Vorbericht: Zwischen Opfern und Disziplin

Ostbayern trifft Südwestdeutschland. Am Samstag, den 02.03.2024, um 14 kommt es zur Partie SV Waldhof Mannheim gegen den SSV Jahn Regensburg. Ein Spiel, das vielleicht etwas Hitziges verspricht beim Duell der Cheftrainer Marco Antwerpen und Joe Enochs. Für unseren SSV gilt es, auf sich zu schauen und sich weiter zu stabilisieren. Und wir schauen gemeinsam mit euch auf die Partie. (Foto: Andreas Schlichter/Getty Images)

Was Statistiken aussagen und welche Folgen Sie haben

Einige Mannheimer werden sich vermutlich aktuell lieber die letzte Saison zurückwünschen. Dort stand man am Ende auf Platz 7 mit komfortablen 60 Punkten. Heute sieht das etwas anders aus. Platz 17, magere 24 Punkt und der vorletzte Platz ist nur 2, dass rettende Ufer 4 Punkte entfernt. Das ist nicht das, was man sich gewünscht hatte. Jedoch hatte man von einigen Personen im Vorfeld gehört, dass es eine schwierige Saison werden würden. Manche behaupten, weil wichtige Sponsoren abgesprungen sind und somit der Kader nicht adäquat verstärkt wurde, wieder andere waren von Rüdiger Rehm nicht überzeugt. Doch dazu mehr.

Doch stimmt das grundsätzlich so?

Ein großes Wechseln hat in Mannheim in dieser Saison durchaus stattgefunden. 18 Spieler (Leihen inklusive) gingen und 19 Spieler (inklusive Jugend) kamen. Bis zur Winterpause konnte man durchaus verstehen, dass die Verstärkungen gegebenenfalls nicht als “adäquat” wahrgenommen wurden. Auf Spieler mit großen Namen und guter Leistung wie u.a. Dominik Kother, Alexander Rossipal und Thomas Pledl folgten Zugänge, die zumeist bisher nur durch ihren Namen, aber nicht zwangsweise durch Leistung bekannt waren. Darunter waren z.B. ein Jalen Hawkins oder ein Minos Gouras.
Im Winter ließ es die Mannschaft aus der Quadratestadt jedoch richtig krachen und das mit einem riesigem Grinsen zum verhassten Nachbarn aus Lautern: Man verpflichtete Terrence Boyd. Spätestens jetzt gab es ein großes Upgrade für den Waldhof.
Doch wo steht die Mannschaft um den neuen Trainer Marco Antwerpen denn nun?

Was haben wir und die Mannheimer gemeinsam? Richtig, einen Torwartwechsel. Doch während wir aufgrund einer Verletzung wechseln mussten, war es bei den Mannheimern vermutlich die Leistung oder Gründe, die uns nicht bekannt sind. Fakt ist, anstelle von Jan-Christoph Bartels steht nun Lucien Hawryluk zwischen den Pfosten. Und es gab eine unglaubliche Verbesserung. Die Spiele zu Null haben sich verdoppelt auf ganze 2! Spaß beiseite, es liegt nicht immer nur am Torhüter. Insgesamt haben die Mannheimer schon 46 Gegentore eingeschenkt bekommen, von welchen 27 unter den Augen von Hawryluk passiert sind.
Dabei ist Lucien Hawryluk in den Top 5 der gehaltenen Bälle. Im Schnitt hält er pro Spiel immerhin 3,2 Bälle. Ist er also nun die große Schwachstelle? Das ist schwer zu sagen, es liegt wie gesagt nie nur am Torwart alleine, aber es gibt definitv sicherere Rückhalte.
Apropos Rückhalt: Unsere glorreiche Verteidigung hat sich gegen Aue ja schon etwas in die richtige Richtung stabilisiert. Also muss es die Mannheimer Verteidigung sein, auf deren Nacken die vielen Gegentore gehen. Nun, das ist leider ebenfalls zu einfach. Julian Rieckmann, Spieler des SV Waldhof Mannheim, ist ligaweit der beste Spieler, wenn es darum geht, Bälle bereits im Mittelfeld abzufangen. Im Schnitt 2,1 Bälle pro Spiel und damit etwas mehr als z.B. der gesperrte Andi Geipl, welcher mit 1,7 auf Rang 3 steht. Das macht sich auch in den Mannschaftsstatistiken bemerkbar: Bei den abgefangen Bällen pro Spiel rangieren die Mannheimer auf Rang 2 mit 8,9 und somit 0,1 hinter unserem SSV Jahn Regensburg. Bei uns hilft uns die gute Statistik von Bryan Hein,, welcher direkt auf Rang 5 zu finden ist. Aber auch bei den Ballabnahmen findet man die Mannheimer direkt hinter uns auf Rang 3. Also kann man nun doch sagen, dass es der Torhüter ist? Nein, die Verteidigung! Was ist es denn nun? Eine Schwachstelle und eine Möglichkeit für unsere Stürmer ist die Ungestümtheit der Waldhöfer. Die zweitmeisten Fouls pro Spiel in der gesamten Liga bieten viele Möglichkeiten, die Mannschaft nicht in den Spielfluss kommen zu lassen und Standardsituationen zu kreieren. Hier müssen ggf. Niclas Anspach oder Tobias Eisenhuth zeigen, was sie können. Oder man versucht, Strafstöße zu erzwingen. Der unrühmliche zweite Platz in der Kategorie verursachte Strafstöße geht nämlich an die Jungs von Marco Antwerpen. Hier bietet sich vielleicht für Dominik Kother die Möglichkeit, aus seinen Flugeinlagen etwas zu generieren.
In der Offensive finden sich neben dem “Star” Terrence Boyd auch zwei Spieler mit Regensburger Vergangenheit, welche allerdings nie die Erwartungen erfüllen konnten. Der eine ist Jalen Hawkins und der andere Minos Gouras. Beide haben in der laufenden Saison mindestens an 20 Spielen teilgenommen, wobei Minos Gouras unter Marco Antwerpen sich aktuell schwertut. Und zu richtigen Goalgettern sind beide nicht geworden (Gouras 1 Tor, Hawkins 4 Tore). Hawkins kann jedoch behaupten mit die meisten Tore der Mannschaft zu haben. Die Hauptlast bzw. das Hauptaugenmerk in der Offensive dürfte sowieso auf Terrence Boyd liegen der in 7 Einsätzen bisher 3x getroffen hat. Aber auch ein Hermann oder ein Okpala haben 3 Tore und sind somit nicht zu unteschätzen. Die Mannheimer verteilen ihre Tore auf diverse Schultern und auch aus dem Mittelfeld kommt gehörig Druck in Form des erfahrenen Baxter Bahn. Dieser hat ebenfalls 4 Tore erzielt.

Was bleibt einen nun zu denn Mannheimern zu sagen? Wie kann man sie knacken? Nicht nur der Jahn steht “unter Druck”, wieder solide Leistungen auf den Platz zu bringen, sondern auch die Mannheimer. Punkte, sie brauchen dringend Punkte. Marco Antwerpen gab bereits vor Saarbrücken an, dass dies alles sei, was zählt und persönliche Befinden hinten anstehen müssen ( Vor dem Derby). Vielleicht kann der Jahn diesen Druck nutzen und die Mannheimern so zu Fouls zwingen. Wenn man Boyd aus dem Spiel nehmen kann, wird auch einiges an offensiver Kraft fehlen. Ansonsten bleibt den Jungs nichts weiter übrig, als sich an Ihrer Leistung zu messen und sich zu steigern. Ein gut spielender Jahn dürfte besser drauf sein wie die Mannheimer Mannschaft. Aber eine gesunde Portion Respekt darf unserer Mannschaft nicht fehlen denn: Die Mannheimer stehen mit dem Rücken zur Wand.

Das Opfer der Leistungen: Rüdiger Rehm

In unserem Vorbericht gegen Aue gingen wir bereits darauf ein, dass Joe Enochs zu den Trainern mit mindestens 100 Siegen in der dritten Liga gehört. Wer auch dazu gehört, ist Rüdiger Rehm. Doch wie unterschiedlich Menschen in Ihrer Art und Weise sein können, so können es auch zu gewissen Zeitpunkten im Leben auch Karrieren sein. Während Joe Enochs bei Zwickau immer gegen den Abstieg kämpfte, hatte Rehm durchaus mehr Erfolg. Doch nun? Nun ist Rehm seit 4 Spieln bereits nicht mehr Cheftrainer des SV Waldhof Mannheim.
Doch zurecht? Immerhin gab es vor seiner Entlassung einen 4:1 Sieg gegen den Hallenschen FC. Und wie denkt eigentlich Kaiserslautern darüber, dass nach Terrence Boyd wieder einer der ihren zu den Waldhöfern gegangen ist?
Sehr erfolgreich war Rehms Zeit bei den Mannheimern nicht. Man konnte von außen schon wahrnehmen, dass nicht alles stimmig ist beim SV Waldhof Mannheim und dass auch Rehm teilweise sehr gestresst gewirkt hatte. Und auch seine erzielten Punkte pro Spiel belgen dies: 1,18 pro Spiel sind nicht sonderlich gut, aber auch nicht extrem schlecht. Insgesamt reiht er sich hier im Niemandsland der Trainer von Mannheim ein. Im Ligavergleich wäre er hinter Olaf Janßen und vor Mitch Kniat, welche Platz 6 & 7 von unten ausmachen.
Aber Rehm ist auch ein Beispiel, wie gut Trainerwechsel funktionieren können: Marco Antwerpen hat bisher einen unglaublichen Punkteschnitt von 0,25 in seinen 4 Spielen. Vergleicht man das mit 1860, die in 8 Spielen 2,25 Punkte im Schnitt erzielt haben unter Neu-Coach Argirios Giannikis, bleibt man schon erstaunt zurück.

Dabei hatte Rehm in seiner Zeit durchaus auch bessere Schnitte vorzuweisen. Beim FC Ingolstadt erreichte er einen Schnitt von 1,55 Punkten in der Saison 2022/23 und bei Wehen Wiesbaden in 2016/17 ganze 1,94. In den Jahren bei Wiesbaden war sein Schnitt nur einmal unter 1,50 Punkte, ja in den Jahren von 2016 bis 2019 nie unter 1,84.
Auf seine gesamte Karriere weist Rehm einen Punkte pro Spiel Wert von 4,9 auf und hat 165 von 394 Spelen in seiner Karriere gewonnen. Und, so fair sollte man sein, Joe Enochs hat bei mehr Spielen (473) “nur” 182 gewonnen und dabei einen Punkteschnitt von 1,44 erzielt.

Lag es also an Rehm, dass Mannheim dort steht, wo es steht? Nein, das wäre nicht richtig. Hat es vielleicht nie so richtig sollen sein? Das schon eher. Das Kapitel Mannheim ist vorbei und man darf gespannt sein, wo man ihn wieder begegnet.

Der Blick auf den Jahn

Der SSV Jahn muss im heißen Duell im Benz-Stadion auf zwei wichtige Spieler verzichten: Andi Geipl und Christian Viet. Beide gelbgesperrt und nicht sehr unwichtig – es wird sehr interessant sein, wie Joe Enochs sie ersetzen will. Robin Ziegele und Alex Bittroff seien laut Joe Enochs auf der PK fraglich, die beiden Langzeitverletzten Eric Hottmann und Erik Tallig leider weiterhin langfristig verletzt.

Allerdings hatte auch gute Neuigkeiten zu vermelden: Oscar Schönfelder scheint wieder fit und damit eine Option zu sein. Außerdem ist Felix Gebhardt wieder im Training. Allerdings müsse man sehen, “wie weit er ist”, sagte Joe. Er warnte zudem vor Mannheim, die sich in der Winterpause mit Boyd, Goden, Klünter und Kobylanski, teils mit Bundesligaerfahrung, verstärkt hätten. Im letzten Spiel gegen den Tabellenletzten Freiburg seien sie gerade gegen den Ball und in den Zweikämpfen sehr gut gewesen.

Dass man sich gegen Aue, ein Zu-Null-Spiel, stabilisiert habe, wollte Joe gewürdigt wissen. Das sei die Basis, um erfolgreich zu sein. Leider zwar ohne Tor, wobei man “genug Chancen” gehabt habe. “Wir blicken nach vorne”, sagte er.

Auf die Frage, wie er Andi Geipl und Chrille Viet ersetzen wolle, antwortete Joe, dass naturgemäß Tobi Eisenhuth und Christian Schmdt die Kandidaten wären. Auf der Zehnerpositio gäbe es “Ansi” Niclas Anspach, im Sturm gäbe es aber auch die Überlegung, mit entweder Valdi Mustafa oder Elias Huth im Verbund mit Noah Ganaus auf eine Zweierspitze umzustellen. Ähnliche Gedankenspiele wurden übrigens bereits unter der Woche im 1889fm-Podcast angestellt.

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