit euch auf diesen traurigen 17. Spieltag. (Foto: Thomas Niedermueller/Getty Images via Onefootball)
Über den Jahn
Anders als sonst lassen wir in der Spieltagsvorschau nicht dem Gegner den Vortritt, sondern beginnen mit dem Jahn. Es sei uns verziehen. Die Gründe dürften jedem bekannt sein. Der plötzliche und unbegreifliche Tod von Agy Diawusie überstrahlt am Sonntag alles Sportliche. Wo wir uns vergangenen Sonntag noch jubelnd in den Armen gelegen haben, muss der ein oder andere eine Woche später Tränen verdrücken. Ich persönlich kann es immer noch nicht ganz realisieren, dass ein Junge, der vor wenigen Tagen bzw. Wochen noch auf dem Platz hin und her geflitzt ist, aus unserer Mitte gerissen wurde. Es ist surreal.
Wenn das Spiel abgesagt worden wäre, hätte das vermutlich auch jeder verstanden. Aber bekanntlich hat sich das Team und die sportliche Führung nach einem „ergebnisoffenen“ Austausch unter der Woche entschlossen, das Spiel gemeinsam zu bestreiten. „Lasst uns für Agy dieses Spiel spielen“ sei der Tenor laut unseres Geschäftsführers Sport, Achim Beierlorzer, gewesen. Wie es in den einzelnen Spielern aussieht, kann man aber nur erahnen. Einige haben sich am Freitag auf Instagram in persönlichen Botschaften von ihrem Freund und Mannschaftskollegen verabschiedet. Wir hoffen, dass das in den letzten Wochen so gefestigte Team, das uns allen bereits viel Freude bereitet hat, auch diesen schweren Schlag gemeinsam bewältigt.
Das Sportliche, das Spekulieren und Fachsimpeln, wer in der Startelf stehen wird, tritt in dieser Woche komplett zurück. Chef-Trainer Joe Enochs und Beierlorzer, der aufgrund der besonderen Situation auch auf der PK sprach, ließen offen, wer sich am Sonntag zutraut, ein Fußballspiel zu bestreiten. Enochs sprach von „Freiräumen“, die man dem Team bewusst gegeben habe, um mit der Trauer umzugehen. Beierlorzer sagte: „Die Gespräche waren so, dass alle gesagt haben, sie sind bei diesem Spiel dabei. Aber natürlich war das vor zwei Tagen, das kann sich in so einer Situation immer wieder ändern.“ Definitiv fehlen werden Eric Hottmann aufgrund seines zuletzt erlittenen Kreuzbandrisses und Rasim Bulic, der wegen seiner 5. gelben Karte gesperrt ist.
Worauf es in dieser schweren Zeit mehr denn je ankommen wird: das Bündnis zwischen Fans und Spielern. Die HJT hat bereits angekündigt, dass es Gedenkaktionen geben wird. Kommt zahlreich ins Stadion und gedenkt Agy. Lasst uns jetzt und in den kommenden Wochen zusammenstehen. (Flo1889fm)
Über den Gegner
Der SC Freiburg ist vermutlich ein Verein, den jeder Jahnfan kennen dürfte. Nicht nur aufgrund der ersten Mannschaft, die einen sehr erfolgreichen Weg gegangen ist, sondern auch wegen der zweiten Mannschaft und der Spieler, die von dort oder der Ersten den Weg zu uns gefunden haben. In den letzten Jahren waren dies u.a.:
- Carlo Boukhalfa
- Publikumsliebling Konrad Faber
- Chima Okoroji
- Jonas Föhrenbach
Geht man in den Jahren noch weiter zurück, findet man bestimmt noch den ein oder anderen Spieler, der den Weg vom SC zum SSV Jahn gefunden hat. Fraglos spricht dies für die gute Jugendausbildung des SC. Und das ist einer der vielen Gründe, wieso einige die „Zweitmannschaften“ als richtig und sinnvoll betrachten: die Ausbildung.
Durch das Zusammenkommen so vieler talentierter Spieler in einem solchen Rahmen scheint sichergestellt, dass sich diese bestmöglich entwickeln können und dabei ggf. auch bei Vereinen in ihrer Heimat bleiben können – und vielleicht sogar etwas wie Identifikation entwickeln.
Doch gleichzeitig ist genau das auch ein Vorwurf: Die Zweitvertretungen ziehen Spieler aus der Region und von weiter weg an und bündeln sie an einem Ort. Vorher spielten die sehr talentierten Jungs (als Beispiel) bei Chemnitz, Zwickau, Halle, Jena und vielen weiteren Cubs, doch nun findet man sie gebündelt bei RB Leipzig. Das wird auch in Baden-Württemberg beim SC nicht anders sein. Immerhin hat ein solcher Verein auch ganz andere Möglichkeiten. Also nehmen diese Vereine vielleicht dem Umland die Spieler weg, plus dazu auch die Plätze in den oberen Ligen. Dort, wo jetzt ein SC Freiburg II steht, könnten zum Beispiel auch die Stuttgarter Kickers stehen, welche ihre Mannschaft nicht immer mit Spielern aus dem Bundesliga-Team verstärken können.
Hier scheiden sich die Geister, wie man damit umgehen könnte. Flo aus unserem Team findet z.B: „Bin in der Hinsicht sehr für das englische Modell, wenn ein Spieler zu mehr berufen ist, kicken die meistens sowieso nicht lang in der zweiten Elf. Im englischen Modell kicken die U21-Teams in einer eigenen Liga“.
Julian wiederum hält dagegen: „Da bin ich kein Freund davon. Gegen gestandene Herrenteams zu spielen, ist wichtig für junge Entwicklungsspieler“.
Man sieht also: Wie man damit umgeht, ist nicht immer einfach und auch nicht einfach zu lösen. Aber dieser Ausblick auf die Thematik ändert nichts daran, dass wir am Sonntag auf den SC Freiburg II treffen werden.
Die Mannschaft aus dem Breisgau steht auf Tabellenplatz 19 mit 9 Punkten bei 2 Siegen, 3 Unentschieden und ganzen 10 Niederlagen. Woran es genau liegt, wissen Fans des SCF wohl am besten. Dass einige Leistungsträger wie Jugendnationaltorhüter Noah Atubolu weggebrochen sind, ist bekannt. Auf dem Papier also eine machbare Aufgabe für die Jungs aus der schönsten Stadt Deutschlands, doch wie immer heißt es: Fokussiert bleiben!
Auch wenn die Mannschaft schlecht da steht, so können doch alle Fußball spielen. Dabei helfen soll ein alter Bekannter: Hamadi Al Ghaddioui hat seinen Weg in den Breisgau gefunden. Des Weiteren kommt es zum Familientreffen der Breunigs. Maximilian Breunig, der ältere Bruder von Louis Breunig, steht in Diensten der Elf von Trainer Thomas Stamm.
Dieser scheint augenscheinlich eine 4-1-4-1-Formation, bei der die Hauptaufgabe der defensive Mittelfeldspieler zu tragen hat. Als Aktivposten vorne soll der Angreifer sich immer als Anspielstation anbieten oder ins Mittelfeld rochieren, um Platz für seine Teamkollegen zu schaffen.
Dadurch, dass in dieser Formation grundsätzlich das defensive Mittelfeld unterbesetzt ist, gibt es immer wieder große Räume im Zentrum, welche bespielt werden können. Jedoch sind die Flügel dank der beiden Viererreihen stark besetzt und wenn man konzentriert spielt, lässt sich in Ruhe ein geordnetes Offensivspiel aufziehen.
Was das bedeutet? Das bleibt der Analyse von Joe Enochs und seinem Team überlassen. Ob der SC Freiburg das System der letzten Wochen erneut spielen wird, ist aufgrund des unterbesetzten Sechserraums fraglich, dahingehend kann man wohl Umstellungen auf bspw. ein 4-4-2 erwarten.