Eigentlich war alles angerichtet. Fast 1000 Gästefans waren mit dem Sonderzug angereist. Schon weit vor Anpfiff herrschte eine herausragende Stimmung im Auswärtsblock des Hardtwaldstadions, dazu perfektes Fußballwetter sowie die große Chance auf einen Befreiungsschlag im Abstiegskampf. Wer aber geglaubt hatte, die Mannschaft würde die Rahmenbedingungen in Kampfeswillen und Motivation umwandeln, der hatte sich getäuscht.
Zweifel im Kopf und Pudding in den Knien. Die Angst vor der Niederlage war größer als die Gier auf den Sieg. Somit ist die nächste Niederlage zu verzeichnen. Das Umfeld richtet den Blick bereits auf die dritte Liga und nicht wenige in den sozialen Medien suchen Schuldige. Doch ist die Schuldfrage in dieser Situation wirklich angebracht?
Wer heute, selbst aus der Desillusion der bitteren Niederlage, Schuldige sucht und mit dem Finger auf genau die Verantwortlichen zeigt, die dafür gesorgt haben, dass wir sechs fantastische Jahre Zweitliga-Fußball in Regensburg sehen durften, für den war Bescheidenheit und „Wissen wo wir herkommen“ nie mehr als eine leere Parole. Ich frage mich, wann für das Umfeld die zweite Liga von einem Geschenk zu einer Selbstverständlichkeit geworden ist?
Selten ist etwas Gutes aus den Trümmern entstanden, die man zurückgelassen hat, als man im Überschwang der Emotionen alles kurz und klein geschlagen hat. Weitsicht und Bedacht sind viel mehr angebracht, wenn es darum geht, unseren Jahn wieder in ruhigere Gewässer zu führen. Auch Keller ließ sich in allen seinen Entscheidungen von Weitsicht und Bedacht leiten. Das Große und Ganze galt immer mehr als der kurzfristige sportliche Erfolg. Um Kellers Erbe nicht zu verspielen, sollte auch jetzt sportlicher Misserfolg nicht dazu führen, dass durch Köpfe, die lediglich aus purem Aktionismus rollen, die langfristige positive Entwicklung des Vereins aufs Spiel gesetzt wird.
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Julian Lindemann