Einwurf: Servus, Achim!

Ein altes Gesicht findet den Weg zurück nach Regensburg. Achim der Lehrer. Achim, der Pädagoge, der während seiner letzten Station beim Jahn seine „Schüler“ wieder und wieder durch einfühlsame Worte zu Höchstleistungen getrieben hat. Achim, der Architekt der Wunder gegen Düsseldorf und Ingolstadt. Achim, der Mitbegründer der Schießhausfliegenmentalität. Aber auch der Achim, der nach den Sternen gegriffen hat und uns für einen Schleudersitzposten in Köln verlassen hat. (Foto: INA FASSBENDER/AFP via Getty Images/Onefootball)

Zurück in die Zukunft, statt ein Neuanfang? Vielerorts wird nach der enttäuschenden Saison, die mit dem Abstieg enden wird, nach einem Neuanfang auf allen Ebenen gerufen. Bei mehr als einem Dutzend auslaufenden Verträgen und einer neuen Ligazugehörigkeit sind der Neuanfang sowieso unausweichlich. Kann ein Neuanfang wirklich gelingen, indem man Personal aus besseren Zeiten, das inzwischen woanders gescheitert ist, zurückholt?

Ich bin der Meinung, dass Rothammers neuester Coup zwar ein Risiko ist, es aber nicht schaden kann, wieder etwas von der Mentalität zurückzuholen, die den Jahn mal zum ständig siegenden Underdog gemacht hat. In Anbetracht der Tatsache, dass in der Rückschau oft ein mentales Problem für den ausbleibenden Erfolg in den letzten eineinhalb Jahren verantwortlich gemacht wurde, kann ein Kommunikator und Pädagoge zumindest diese klaffende Wunde füllen, die seit dem Abgang von Christian Keller offen geblieben ist. Der Jahn hat sich in den letzten Jahren weiterentwickelt, auch Beierlorzer ist nicht mehr der junge, unverbrauchte Trainernovize, der er bei uns mal war. Köln, Mainz, Leipzig haben sicherlich ihre Spuren und Rillen hinterlassen. Ob diese Rillen exakt in die Kerben passen, die die vergangene schwere Zeit beim Jahn hinterlassen hat und sich daraus ein starkes Ganzes bildet oder man einander nur weiter aufreibt, wird sich erst zeigen.

Wie meistens, wenn es um Schlüsselpersonal beim Jahn geht, bleibt nicht viel Zeit sich einzuarbeiten. Der neue Alte wird, zu seinem offiziellen Arbeitsbeginn am 1. Juli, mehr als nur einen Sprintstart hinlegen müssen. Es wird nicht lange dauern, bis klar ist, ob der gebürtige Franke auf der Position des sportlichen Leiters an seine Erfolge auf der Regensburger Trainerbank anknüpfen kann.

Bis dahin erhält Beierlorzer aus dem Vereinsumfeld bereits einige Vorschusslorbeeren. So ist Rothammer mit der Verpflichtung ein kleiner Coup gelungen, um etwas Ruhe in das ungewöhnlich unruhige Umfeld zu bekommen. Waren es doch insbesondere die lautesten Kritiker, die des Öfteren von Rückholaktionen aus besseren Zeiten geschrieben haben.

Übertreiben sollte es der Jahn aber nicht mit dem Zurückholen alter Weggefährten. Ein wirklicher Neuanfang gelingt eben doch nur selten, indem man die alten, abgetragenen Klamotten aus dem Schrank kramt.

Dennoch könnten sich mit Beierlorzer und Enochs zwei Personalien beim Jahn zusammengefunden zu haben, denen gemeinsam durchaus zuzutrauen ist, das Schiff SSV Jahn aus stürmischer See zurück auf die Welle des Erfolgs zu führen. Nur einen letzten Spieltag und womöglich eine Heidenheimer Aufstiegsfeier im eigenen Wohnzimmer muss man als Jahnfan noch überstehen, bevor wir die Segel genau dorthin setzen können.

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