Glück auf oder nur ein Trugschluss?

Der SSV Jahn Regensburg gewinnt überraschend mit 2:0. Wir haben für euch die Momente des Spiels, einen Eindruck von der Stimmung und einen Versuch die Situation zu beschreiben. (Foto: Ponader)

Der SSV Jahn Regensburg schlägt Schalke 04 zu Hause mit 2:0. Klingt im ersten Moment wie ein schier unmögliches Szenario, ist aber am Sonntag genau so passiert. War Schalke einfach nur schlecht oder war die Jahnelf so gut? Wie hat sich Startelfdebütant Ben Kieffer geschlagen und wie sieht er selbst sein Spiel? Geht da noch was oder sollten wir lieber auf dem Boden der Tatsachen bleiben und uns mit Havelse statt Schalke abfinden?

Der Spielbericht

Der Trainer hatte Konsequenzen angekündigt. Zwar hat er diese Aussage in der PK vor dem Spiel ein wenig revidiert, sieht man jedoch die Startelf dann sind Spuren von Konsequenzen doch zu erkennen. Ballas startet als Kapitän in der Innenverteidigung für Bulic, Huth, Suhonen, Ernst und Geipl rücken im Vergleich zur peinlichen Pleite in Elversberg für Viet, Ganaus, Hein und Kieffer raus. Interessant war die Position von eigentlich Verteidiger Bryan Hein. Der durchaus offensiv talentierte Hein spielte eine offensive recht zentrale Rolle. Hinten rechts durfte der erst 17-jährige Kieffer sein Debüt geben, für den eigentlich recht zurückhaltenden Patz eine recht mutige Aufstellung.

Von Minute 1 an merkte jeder im Stadion da das was nicht ganz stimmt. Die Jahnelf tat das was sie vor allem in den letzten Heimspielen immer tat, den Gegner aufs eigene Niveau ziehen, Schalke jedoch setzte noch einen drauf und spielte noch schlechter . Gefühlt jeder zweite Pass lief ins nichts, versprang oder flog sonstwohin. Die erste Halbzeit hatte man eher das Gefühl der Jahn spielt hier souverän seinen Stiefel gegen einen Absteiger durch. In der 21. Minute dann der Totalaussetzer von Heekeren, in feinster Kreisklassenmanier lässt er den Ball genau vor Kühlwetters Füße klatschen. Der hat im 16er sogar noch so viel Platz, dass er den Ball in Ruhe Stoppen kann und einfach draufhält. Drin 1:0.

Der Rest der Hälfte verläuft relativ ereignisarm mit einer weiteren Heekeren Edeleinlage. Zwei Minuten nach dem ersten Tor spielt er den Ball raus, statt seinem Mitspieler spielt er den Ball aber perfekt Handwerker in den Fuß. Der zieht ab und der Ball fliegt knapp am Tor vorbei.

Mit dem 1:0 geht es dann auch in die Halbzeitpause. Bemerkenswert, Schalke hatte zu diesem Zeitpunkt in der Kicker App einen xGoal Wert von 0.04 bei 2 müden Torschüssen. Gegen eine Mannschaft die bis dahin 61 Gegentore kassiert hat. Wirklich katastrophale Leistung der Knappen. Die Regensburger allerdings standen kompakt, liefen früh an, lieferten eine wirklich gute erste Halbzeit und hatten sich die Pausenführung mehr als verdient

Die zweite Halbzeit war für die Schalker nicht zwingend besser. Zwar konnten sie sich, bedingt daraus dass die Jahnelf sich zurückzog, mehr Spielanteile und damit mehr Abschlüsse holen diese spielten sie aber dann auch einfach zu schlecht aus. So flachte das Spiel etwas ab.

In der 70 Minute dann ein kurzer Schreckmoment. Ziegele klärt einen Eckball in die Füße von Mohr dessen Schuss rutscht über Umwege durch und Kühlwetter kann den knapp vor Linie raustreten.

Bis Spielende kommt der Ball noch ein zwei mal gefährlich vors Tor es reicht aber dann einfach nicht. Kurz vor Schluss erobert der mittlerweile eingewechselte Sebastian Ernst den Ball im Schalker Aufbau und spielt einen Laufpass auf Dejan Galjen. Der U21 Spieler macht das eiskalt und tunnelt Keeper Hekeeren zum 2:0. Er erzielt sein erstes Zweitligator und setzt damit den Deckel drauf.

Die Stimmung dannach

Die Stimmung im Medienbereich und den Katakomben war recht entspannt. Man merkte jedoch allen Spielern, mit denen wir gesprochen hatten – Wurm, Kühlwetter und auch Kieffer – an, dass die Mannschaft sich der Lage durchaus bewusst war und dass dies immer noch keine Entschuldigung für Elversberg war. Keiner der vier(Andi Patz eingeschlossen) konnte erklären, wieso es dieser Truppe nicht gelingt, auswärts auch nur ansatzweise an die Heimleistungen anzuknüpfen. Diese Ahnungslosigkeit ist zumindest für mich schwer zu ertragen.

Kieffer berichtete nach dem Spiel von dem doch recht großen Unterschied zwischen U21 und zweiter Bundesliga, zeigte sich mit seinem Debüt aber sehr zufrieden und sieht hoffnungsvoll in die Zukunft.

Kühlwetter zeigte sich ein wenig überrascht, wie viel Zeit er für seinen Torschuss hatte, blieb eine Erklärung für die desolaten Auswärtsergebnisse schuldig, war aber mit seinem Auftritt, verdientermaßen muss man sagen, zufrieden.

Andi Patz lobte sowohl in der PK als auch in der Medienrunde die jungen Spieler. Er gab an, er sei sich des Risikos durchaus bewusst gewesen, habe den Jungs aber das Vertrauen geschenkt und sei froh über die gelieferte Leistung. Fast nebenbei erwähnte er, dass auch ein konstruktives Gespräch mit Andi Geipl stattgefunden habe, in welchem erläutert wurde, warum dieser am Sonntag nicht spielte.

Schalke zu Gast

Einen Verein wie Schalke zu Gast zu haben ist sicherlich ein schönes Nebengimmick der 2. Fußballbundesliga. Schon am Freitag wurde ich von Kollegen darauf aufmerksam gemacht, dass merklich viele blaue Trikots im Stadtgebiet Regensburg unterwegs seien. Samstags bin ich dann selber ein wenig an die schöne Donau flanieren gegangen und musste bestätigen: Gefühlt die halbe Stadt war voller Schalker. In jedem Außensitz Regensburgs war mindestens ein Tisch von Blauen bevölkert. Das hat schon was, ehrlich, ist mir tausendmal lieber als Paderborn.

Im Medienbereich angekommen merkte ich dann doch recht schnell, dass die nicht nur die Stadt gut gefüllt haben, sondern auch das gefühlt halbe Stadion. Vor mir saßen ungelogen drei Reihen blaue Trikots. Da dies erst mein zweiter Besuch als Medienvertreter war, war das recht ungewohnt.

Ich finde es bewundernswert, wenn man sieht, was Schalke mal war und jetzt ist, und trotzdem pilgern abertausende Menschen zum Tabellenletzten der 2. Bundesliga. Ich meine, wir kennen uns mit Schmerzen aus, aber vom CL-Klub zu einem mittelmäßigen Zweitligaclub zu werden, ist schon eine andere Hausnummer. Mir persönlich ist Schalke der sympathischere Klub im Pott.

Die Stimmung war übers ganze Spiel hinweg wirklich gut, sowohl von Schalke als auch von unserer HJT. Mit der Zeit wurde aber vor allem vor mir die Stimmung merklich angespannter. Als einer der wenigen im Block zu schreien, wenn der eigene Verein im eigenen Stadion ein Tor schießt, ist auch recht lustig. Besonders belustigend war es dann zum Schluss, als ich den Weg in den Pressebereich suchte, neben mir unzählige Leute schimpfen und fluchen hörte und selber ein fettes Grinsen aufhatte. Die im Hintergrund “Gegen Rengschbuag kann man mal verlieren” trällernde HJT trug ihr Übriges dazu bei.

Fazit

Sieg gegen Schalke! Drei Punkte! Alles geil oder nicht? Naja, betrachtet man nüchtern die Tabelle, sieht man: Braunschweig schlug am Freitag Hamburg, bei denen die Frühlingsblues wieder losgehen, Ulm gewinnt und Münster spielt unentschieden. Effektiv also nichts gut gemacht. Fünf Spieltage vor Schluss bei nur noch zwei Heimspielen beträgt der Abstand auf den Relegationsplatz sechs Punkte und auf den ersten Nichtabstiegsplatz acht. Rechnet man zwei Heimsiege und drei Auswärtsklatschen ein, ist das Ding durch. Die zuletzt zu Hause gezeigten Leistungen kommen einfach zu spät. Und diese absolut inakzeptablen Auswärtsauftritte, für die keiner eine Erklärung hat, sind zu viel. Ich bin gespannt auf nächstes Wochenende, aber mir schwant Böses. Nichtsdestotrotz: Auf geht’s Jahnelf, kämpfen und siegen!

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