Es zieht sich wie ein roter Faden durch die Saison: Nach einem eher mäßig anzuschauenden Spiel stehen auch durch einen harten Kampf die drei Punkte auf dem Konto des SSV Jahn – so auch gegen Duisburg. (Foto: NieKoe)
Vorgeplänkel
Ruhrpott, schreckliche Anstoßzeit, Flutlicht. Diese Atmosphäre kennt der weit reisende Jahnfan doch, vielleicht hat er genau das schon einmal vor knapp 2 Wochen erlebt. Mit schmerzlichen Erinnerungen an die mit rot-weißen Tränen getränkte rote Erde ging es nun erneut in den tiefen Westen. Dort kämpft ein Bundesliga-Gründungsmitglied gegen den Sturz in die Bedeutungslosigkeit. Man erwartete im Vorfeld einen harten Kampf, aber sicherlich nicht ungewöhnlich ressourcenschonendes Pressing und an Abstiegskampf anmutendendes Mauern von Seiten des Tabellenführers. Doch hat dieser Weg, Spiele für sich zu entscheiden, eine Zukunft in der nun eintretenden heißen Phase der Saison? Scheiterte ein möglicher Punktgewinn der Meidericher vor allem an dem eigenen Unvermögen? Alles in allem wirklich luxuriöse Fragen, die man sich als Jahnfan nach Siegen (!) eventuell stellt. Oder ist das gerade in dieser Phase der Saison nicht einfach egal?
Spielbericht: 1. Halbzeit
Beide Teams starteten in einem 4-2-3-1, was sich auf Seiten der Domstädter im Laufe der zweiten Halbzeit noch zu einem 3-5-2 wandeln sollte. Vor gut 9000 Fußballverrückten begann das Spiel rasant, von Abtasten war keine Spur. Kein Meter wurde einander geschenkt, dementsprechend waren einige Trikots schon Mitte der ersten Halbzeit komplett schmutzverschmiert. Mit Intensität brachte so Faber eine Flanke in der 4. Minute präzise an den zweiten Pfosten, wo Anspach den gegenüberliegenden Pfosten anvisierte, aber an Müllers Bein scheiterte. Nachdem die ersten Minuten klar der Jahnelf gehörten, kam Duisburg nach einer kurzen Pause, in der aus Protest gegen DFL-Investorenpläne Klopapierrollen aufs Feld geworfen wurden, zu ersten Abschlussgelegenheiten. Weidinger parierte einen Kopfball von Kölle glänzend, nachdem eine Flanke mit Wucht von Feltscher ins Zentrum getreten wurde (17.). Nach einer darauffolgenden Neutralisierungsphase beider Teams ballerte Kother einfach mal präzise mit Vollspann drauf. Ohne Müller wäre dieser wohl eingeschlagen (34.). Rasim Bulic versuchte es eine Minute später mit weniger Wucht. Der Ball tropft weit ab, sodass Huth den Ball in die Maschen hauen kann. Die einzig nennenswerte Großchance konnte Huth erneut im Nachsetzen nicht verwerten (45.).
Spielbericht 2. Halbzeit
Eisenhuth kam in der zweiten Hälfte, um den zweiten Torerfolg an diesem Abend anzupeilen. Nun kam aber Duisburg besser ins Spiel. In alter „Jahn-2017-Manier“ wuchtete Marvin Knoll einen Freistoß kurz nach Wiederanpfiff mit Karacho Richtung Kreuzeck, Weidinger war stark zur Stelle. Mit der in der 60. Minute folgenden Einwechslung von Bryan Hein erfolgte die Umstellung auf das 3-5-2. Das implizierte: Enochs wollte das zweite Tor. Und es kam fast dazu: Hein spielte mit großartiger Übersicht unter Bedrängnis einen Doppelpass mit Anspach, der aus gut zehn Metern nur den Pfosten traf (67.). Je näher der Schlusspfiff kam, desto mutiger spielte Duisburg nach vorne. Die wohl geplante Konterstrategie konnte wenig bis gar nicht aufgehen, da Duisburg weiterhin hochintensiv in die Zweikämpfe ging, im festen Willen, doch noch einen Punkt mitzunehmen. Gegnerische Chancen verpufften allerdings an der Seitenlinie und an Weidinger (87.,89.,90.). Ein weiterer Sieg durch effektives Mauern konnte so erreicht werden. Nicht unverdient, aber gewohnt knapp.
MVP des Spieltags: Alex Weidinger
Auffällig war unter anderem, dass Schönfelder nicht mehr der entscheidende Mann für Freistöße war. An seine Stelle traten Anspach und Geipl (Nostalgiefaktor!). Die Wechsel der zweiten Hälfte brachten zwar keine neue Stabilität in das Pressingspiel der Rothosen, allerdings brachten vor allem Hein und Mustafa Konterstärke ins Spiel. Natürlich darf man auch das grandiose Anlaufverhalten von Elias Huth nicht vergessen, er hat uns außerdem 3 Punkte beschert. Eingetütet hat dies allerdings Alexander Weidinger, der mit mehreren Paraden einmal mehr den Sieg festhielt. Zwei Spiele in Folge zu Null sprechen nicht nur für eine gewohnt stabil stehende Defensive, sondern auch für die, wie ich finde, oft unterschätzte individuelle Klasse des Urgesteins.
„Enttäuschung“ des Spieltags: Oscar Schönfelder
Durchaus schwer, einen Spieler auszuwählen, bei einer kollektiv soliden Mannschaftsleistung. Oscar wirkte in einigen Situationen einen Schritt hinterher, harmonierte aber gewohnt gut mit Faber. Trotzdem blieb er im Gegensatz zu Kother unauffälliger. Er wirkte auch recht emotional nach seiner Auswechslung. Ganz im Ernst: Die eigentliche Enttäuschung war ein offenbar weniger gut gerechtfertigter Polizeieinsatz in der Halbzeitpause hinter der Duisburger Fankurve, aufgrund des Klopapier-Protests.