Mit neuen Stammkräften und viel Elan
Cheftrainer Andi Patz stellte gegenüber der Generalprobe gegen Unterhaching auf zwei Positionen um und brachte für den am Knöchel verletzten Leopold Wurm und Tim Handwerker, der noch behutsam ran geführt werden soll, Robin Ziegele und Bryan Hein in die Startelf. Wie man es schon aus der Hinrunde gewohnt war, begann unsere Jahnelf im mittlerweile fest etablierten 3-5-2, wobei Adamyan und Hottmann das Sturmduo bildeten und dann von nachrückenden Kühlwetter und Suhonen unterstützt wurden.
Die Devise für das Spiel sollte man schnell erkennen und sie lautete: schnell vertikal nach Ballgewinn! So fackelte die Jahnelf nicht lange und versuchte nach geglückten Pressingaktionen auch gleich den Ball in die Tiefe zu suchen und sollte dabei auch in Minute 13 schon zu einer Chance durch Sturmtank Eric Hottmann kommen. Dieser brach rechts durch, aber scheiterte dann am rechten Außenpfosten. Dies sollte der erste Warnschuss für die Hannoveraner sein, die in Halbzeit 1 in erster Linie über Standards gefährlich wurden. So auch in der 19. Minute, als Neumann nach Freistoß aus dem Halbfeld Felix Gebhardt zu einer Parade zwang. Schon keine drei Minuten später hätte es aber schon 1:0 für die Hausherren stehen können – wenn nicht sogar müssen. Sargis Adamyan, der als wahrer Aktivposten auf sich aufmerksam machte, war nach einer Steilvorlage von Ziegele auf einmal frei durch und hatte nur noch das Eins-gegen-eins mit Ron-Robert Zieler für sich zu entscheiden – welches der ehemalige deutsche Nationaltorwart für sich entschied.
Nach dieser Großchance war Hannover sehr auf Sicherheit in deren Ballaktionen bedacht und übernahm das Kommando, ohne dabei aber wirklich zündende Ideen zu entwickeln. So war es auch bezeichnend, dass es für die 96er einen Freistoß aus dem Halbfeld brauchte, um die 1.700 mitgereisten Fans zum jubeln zu bringen. Lee verlängerte die Hereingabe von Leopold weiter auf Ngankam, der seinem Gegenspieler entwischt war und dann in der 35. Spielminute aus kurzer Distanz zum 1:0 einnetzen konnte.
Danach merkte man unserer Jahnelf an, dass sie durchaus an diesem Rückstand zu knabbern hatten, sich aber dennoch nicht aufgaben. Stellvertretend dafür war Andi Geipl, unser Kapitän, der trotz blauem Auge weiterhin alles gab für seine Mannschaft und auch das Team antrieb. Dennoch sollte von Schiedsrichter Richard Hempel bis zum Halbzeitpfiff keine nennenswerte Chance mehr zustande kommen.
Halbzeit 2: Großchancen und Leerlauf
Zur Halbzeit musste Andi Patz reagieren und Kapitän Andi Geipl in der Kabine lassen, nachdem er sich in Halbzeit 1 ein blaues Auge einfing, was immer mehr anschwoll und für das Debüt vom letzten Neuzugang Frederic Ananou sorgte. Dieser nahm auf der rechten Schiene seinen Platz ein, während Christian Viet dafür auf die vakante Position in der Mitte rückte. Wieder sollte es nicht lange dauern, bis die Jahnfans einen Torschrei auf den Lippen hatten. Der bemühte Christian Kühlwetter tankte sich auf der linken Grundlinie gegen Leopold durch und fand dann mit Sargis Adamyan einen Abnehmer, welcher leider aus kurzer Distanz den Ball nicht aufs Tor brachte.
Danach sollte sich die Jahnelf bemüht zeigen, musste aber auch immer wieder gefährliche Gegenstöße von Hannover überstehen, welche oft im letzten Moment noch weg verteidigt wurden. Nach einer Ecke blockte in Minute 60 Jahnverteidiger Breunig noch stark gegen den Torschützen Ngankam.
Es sollte dann bis zur Schlussphase dauern, bis wieder eine greifbare Torchance entstand – und die sollte es in sich haben! Neuzugang Ananou brach auf der rechten Grundlinie durch und fand in der Mitte mit seiner Flanke den eingewechselten Ganaus, der nicht lange fackelte und per Volleyabnahme den Ball aufs Tor bugsierte – Pfosten! So endete diese Partei dann leider mit einem 0:1-Erfolg für die Gäste aus Niedersachsen, die eben ihre Großchance eiskalt verwerteten. Wer die Tore vorne nicht macht, kriegt sie eben hinten rein – 2 Euro in das Phrasenschwein!
Fazit
„Stärker sein“ hat man dieses Jahr als Motto für den Jahn ausgegeben und kann nur hoffen, dass die Mannschaft diesen Leitsatz für die restliche Rückrunde auch zu Herzen nimmt und immer weiter macht. Die Ansätze sprechen für sich, wären wir am Saisonstart, würde man von einer guten Grundlage sprechen, auf der man aufbauen kann. Allerdings befinden wir uns jetzt am Start der Rückrunde und von Spieltag zu Spieltag kommen wir immer öfter zu do-or-die-Spielen. Nächste Woche in Ulm zählt es mehr als je zuvor und das ist der Mannschaft auch bewusst.
Andreas Patz hat mit dem Team einen Weg eingeschlagen, den die Fans mitgehen möchten. Aber am Ende hält einen eben nur eines bei der Stange und im Abstiegskampf – Siege!
Die Stimmen zum Spiel
Eric Hottmann
…über das Spiel: Es ist bitter. Wir haben ein gutes Spiel gemacht. Wir hatten zwar nicht viele klare Torchancen, aber bekamen immer wieder Druck aufs gegnerische Tor – in der ersten Halbzeit mit dem Posten, jetzt gerade am Ende und immer wieder, wo Zieler am Ende pariert. Von Hannover kam nicht so viel auf unser Tor. Dann entsteht ein ganz ärgerliches 0:1, ein Foul an der Außenlinie, wo ich auch nicht weiß, ob es unbedingt ein Freistoß ist. Dann rennst du wieder das ganze Spiel hinterher. Heute war mehr drin.
…über das Misserfolgserlebnis: Das Momentum oder das Glück ist nicht auf deiner Seite. Es ist noch härter, noch schwieriger, sich das wieder zu erarbeiten. Daran müssen wir jetzt alles setzen. Wenn wir es schaffen, irgendwie mal die Welle über die Linie zu kriegen, kommt der Rest auch wieder. Aber es wird ein ganzes Stück Arbeit für uns.
…über seine Position und die Spielweise: Ich fühle mich wohl in der Doppelspitze. Sie passt zu meiner Spielweise, dass man jemanden hat, der um mich herumschwirrt und dem man immer mal wieder einen langen Ball mit dem ersten Kontakt ablegen kann. Wir hatten jetzt, auch wenn wir nur eine kurze Vorbereitung hatten, ein bisschen Zeit, um Spielzüge einzustudieren. Aber es ist immer noch Luft nach oben, gerade bei unserem Torverhältnis.
Sargis Adamyan
…über das, was noch fehlt: Das sind halt wirklich Kleinigkeiten. Wir müssen einfach daran glauben und weiter daran arbeiten, dass wir die Dinger vorne reinmachen. An sich hätten wir heute auf keinen Fall verlieren müssen. Es war so ein Spiel, wo du etwas mitnehmen musst. Ich fand nicht, dass Hannover verdient gewonnen hat, und deswegen war es umso bitterer.
…seine Großchancen: Ich habe immer nach links geschaut, ob Hotte freisteht. Ich wollte ihn über Zielers Hüfte spielen. Und er macht es gut, dass er schnell rauskommt und sich breit macht. Bei der zweiten Chance springt er ein bisschen auf und dann schieße ich mich selbst an.
…die spielerischen Ansätze: Es wird auf jeden Fall, läuft auch immer besser. Wir müssen manchmal klarer und einfacher spielen. Wenn wir 0:1 zurückliegen, spielen wir wieder hinten rum und bis zum Torwart. Da müssen wir schneller nach vorne kommen und die Offensivleute in Aktionen bringen.
Andreas Patz
…die Chancenverwertung: Das müssen wir uns ankreiden lassen. Daran müssen wir weiter arbeiten. Glück hat nur der Tüchtige und es hat einfach noch nicht gereicht. Wir hätten in Führung gehen müssen, wir hätten ausgleichen müssen und das tut weh. Ansonsten bin ich sehr zufrieden, wie wir uns gegen eine starke Mannschaft präsentiert haben.
…die Enttäuschung: Morgen geht der Blick schon wieder nach vorne. Ich bin auch dazu da, den Jungs zu helfen, es besser und anders zu machen. Nicht draufzuhauen und zu sagen, was sie falsch gemacht haben.
…die spielerischen Ansätze: Es hat mich gefreut, dass alles schon so greift. In den Testspielen haben wir einiges probiert und auch schon gesehen. Das Spiel mit dem Ball zu verbessern und gezielter zu Torchancen zu kommen war ein Schwerpunkt in der Vorbereitung. Es ist nur schade, dass wir jetzt nichts in der Hand haben. Nur das gibt Sicherheit und Selbstvertrauen.
…die Qualität der Neuzugänge: Die hat man heute gesehen, auch bei den Einwechslungen. Der ein oder andere braucht vielleicht noch Zeit. Aber sie bringen Elemente mit, die wir so noch nicht hatten.
Flo Kronfeldner