Nun ist also endlich die Katze aus dem Sack und die Spielkluft für die neue Saison in der zweiten Liga ist draußen. In sämtlichen Kreisen wurde das neue Gewand diskutiert. Am Ende ist es schon wieder etwas Ähnliches zu den Vorjahren geworden. Das neue Outfit unseres Teams sieht durchaus schick aus, ist schlicht gehalten und wirkt dadurch durchaus zeitlos und edel. Die Farbwahl mag nicht für jedermann im ersten Moment optimal wirken, dennoch ist das neue Auswärtstrikot für mich wie eine Liebe auf den zweiten Blick. Der Farbton ist hervorragend getroffen, das Weinrot kommt aktuell in Mode und wurde nicht zufällig gewählt. (Foto: NieKoe)
Der Dorn im Auge
Nun wäre es ja eine zu schöne und unrealistische Situation, wenn alle glücklich und zufrieden wären. Die Diskussionen rund um Trikotsponsoren gibt es schon lange und es wird sie wohl immer geben. Und darum möchten wir uns dieser Diskussion jetzt widmen. Genauer gesagt ist es weniger als an anderen Standorten der Sponsor an sich, vielmehr sind es die Farben des Logos, die sich nicht ganz mit den Farben unseres Herzensvereins vertragen und sich eher beißen.
Vielen ist es egal, aber einigen nun mal auch nicht. Denn es scheint viel zu störend zu sein, das Logo des Discounters in gelb und rot. Es gefällt nicht, es zerstöre das Trikot und mache es auch billig, sind nur einige der Vorwürfe.
Der größte Kritikpunkt ist wohl, dass Netto nicht bereit sei, auf die Fans einzugehen und sein Logo anzupassen. Wenn das Logo angepasst wäre, wäre das Trikot deutlich edler und auch ansehnlicher. Man verstehe nicht, wieso sich Netto so dagegen wehre und ob man bewusst die den Fans ignoriere.
Ob Netto das tut oder nicht, können wir an der Stelle nicht beurteilen. Auch der Verein gehört dazu, die dafür Verantwortlichen sollten die Anliegen der Fans kennen. Wieso spürt man dennoch keine Bewegung? Die Frage, wieso man sich offensichtlich nicht auf eine Anpassung einlässt, kann und sollte man auch mal stellen.
Das Trikotsponsoring
Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, müssen wir auch über die Thematik Trikotsponsoring sprechen. Was ist das? Für wen macht es Sinn?
Für einen Verein macht Sponsoring Sinn, natürlich um Geld zu generieren. Ein Sponsor hat Interesse daran, die Position, Reichweite und Aufmerksamkeit eines Vereins zu nutzen. Diese immateriellen Güter kann sich ein Verein gut bezahlen lassen. Doch inwiefern macht es für einen Sponsor Sinn? Es geht um Platzierung des eigenen Produkts, Wahrnehmung im Sport, Möglichkeit ein Netzwerk zu nutzen und um eben auch im Gespräch zu bleiben. Ein weiterer Grund kann sein, den Bekanntheitsgrad des Unternehmens zielgerichtet in der Region zu steigern. Ein Beispiel hierfür wäre wohl Borussia Mönchengladbach mit Flatex. Deren CEO Niehage gab an, dass man seinen Bekanntheitsgrad um 300% steigern konnte. Durch diesen rasanten Anstieg sei es nicht mehr nötig, als Hauptsponsor bei der Borussia vertreten zu sein. Dieser Rückzug geschieht daher aus wirtschaftlichen Gründen und aus dem Erfolg des Unternehmens. Ein schwieriger Zwiespalt: Oft bekommt man nur Unternehmen auf die Brust, welche ihr Image aufbessern müssen. Nicht umsonst werden so bspw. Sportwetten, der skrupellose Wohnungsmarkt oder Schlachtbetriebe der Öffentlichkeit untergejubelt.
Um es noch einmal bildlich darzustellen: Wie viele Personen holen sich vielleicht einen Handytarif bei Congstar, nur weil sie dank dem FC St. Pauli auf diesen Anbieter aufmerksam geworden sind? Die Zahl dürfte nicht gering sein. Fragt man im Bekanntenkreis nach, könnte man meinen, Congstar hat die altbekannten Werte der Hamburger übernommen. Klarmobil, als direkter und vergleichbarer Konkurrent, ist zum Beispiel vielen im ersten Moment dafür vielleicht nicht so im Kopf und niemand weiß, wofür Klarmobil steht, währenddessen Congstar oft “wild” wirkt.
In der heutigen Zeit, in welcher der Fußball immer mehr kommerzialisiert wird, kann man ohne einen Sponsor schlichtweg nicht überleben. Nicht mal auf Kreisliga-Ebene. Es ist ein scheinbar einfaches Geschäft, ein Geben und ein Nehmen. Gib mir dein Geld und nimm dir meine Reichweite. Aber Achtung: Oft überschneiden oder beißen sich Interessen, dann wird plötzlich aus einer Partnerschaft ein Konflikt. Oder wie man heute auch weiß, gibt es auch Blender, die nur den Bekanntheitsgrad erreichen wollen, aber eigentlich nicht die finanzielle Kraft liefern.
Nachdem sich ein Verein und ein Sponsor geeinigt haben, darf der Sponsor sein Logo auf dem Trikot des Vereins platzieren. Und hier beginnt nun der große Streit: Warum sind manche Sponsoren so unnachgiebig?
Von Logos und Farben
Die unten genannte Erklärung sollte in Kürze Aufschluss darüber geben, wieso ein Logo einen essenziellen Bestandteil bei einem Unternehmen und vor allem bei dessen Marketing einnimmt. Marketing, was war dieser Füllbegriff nochmal? Definitionsgemäß: Alle Aktivitäten eines Unternehmens, den Absatz durch Betreuung der Kunden, Werbung, Beobachtung und Lenkung des Marktes sowie durch entsprechende Steuerung der eigenen Produktion zu fördern.
Deine Marke und das damit verbundene Erkennungszeichen ist als Logo aus vier Gründen so wichtig für deine Marke: Es soll einen professionellen Eindruck vermitteln, Aufmerksamkeit lenken, Wiedererkennung schaffen und Markenidentität bestärken.
Lisa Koch
Ein großer Bestandteil von Werbung ist auch die Farbenlehre. Die Welt ist, Gott sei Dank, nicht nur schwarz und weiß, sondern auch grün, gelb, blau, und vor allem weiß-rot. Sie ist einfach bunt. Aber wir können an uns selbst beobachten, wie unterschiedliche Farbe unterschiedliche Auswirkungen haben. Ich kann aus meiner Erfahrung z.B. sagen, dass mir weiße Kleidung oftmals einfach edler vorkommt als andere Farben. Oder auch, dass blau einen durchaus beruhigenden Effekt haben kann. Was ich damit sagen möchte: Man darf die Farben und Ihre Kraft nicht unterschätzen. Vor allem unterbewusst passiert unglaublich viel. Ich durfte mal jemanden kennenlernen, der für einen Anbieter arbeitete, welcher im selben Segment wie Netflix tätig war. Bei der Entwicklung des Logos wurde Nuancen an Farbtönen getestet, da wohl nachweislich ein Effekt auf den Konsumenten zu spüren war. Vorstellen konnte ich mir sowas selbst nicht, aber mit der Zeit merkte ich dann doch auch, wie sehr man dort tätig werden kann. Wer mehr über diese Thematik lesen möchte, kann sich hier einlesen.
Ein wichtiger Punkt in diesem ganzen Marketing, Branding und Co. ist auch das sogenannte Rebranding. Lt. Erklärung ist Rebranding eine Marketinginitiative, bei der die Identität einer Marke (d.h. Ihr „Look-and-Feel“) verändert wird, um zu beeinflussen, wie die Marke in den Köpfen ihrer Verbraucher und Stakeholder wahrgenommen wird. Und dabei kann natürlich vieles schiefgehen, von kleinen Pannen bis zu riesigen Shitstorms. Beim Umgang mit seinem Logo und so weiter scheint also Vorsicht geboten zu sein. Oder ist das nur eine übertriebene Angst? Immerhin ist es auch nur etwas Farbe und wie ein aufmerksamer Discord-Nutzer mal anmerkte, geht es ja an bestimmten Filialen auch mit dem Anpassen der Farbe.
Wir haben mal bei Netto angeklingelt und nachgefragt, wie sie das mit den Farben sehen. Wir haben folgende Antwort erhalten:
Zusätzlich ist uns ein hoher Wiedererkennungseffekt sehr wichtig, so dass wir bisher die Unternehmensfarben bei der Logo-Integration abgebildet haben. Für eine optimale Gestaltungsharmonie haben wir unser Logo um den Unternehmensnamens-Zusatz “Marken-Discount” gekürzt. Aus unserer Sicht sind die Trikots erneut sehr gelungen und repräsentieren optimal die Verbundenheit von Netto Marken-Discount mit dem SSV Jahn sowie mit der Region. Wir nehmen Ihre Mail zum Anlass für die künftige Saison eine farbharmonisierte Logo-Integration nochmals zu diskutieren und danken Ihnen für Ihre Nachfrage.
Christina Stylianou, Leiterin Unternehmenskommunikation
Wie wertet man nun diese Antwort? Was zieht man für Schlüsse daraus? Am Ende bleibt das natürlich wieder jedem selbst überlassen, wie er dazu steht. Eine große Überraschung ist diese Aussage nicht, dennoch wirkt es wie sehr viel Drumherum für ein Nein. Mir persönlich war nicht mehr so bewusst, dass bereits eine Anpassung am Logo vorgenommen wurde. Auch die Ausführungen, dass ein »hoher Wiedererkennungseffekt« sehr wichtig ist, leuchten im ersten Moment ein. Aber auch gerade deshalb kann man die Frage stellen, wieso es dann doch möglich ist, diesen Wiedererkennungswert anzupassen. Wie oben bereits erwähnt, gibt es Filialen mit dunklen Wänden und an diesen prangt ein in weiß gehaltenes Logo. Auch die Kleidung der Beschäftigten hat sich über die Jahre weiter farblich verändert, was ja auch den Wiedererkennungswert verändert.Wir möchten nicht widersprechen, dass die Trikots gelungen seien, aber dennoch anmerken, dass man sich der Diskussion um eine Anpassung des Logos doch intensiver stellen kann und vielleicht auch muss. Bei den Fans würde dies vermutlich einen positiven Effekt bewirken. Ob die Ankündigung, dass man darüber nochmals diskutieren wolle, nur zur Besänftigung eingepflegt wurde, oder man ernsthaft darüber nachdenken, wird sich zeigen.
Persönliches Fazit
Ehrlicherweise sehe ich diese Diskussion nicht so eng wie manch andere im Fanlager. Das hat verschiedene Gründe. Einer davon ist sicherlich, dass ich sehr froh darüber bin, einen „regionalen“ Sponsor an unserer Seite zu haben, der uns nicht nur die Treue hält, sondern auch den Jahn schalten und walten lässt. Man sieht das ja im heutigen Profifußball oft genug, wie das schiefgehen kann. Des Weiteren habe ich auch immer etwas die Angst, dass es keinen adäquaten Ersatz gibt und wir dann nächste Saison mit einem Hauptsponsor alá “Sunreisen Malle 123” dastehen und dann auch noch mit gleichen oder schlechteren Konditionen. Natürlich würde ich mir auch wünschen, dass sich Netto noch mehr auf unsere Farben einlässt. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich die Farbe Gelb mag, aber so störend, wie es manche sehen, empfinde ich das Netto Logo auf der Brust nicht. Es gäbe natürlich auch andere Sponsoren, die ich mega spannend für unseren Jahn fände. Ich denke hier immer an die Firma Horsch aus dem Stadtgebiet Schwandorf, welche auch ein rotes Logo hätte oder auch an die Krones AG. Allerdings gehört hier zur Wahrheit, dass der Jahn nicht das Netzwerk bietet, welches manche dieser Firmen bräuchten (in der Größenordnung) oder diese Firmen ein noch unpassenderes Logo haben, was u.a. die Farbe angeht. Also ein blaues Krones-Logo auf der Brust wäre ziemlich unpassend.
Lange Rede kurzer Sinn: Bedingt kann ich den Ärger nachvollziehen, der große Frust bleibt bei mir allerdings aus.