Der ehemalige Club von Rudi Assauer hat in den vergangenen Jahren immer wieder mit großen Sorgen zu kämpfen. Schlimm genug, dass es sportlich nicht so läuft, wie man es gerne hätte, kommen noch einige Nebenschauplätze hinzu. Ein paar Stichworte gefällig?
- seit der Meisterschaft in 2021/22 standen 4 Trainer (ohne Interimstrainer) an der Seitenlinie der Königsblauen
- nach diversen desolaten Leistungen, letztmalig beim 3:5 am 20.09.24, musste auch Sportdirektor Wilmots gehen
- einige Spieler waren/sind unzufrieden oder hatten Grund zur Klage z.B. Hoffmann oder Baumgartl
- und wie so oft: die Finanzen
Harte Zeiten also, wenn man Schalke-Fan ist. Einige Problemfelder sind jedoch sicherlich bei weitem nicht so groß, wie sie medial dargestellt werden; manche sind sogar schon gelöst, und bei anderen sucht man noch nach Lösungen oder wartet auf diese.
Ein Problem, das seit Langem immer wiederkehrt, ist auch heute mehr als aktuell: das Geld bei den Knappen. Die große Furcht, die trotz nach außen getragenem Optimismus vorhanden ist: ein möglicher Punktabzug in der kommenden Saison. Unter Berücksichtigung der schlechten sportlichen Situation bekommt das alles noch einen zusätzlichen Beigeschmack. Damit es nicht zu einem Punktverlust kommen kann, muss S04 sein negatives Eigenkapital in Höhe von 103,3 Millionen Euro (!) um mindestens 5 % verbessern. Zuletzt stieg das negative Eigenkapital zwar wieder an, im Vergleich zum Frühjahr hat es sich jedoch positiv entwickelt (im Geschäftsjahr 2023 betrug das Eigenkapital -109,8 Millionen Euro).
Ein Anteil für alle von uns – die Fördergenossenschaft von S04
Die Frage, die sich nun also alle stellen: Wie kann S04 mehr Geld einnehmen und gleichzeitig Verbindlichkeiten abtragen? Viele bekannte Maßnahmen, wie diverse Transfers und Einsparungen, wurden ja bereits getätigt.
Die Antwort: eine Fördergenossenschaft.
Warum und wieso das Ganze? Das kann man auf der Website der Königsblauen nachlesen. Dort wurde auch offen dargelegt, dass den Verein hohe Verbindlichkeiten plagen.
Was ist das Ziel dieser Genossenschaft? Nun, simpel ausgedrückt kann man S04 finanziell unterstützen. Durch das Kapital der Genossenschaftsanteile kann die Fördergenossenschaft zum Beispiel Stadionanteile erwerben. Mit dem Geld baut der Verein Altlasten ab und versucht gleichzeitig sicherzustellen, dass die Arena weiterhin in der Hand von Schalke 04 bleibt. Es sind auch weitere Maßnahmen und Projekte geplant.
An dieser Fördermöglichkeit können sich grundsätzlich nur Vereinsmitglieder oder Unternehmen als juristische Personen beteiligen. Diese erhalten jedoch anscheinend kein Mitspracherecht, aber eine Stimme.
Viele Details stehen zum jetzigen Zeitpunkt jedoch noch nicht fest. Auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung am 16. November 2024 werden weitere Informationen hierzu bekannt gegeben. Klar ist jedoch auch Folgendes:
Wer hohe Renditen sucht, sollte anderswo investieren.
Vorstandsvorsitzender Matthias Tillmann zur Zeitung “Welt“
Ausgeschlossen wird der Einstieg eines Investors derweil nicht komplett. Laut Tillmann muss man immer offen sein für alles. Man werde sich in Zukunft die Optionen anschauen, die es gibt.
Optionen, die es gibt: Die Torhüterfrage bei den Knappen
Optionen offen gehalten hat sich auch der neue Trainer der Königsblauen, van Wonderen. Er gab seinen beiden Torhütern, Justin Heekeren und Ron-Thorben Hoffmann, jeweils zwei Spiele, um sich zu präsentieren. Festgelegt hat sich der Trainer nun auf Justin Heekeren für den Platz zwischen den Pfosten.
Manch einer findet diese ständigen Wechsel im Tor nicht gut, da sie wenig Stabilität bringen sollen. Andere hingegen finden ein dynamisches Rotieren auf dieser Position durchaus sinnvoll. Im Falle der beiden Torhüter von S04 bleibt eher festzuhalten, dass es wie der aktuelle Rest des Teams ist: eher chaotisch.
Am 31.05.2024 wurde die Verpflichtung von Ron-Thorben Hoffmann bekannt gegeben. Dieser war zuvor eine wichtige Säule für Eintracht Braunschweig, nachdem er das Zepter von der langjährigen Nummer 1, Jasmin Fejzic, übernommen hatte. Anstelle von Kontinuität entschied er sich jedoch für den nächsten Schritt in seiner Karriere und war überzeugt davon, dass Schalke der richtige Verein für ihn sei.
Doch wie so oft im Leben kam alles anders als geplant. Zum Saisonstart sprach der damalige Trainer Karel Geraerts Justin Heekeren das Vertrauen aus und überließ ihm den Saisonstart im Tor. Durchaus überraschend, kann man sagen, war es doch nach außen hin anders kommuniziert worden. Doch was sagen die Statistiken und Werte zu den beiden Torhütern?
Zuerst blicken wir bei beiden Torhütern auf ihr Whoscored-Profil, um einen Einblick in ihre Charakteristik zu bekommen. Heekeren ist ein Torhüter, der sich oft von seiner Linie bewegt und seine Stärken bei langen Pässen und beim Abwehren von weiten Schüssen hat. Hoffmann hingegen zeichnet sich durch starke Konzentration aus und bevorzugt es, den Ball zu fausten. Optimal wäre es, wenn zwei Spieler auf einer Position jeweils unterschiedliche Schwächen hätten, damit sie sich gegebenenfalls ergänzen könnten. Laut Whoscored liegt aber hier das Problem: Beide Torhüter haben ihre Schwächen im Abfangen von Flanken und im Abwehren von Schüssen aus kurzer Distanz.
Nun werden wir die Torhüter anhand der Werte von FBref vergleichen. Vorweg darf man jedoch eine Sache nicht außer Acht lassen: Justin Heekeren hat das letzte Jahr in der 2. Liga Belgiens verbracht, während Ron-Thorben Hoffmann in der letzten Saison bei Eintracht Braunschweig spielte. Insofern sind für Heekeren die Daten nur für 900 Minuten vorhanden, und bei Hoffmann sind einige Werte noch stark von Eintracht Braunschweig beeinflusst. Dies sollte man immer im Hinterkopf behalten.
Wir werfen nun einen Blick auf das Spiel mit Ball der beiden Torhüter. Hier zeigen sich teilweise deutliche Unterschiede. Während Heekeren mit die meisten Ballberührungen der Liga hat, ist Hoffmann augenscheinlich deutlich weniger am Ball. Das kann bedeuten, dass Justin mehr in den Spielaufbau eingebunden ist, was seiner Stärke bei den langen Pässen zugutekommt, da er so den Ball auch mal von hinten herausspielen kann. Beide befinden sich jedoch im Mittelfeld der Liga, wenn es um den Beginn des Passspiels geht. Es gibt noch den Wert der Torschüsse, bei dem Heekeren deutlich hinter Hoffmann liegt.
Der rote Bereich behandelt nun die Kategorie der Torwartaktionen. Und auf den ersten Blick kann man sehen, warum sich der vorherige Trainer der Knappen für Heekeren entschieden hat. Beide Torhüter sind in der Kategorie PSxG/SoT (Post Shot Expected Goals per Shot on Target) gleich gut. Bei den Gegentoren und den PSxG-GA schneidet Heekeren zwar deutlich schlechter ab als Hoffmann, was aber auch aufgrund des Einflusses der Daten aus Braunschweig der Fall ist. Allgemein kassierten beide Spieler einige Gegentore und sind im unteren Drittel der Liga anzutreffen. Der Wert Post Shot Expected Goals – Goals Against (PSxG-GA) zeigt bei beiden Spielern einen negativen Wert. Zwar sind sie damit immer noch besser als der ein oder andere Kollege in der Liga, aber ein negativer Wert (Heekeren -0,14; Hoffmann -0,01) belegt, dass beide mehr Bälle halten könnten, da sie doch einige Gegentore kassieren.
In der Kategorie der Abwehrmaßnahmen außerhalb des Strafraums und auch in deren Entfernung ist Heekeren klar vor Hoffmann, was zeigt, dass er in der Verteidigung weit mit aufrückt. Dafür ist Hoffmann deutlich stärker bei den abgewehrten gegnerischen Pässen in den Strafraum.
Was ist also nun nach diesen ganzem Datenstrudel das Fazit?
Es wäre vermessen zu glauben, dass die beiden Torhüter nicht gut wären. Jeder hat für sich seine Stärken und Schwächen. Die besten der Besten sind sie aber auch nicht. Sie sortieren sich im guten Mittelfeld der 2. Bundesliga ein. Tore fallen nach Fehlern, und Fehler können durch Schwächen im Spiel entstehen. Und die Schwächen dieser Torhüter gilt es auszunutzen.
Was festzuhalten bleibt: Die Entscheidung, mit Heekeren als Nummer 1 zu starten, ist am Ende durchaus nachvollziehbar, da er, zumindest laut Daten, in manchen Bereichen einfach diesen einen kleinen Tick besser ist.
Und wir dürfen nicht vergessen: Unsere Offensive ist kein Uhrwerk. Wir haben noch viel Arbeit vor uns, können aber den berühmten nächsten Schritt nach vorne gehen! Forza Jahnelf!