Der Dino gegen den Zwerg

5. Spieltag der Saison 2024/25: Am 15.09.2024 tritt der SSV Jahn im hohen Norden an. Werft gemeinsam mit uns einen Blick voraus auf die Partie gegen einen starken Gegner. (Foto: Christof Koepsel/Getty Images)

Der SSV Jahn Regensburg grüßt aus dem hohen Norden!

Am 15.09.2024 gastiert unser Jahn zum 5. Spieltag der 2. Bundesliga beim ehemaligen Bundesliga-Dino, dem Hamburger SV. Es ist die Mannschaft, gegen die einst Joe Enochs sein Debüt als Jahn-Trainer “feierte”.

Der HSV steht, wie in jeder Saison, unter Druck, den Aufstieg zu schaffen. Das jüngste 4:1 gegen Mitaufsteiger Preußen Münster war ein Fingerzeig in die richtige Richtung. Insgesamt verlief der Start in die Saison für den Traditionsverein aus der Hansestadt jedoch eher durchwachsen. Was bei den Rothosen los war und auf welche Spieler wir ein Auge werfen sollten, das wollen wir nun gemeinsam mit euch erörtern.

Der Saisonstart des HSV

Wie bereits erwähnt, blickt der HSV mit Blick auf seine ambitionierten Ziele auf einen gemischten Saisonstart zurück. Im DFB-Pokal setzte man sich deutlich mit 7:1 gegen den SV Meppen durch und sicherte sich die Teilnahme an der zweiten Runde. In der Liga jedoch fielen die Ergebnisse nicht ganz so aus, wie es sich Trainer Steffen Baumgart wohl erhofft hat – insbesondere, wenn der Aufstieg das klare Ziel ist.

Zwar könnte man argumentieren, dass nach vier Spieltagen zwei Siege, ein Unentschieden und nur eine Niederlage nicht schlecht sind, doch wir sprechen hier vom ehemaligen Bundesliga-Dino, der in den letzten Jahren oft knapp am Aufstieg gescheitert ist. Der größere Druck liegt jedoch nicht in der Vergangenheit, sondern in der Gegenwart: Das Unentschieden und die Niederlage kamen gegen direkte Konkurrenten im Aufstiegskampf (1:1 gegen Hertha BSC und 0:1 gegen Hannover 96). Auch wenn der Sieg gegen den 1. FC Köln, den Ex-Klub von Baumgart, ein Achtungserfolg war, ist es entscheidend, gerade gegen die Mitbewerber um den Aufstieg Punkte zu holen, um sie auf Distanz zu halten.

Natürlich schmerzen Punktverluste gegen Teams wie den Jahn oder Ulm am meisten, doch die Bedeutung von Spielen gegen direkte Konkurrenten darf nicht unterschätzt werden. Es ist essenziell, diese Gegner im Kampf um die Aufstiegsplätze in Schach zu halten.

Aus den bisherigen Spielen lässt sich ableiten, dass die Mannschaft größtenteils stabil und gut agiert hat – mit Ausnahme der Niederlage gegen Hannover. Preußen Münster musste dies bei der 1:4-Niederlage schmerzlich erfahren. Die Fans im Volksparkstadion scheinen jedenfalls zufrieden zu sein: Beide Heimspiele waren bisher ausverkauft.

Eindrucksvoller 4:1-Sieg gegen Preußen Münster

Die Adler aus Münster waren der erste Aufsteiger dieser Saison, auf den der HSV traf. Und der Verein von Legende Uwe Seeler wurde seiner Favoritenrolle absolut gerecht. Der HSV konnte das Spiel souverän mit 4:1 für sich entscheiden.

Für Fußballromantiker war es eine reizvolle Paarung, da zwei Gründungsmitglieder der Bundesliga erstmals seit vielen Jahren wieder im Ligabetrieb aufeinandertrafen. Steffen Baumgart änderte seine Startformation auf drei Positionen: Kapitän Schonlau fehlte aufgrund einer Gelb-Roten Sperre, während Reis und Selke auf der Bank Platz nahmen. Für sie starteten Elfadli, Balde und Robert Glatzel.

Erste Halbzeit

Warum Robert Glatzel für die Hamburger so wichtig ist, wurde bereits früh deutlich. In der 4. Minute zeigte er seine Präsenz im Strafraum, wurde jedoch durch ein Foul gestoppt.

In der 7. Spielminute, mit der ersten wirklichen Chance der Rothosen, war Glatzel dann zur Stelle und erzielte per Kopf das 1:0. Bemerkenswert war, wie er sich dabei gegen zwei Verteidiger durchsetzte.

Die Mannschaft aus Münster agierte in den ersten Minuten keineswegs passiv, scheiterte jedoch oft an der stabilen Verteidigung des HSV. Dann ging es Schlag auf Schlag: In der 23. Minute verhinderte die neue Nummer 1 im Tor der Preußen noch einen Abschluss der Hamburger, doch in der 24. Minute lenkte er einen Schuss von Glatzel an die Latte. In der 25. Minute war er dann aber chancenlos, als Elfadli nach einer Ecke trocken zum 2:0 aus elf Metern abschloss.

Bis zur Nachspielzeit der ersten Hälfte passierte wenig, doch in der 46. Minute nutzte Hamburg einen starken Konter, den erneut Robert Glatzel zum 3:0 veredelte.

Zweite Halbzeit

Mit der komfortablen Führung im Rücken ließ die Baumgart-Elf das Spiel zunächst geschehen. Münster versuchte, aus dieser Passivität Kapital zu schlagen, was in der 58. Minute gelang, als Paetow eine Flanke von Marc Lorenz ins lange Eck köpfte.

Kurz nach diesem Anschlusstreffer reagierte Baumgart mit einem dreifachen Wechsel: Selke, Heyer und Reis kamen ins Spiel. Der Trainer der Hanseaten bewies ein glückliches Händchen, denn nur zwei Minuten nach seiner Einwechslung traf Heyer aus kurzer Distanz zum 4:1.

In der Folge passierte bis zur 80. Minute wenig. Eine Ecke von Muheim wurde von den Preußen verteidigt, doch der Abpraller landete bei Selke, der den Ball jedoch nicht verwerten konnte. Der HSV behielt das Spiel bis zum Abpfiff fest im Griff und sicherte sich den verdienten Sieg.

In Kürze: Vuskovic und der Pokal

Am Vormittag des 27.08.2024 wurde endgültig Klarheit geschaffen: Mario Vuskovic, der aufgrund von Epo-Doping gesperrt wurde, erhielt eine endgültige Sperre von vier Jahren. Der Verein und die Spieler zeigten sich geschockt, hatten sie doch bis zuletzt für die Unschuld des Spielers gekämpft. Dass Vuskovic weiterhin ein gutes Verhältnis zur Mannschaft pflegt, zeigte sich auch an Robert Glatzels Jubel nach dem 1:0, bei dem er ein Trikot von Vuskovic in die Höhe hielt.

Für den HSV besteht nun akuter Handlungsbedarf in der Innenverteidigung, und gleichzeitig wird betont, dass der Verein Vuskovic in dieser schwierigen Zeit nicht alleine lassen wird. Die große Anteilnahme innerhalb des Vereins zeigt, dass man weiterhin hinter dem Spieler steht.

Während der SSV Jahn im DFB-Pokal auf die SpVgg Greuther Fürth trifft – ein “Revenge Game” nach der knappen Niederlage im Vorjahr – hat der HSV ein noch anspruchsvolleres Los gezogen: In der zweiten Runde des Pokals geht es gegen den Bundesligisten SC Freiburg. Es bleibt abzuwarten, ob die Elf von Steffen Baumgart diese Herausforderung meistern wird.

Erfahrung und Jugend – die Torhüter im Fokus

Diese Woche widmen wir uns dem Schlüsselspieler auf einer einzigartigen Position: dem Torwart. Der HSV befindet sich in der glücklichen Situation, zwei starke Torhüter zu haben. Die Rede ist von Daniel Heuer-Fernandes, 31 Jahre alt und seit 2019 im Verein, sowie Matheo Raab, 25 Jahre alt und seit 2022 im Kader.

Mit Heuer-Fernandes hat der HSV eigentlich eine langjährige Nummer 1, die häufig mit starken Leistungen glänzt. Warum holte man dann aber ein Talent wie Raab in die Hansestadt? Ein Grund dürfte die langfristige Perspektive sein – immerhin ist Heuer-Fernandes schon 31 Jahre alt. Gleichzeitig möchte man den Stammkeeper herausfordern, um ihn zu seiner bestmöglichen Leistung anzuspornen.

Bereits in der letzten Saison zeichnete sich ab, dass der Kampf um den Platz im Tor härter werden würde als erwartet. Seit Steffen Baumgart das Zepter bei den Rothosen schwingt, stand Raab eigentlich im Tor. Doch das kleine Wörtchen „eigentlich“ ist hier entscheidend: Matheo Raab fiel zu Beginn der Saison aufgrund einer Lungenentzündung aus, was die Torwartfrage wieder eröffnete. Heuer-Fernandes nutzte die Gelegenheit und zeigte – wie gewohnt – starke Leistungen.

Werfen wir nun einen Blick auf die Statistiken der beiden. Doch bevor wir das tun, wollen wir uns mit dem Thema Post-Shot Expected Goals (PSxG) beschäftigen.

Was Post-Shot Expected Goals (PSxG), Post-Shot Expected Goals per Shot on Target (PSxG/SoT) und Post-Shot Expected Goals minus Goals Against (PSxG-GA) sind, haben unsere Kollegen vom Lilienblog in ihrem Artikel gut zusammengefasst. Diese Werte sind ein wichtiges Instrument, um Torhüter in der heutigen Zeit zu bewerten und einzuordnen. Anhand der PSxG-GA kann man zum Beispiel erkennen, wie gut ein Torhüter Chancen vereiteln kann. Bei Spox könnt ihr in einem Artikel einen Vergleich aus der Bundesliga sehen.

Nun widmen wir uns jedoch denbeiden Torhütern.

Matheo Raab

Beginnen wir mit dem jungen Akteur in dieser Gleichung:

Eines direkt vorweg: Raab hat, auch aufgrund der aktuellen Saison, rund 500 Minuten weniger gespielt als Heuer-Fernandes. Das sollte man nicht außer Acht lassen.

Wir werfen zuerst einen Blick auf Matheo Raabs Spiel mit dem Ball. Aus dem hervorgehobenen Bereich (gelb hinterlegt) lässt sich erkennen, dass der junge Keeper viele Ballkontakte hat und somit stark in den Spielaufbau eingebunden ist. Der niedrige Prozentsatz bei der Start% zeigt jedoch, dass er selten derjenige ist, der den Spielaufbau selbst einleitet.

Für einen Torhüter ist das Abwehrverhalten jedoch wichtiger als das Spiel mit dem Ball. Hier zeigt Raab einige beeindruckende Werte. Er versucht bereits früh, den Ball abzuwehren, und wenn er aus dem Tor herauskommt oder einen Ball abfangen will, ist er mit einer durchschnittlichen Entfernung von 16 Metern oft am Rand des Strafraums aktiv. Das und seine vielen Ballberührungen sind eine Folge des hohen Ballbesitzes des HSV, bei dem Raab häufig mit nach vorne rückt.

Auch in den klassischen Abwehrstatistiken ist er gut vertreten: Seine Fangquote liegt bei 72,5 %, und im Schnitt kassiert er 1,21 Gegentore pro Spiel, was im Ligavergleich einem Wert von 60 % entspricht.


Schauen wir uns nun die Kennzahlen der PSxG an, so stellen wir fest, dass Raab bei den PSxG-GA einen Wert von 0,24 aufweist, was ihm eine beachtliche Quote von 92 % innerhalb der Liga einbringt. Besonders hervorzuheben ist dabei: Er pariert mehr Schüsse, als er Gegentore kassiert hat. Damit belegte er in der Liga den vierten Platz, unter anderem hinter Jonas Urbig.

Auch bei den PSxG-SoT zeigt Raab einen positiven Wert von 0,35, womit er in der Zweitligasaison 2023/24 sogar Platz 1 erreichte.

Was sagen uns diese Werte? Nimmt man das Alter des Spielers und seine Leistungen in die Beurteilung auf, lässt sich festhalten, dass Matheo Raab ein sehr guter Torhüter in der 2. Liga ist, dessen Entwicklung noch längst nicht abgeschlossen ist. Er kassiert wenige Gegentore und ist schwer zu überwinden, zeigt zudem Stärken im Parieren von Schüssen und kann im Aufbauspiel aktiv mit eingebunden werden.

Daniel Heuer-Fernandes

Bevor wir die beiden Spieler vergleichen, sollten wir uns die Zeit nehmen, um auch auf die Statistik des erfahrenen Daniel Heuer-Fernandes zu blicken.

Auch hier beginnen wir mit dem Spiel am Ball. Heuer-Fernandes berührt den Ball im Schnitt 56,68-mal pro Spiel, und damit deutlich häufiger als Raab. Das zeigt, dass er noch stärker in den Spielaufbau eingebunden ist. Wenn Heuer-Fernandes den Ball klärt, bewegt er sich meist nur bis zu 13 Meter aus seinem Tor heraus, und geht damit nicht so weit nach vorne wie Raab, der den Strafraumrand häufiger verteidigt.

Seine Fangquote liegt bei 69,2 % und damit im unteren Drittel der Torhüter der 2. Bundesliga.

Nun zu den PSxG-Kennzahlen: Der PSxG-GA Wert ist bei Heuer-Fernandes leicht negativ mit -0,01. Das ist zwar kein gravierendes Problem, zeigt aber, dass er mehr Tore kassiert hat, als zu erwarten war. In der aktuellen Saison belegt er damit Rang 9 in der Liga, während er im Vorjahr auf Rang 15 von 41 Torhütern lag.

Beim PSxG-SoT verzeichnet Heuer-Fernandes einen Wert von 0,29. Das ist weder herausragend noch schlecht, reicht jedoch in der laufenden Saison nur für Rang 15 (Vorjahr Rang 13).

Es ist durchaus nachvollziehbar, warum Daniel Heuer-Fernandes all die Jahre die Stammkraft im Tor der Hanseaten war und weiterhin Ansprüche auf diesen Posten erhebt. Da er momentan den Trainer überzeugt hat, sieht dieser trotz Raabs Genesung keinen Grund, einen Wechsel vorzunehmen. Eines ist sicher: Einfach wird es für unseren SSV Jahn definitiv nicht.

Vergleich

Da wir hier zwei qualitativ sehr starke Torhüter haben, wollten wir euch einen detaillierten Vergleich präsentieren. Dieser Vergleich verdeutlicht, welcher Torhüter laut den Daten aktuell der stärkere zu sein scheint.

In Gesprächen mit meinem geschätzten Mentor Max konnte ich anfangs nicht ganz nachvollziehen, warum auch er Matheo Raab über Daniel Heuer-Fernandes stellt. Nachdem ich jedoch die Statistiken der beiden Torhüter sowie den Vergleich zu anderen Keepern der Liga eingehend betrachtet habe, wird die Perspektive verständlicher.

Nicht falsch verstehen: Daniel Heuer-Fernandes bleibt ein äußerst fähiger Torhüter, dessen langjährige Erfahrung und starke Leistungen weiterhin überzeugend sind. Er bringt mehr als genug Argumente mit, um als Stammkeeper aufgestellt zu werden. Steffen Baumgart sieht momentan keinen Anlass für einen Wechsel, da Heuer-Fernandes auch aktuell gute Leistungen abruft.

Dennoch müssen wir den Altersunterschied und die bereits sichtbaren Diskrepanzen in den Werten der beiden Torhüter berücksichtigen. Matheo Raab zeigt bereits jetzt bemerkenswerte Fähigkeiten und stellt eine vielversprechende Zukunftsperspektive dar. Seine Statistiken, insbesondere die im Bereich PSxG-GA und PSxG-SoT, unterstreichen sein Potenzial und seine Fortschritte, die ihn langfristig zu einer starken Option machen könnten.

Für den SSV Jahn bedeutet dies, dass man sich auf einen starken Torhüter im Kasten einstellen muss. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Offensivkräfte des Jahn gegen diese starke Konkurrenz behaupten können. Der Druck, Lösungen zu finden, um gegen solche Torhüter erfolgreich zu sein, wird somit eine interessante Herausforderung im bevorstehenden Duell darstellen.