Schieben wir die schmerzhafte Zweitligasaison mal kurz für einen Tag beiseite und konzentrieren uns auf den Dienstagabend. Da kommt hoher Besuch ins Jahnstadion: der VfB Stuttgart. CL-Teilnehmer, Vizemeister und ein Verein mit langer und erfolgreicher Geschichte. An diesem Dienstagabend könnte der Jahn ein wahres Fußballwunder schaffen. Die Stuttgarter sind diese Saison noch nicht ganz so gut wie letzte, aber trotzdem der haushohe Favorit. Sollten wir aber gegen alle Widerstände wirklich etwas rausholen, wäre das vermutlich ein riesiges Pflaster auf die gebrochenen Jahn-Herzen. Schauen wir, was wird.
Die Pokalsaison bis dato
Der Jahn als Erstligakiller? Tatsächlich gelang der Jahnelf schon in der ersten Pokalrunde ein kleines Wunder. In einem recht überschaubaren Heimspiel konnte der Jahn tatsächlich den Bundesligisten VfL Bochum mit 1:0 schlagen. Im Nachhinein vielleicht gar keine so große Wunderleistung – Bochum ist aktuell mit zwei Punkten aus zwölf Spielen Tabellenletzter, und der durchschnittliche Bochum-Fan geht montags wahrscheinlich genauso schlecht gelaunt zur Arbeit wie unsereins. Nichtsdestotrotz hat der SSV eine gute Leistung abgeliefert und konnte sich im Duell der Relegationssieger verdient durchsetzen.
In der zweiten Pokalrunde wurde es dann doch interessanter. Nach einer 8:3-Klatsche gegen den FCN ging es mit Neu-Trainer Andi Patz gegen Greuther Fürth. Die Erwartungen waren gering, immerhin hatten wir das Ligaduell gegen die Franken mit 0:4 verloren. Doch die Mannschaft sollte uns überraschen. Rasim Bulic (Synonym für Pferdelunge auf zwei Beinen mit leichten Einschätzungsschwierigkeiten) markierte sein erstes Tor für Jahn Regensburg und ließ jeden Jahnanhänger den Frust der letzten Tage vergessen – nur um fünf Minuten später den Fürther Gießelmann hüfthoch in absoluter Kreisligamanier so dermaßen umzusensen, dass der besagte Fürther sich mit Sicherheit schon überlegt, wie er den gelben Schein fürs Rückspiel bekommt. Aber auch zu zehnt verteidigte der Jahn das gut weg und konnte sich verdient gegen die Franken durchsetzen.
Aller guten Dinge sind drei – also auf geht’s!
Der Gegner
Der Verein für Bewegungsspiele Stuttgart 1893 e.V., kurz VfB Stuttgart, in der baden-württembergischen Hauptstadt beheimatet, genauer gesagt im Stadtteil Bad Cannstatt, ist als Gründungsmitglied, fünffacher Deutscher Meister und dreifacher Pokalsieger eine feste Größe im deutschen Fußball. Letzte Saison konnte man sich gegen die großen Bayern durchsetzen und wurde Vizemeister. Man stelle sich vor, was möglich gewesen wäre, wenn Leverkusen nicht diese wahnwitzige Saison abgeliefert hätte. Ich will euch langweilige Statistiken und ewige Aufzählungen ersparen. Ich glaube, jedem Fußballfan mit ein bisschen Ahnung vom Sport ist der Verein aus dem Schwabenland bekannt.
Was mindestens interessant werden könnte, ist eine nicht zu ignorierende Verbindung der Fanszenen. Ich sag mal so: Der Stuttgarter Bahnhof wird sicher ein wenig voller als sonst (bei einem Verein mit relativ kleinem Gästeblock natürlich), denn neben den Fans des VfB werden sich schätzungsweise auch einige Fans der Stuttgarter Kickers auf den Weg ins schöne Regensburg machen. Denn wie die meisten sicher wissen, pflegt unsere Fanszene ein mindestens sehr gutes Verhältnis (so gut, dass es vor der Saison ein Freundschaftsturnier zwischen den Kickers, dem Jahn und Blau-Weiß Linz gab) zu den Kickers-Anhängern. Diese Fanfreundschaft existiert schon länger, und wer einen genaueren Blick auf die HJT wirft, kann so ziemlich zu jedem Heimspiel blaue Schals entdecken.
Was das Interessante daran ist? Wie der Name schon sagt, sind auch die Kickers in Stuttgart beheimatet. Die Fanszenen sind sich zwar auf sportlicher Augenhöhe schon lange nicht mehr begegnet – die Kickers spielen aktuell in der Regionalliga –, die Sympathien zueinander sind jedoch relativ gering. Die Bad Cannstätter werden also nicht unbedingt zum Kaffeekränzchen vorbeikommen. Allerdings werden die blauen Farben wohl morgen verstärkt in unserer Heimkurve auftauchen.
Die aktuelle Saison der Stuttgarter ist noch nicht allzu erfolgreich. Zwar spielt man in der Champions League, allerdings gab es dort zuletzt eine 5:1-Klatsche in Belgrad bei Roter Stern, inklusive Stress mit der dortigen Polizei und der nicht gerade als gastfreundlich bekannten Fanszene. In der Liga ist man auf dem neunten Platz, muss sich aber aktuell eher nach hinten als nach vorne orientieren. Wettbewerbsübergreifend konnte man nur eines der letzten sechs Spiele gewinnen. Allerdings konnte man diese Saison auch schon mehrfach Akzente setzen, unter anderem ein 5:0 gegen den BVB oder ein 1:0-Sieg gegen Juventus Turin. Die beiden Pokalrunden wurden mit einem 5:0 gegen Mitaufsteiger Preußen Münster und einem 2:1 gegen den letztjährigen Pokalfinalisten Kaiserslautern gewonnen.
Die Mannschaft aus dem Schwabenland zeichnet sich vor allem durch eine hohe Standardgefährlichkeit aus. 34 % ihrer Torschüsse setzen sie außerhalb des Strafraums – ein effektives Mittel gegen tiefstehende Mannschaften. Mit schnellen Spielern auf den Außen können sie immer wieder Akzente setzen. Circa 45 Prozent ihrer Angriffe laufen über die linke Außenbahn, die meisten Ballaktionen haben sie im vorderen Drittel des Spielfeldes. Sie tun sich schwer, wenn es gegen Mannschaften geht, die den Ball selbst aktiv haben wollen und viel damit spielen. Zusammenfassend ist die Jahnelf eine Mannschaft, die den Stuttgartern liegen dürfte.
Aber im Pokal gelten, wie gesagt, eigene Gesetze. Unsere Jahnelf kann völlig ohne Hintergedanken aufspielen. Es ist ziemlich egal, ob wir mit 0:1 oder 0:5 aus dem Pokal fliegen, und nur mit einer mutigen, beherzten Leistung können wir das kleine Stückchen Hoffnung vielleicht in etwas Zählbares umsetzen.
Forza Ratisbona!