Auch nach ein paar Wochen tut der Abstieg noch weh. Während wir uns im ersten Teil den Führungskräften beim Jahn zugewandt haben, geht es heute um die Spieler. (Foto: Alex Grimm/Getty Images via Onefootball) – Mitarbeit: Flo1889fm
Part 1: Einzelkritiken
Torhüter
Alex Weidinger: Sind wir ehrlich: Nach seiner Leihe nach Unterhaching kam er nie wieder richtig in die Spur und Zweifel an seiner Eignung wurden laut. Und grundsätzlich, auch wenn immer das Gegenteil gesagt wurde, gab es recht früh eine Torwarthierarchie in der er nur an Nummer 4 steht. Zur Ehrlichkeit gehört aber auch: Er ist aus der eigenen Jugend, fest verwurzelt, ein fleißiger Arbeiter und eine solide und dankenswerte Nummer 4. Gerade mit dem eventuellen Abgang von Urbig, wäre er für Liga 3 eine sinnvolle und logische Ersatzoption.
Thorsten Kirschbaum: Der erfahrene Routinier nahm in der Hierarchie den Platz an der Stelle Nummer 2 ein. Und was soll man sagen? Das hat er sehr solide gemacht. Es gibt definitiv Torhüter, wo man an dieser Stelle größere Bauchschmerzen hätte. Aufgrund seiner körperlichen Verfassung und seines Alters ist die Frage, ob er überhaupt noch weitermacht. Wir würden ihn gerne beim Jahn weiterhin sehen, auch in einer anderen Funktion. Als solider Backup für Liga 3 mehr als sinnvoll.
Dejan Stojanovic: Stolze 300.000,-€ überwies man wohl an Middlesbrough zu Beginn der Saison für unsere vermeintliche Nummer 1. Und er war auch nicht so schlecht, wie er von einigen gemacht wird. Immerhin wurde er auch sehr oft sehr gut bewertet. Doch wie so oft im Leben ist, spiegeln Statistiken nicht unbedingt den Ist-Zustand wider. Zu vielen Upsides (starke Reflexe, gut auf der Linie, sicherer Fänger) kamen auch einige Downsides (viel Fehler, falsche Entscheidungen und miserabler Spielaufbau). Am Ende waren die Downsides für diese Saison, in dieser Liga definitiv zu groß, vor allem mit dem Torhüter im Nacken, den wir als Nächstes beleuchten werden. An Dejan scheiden sich die Geister. Einige sagen „weg mit ihm!“ und wieder einige andere sagen „für die dritte Liga perfekt“. Man kann nicht sagen was kommt, alleine da bei Urbig noch kein finales Wort gesprochen ist.
Jonas Urbig: Irgendwann kann ich angeben und sagen, ich habe ein Foto vom aktuellen Nationaltorwart. Er hat eine große Zukunft vor sich. Nicht wenige haben sich gefragt: „Okay, wieso gerade diesen Torhüter?“ Im Testspiel gegen Kapfenberg bekamen wir dann einen ersten Eindruck: brutale Reflexe, sicheres Fangen, Abschläge okay und Kommunikation mangelhaft. Und es wurde alles bestätigt und im Vergleich zu vielen anderen vor allem auch eins: besser.
Natürlich machte er auch Fehler, natürlich konnte er keine Wunder vollbringen, aber man sieht Jonas seine Klasse mehr als an. Wie gerne würden wir ihn in Liga 3 mitnehmen. Herr Keller, falls Sie das lesen: Bitte, bitte? Wir wünschen ihm nur das Beste für die weitere Zukunft. Du hast noch Großes vor dir!
Verteidigung
Jan Elvedi: Der Name Elvedi steht für Zuverlässigkeit. Bis auf 2 Spiele verpasste er diese Saison keines. Und man möchte sich unsere Abwehr ohne ihn vorstellen, na ja doch lieber nicht. Elvedi gab unserer Abwehr Stabilität und Können. Außerdem ließ er selten seinen Kopf hängen und warf sich immer rein. Natürlich gibt es bestimmt bei ihm auch Verbesserungspotenzial, jedoch bleibe ich dabei, dass er einer der wenigen Spieler aus dem aktuellen Kader ist, die sogar Bundesliganiveau hätten.
Scott Kennedy: „Scott ist einer unserer Top 3 Spieler!“, habe ich vor kurzem auf dem Discord-Server gelesen und kann es ehrlich gesagt nicht nachvollziehen. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Scott ist ein durchaus talentierter, starker Spieler, der das Opfer von Körperverletzung von Rostocks Ingelsson geworden ist (eine Schweinerei ohne gleichen!). Jedoch hatte er die gesamte Saison über immer wieder Aussetzer, Unsicherheiten und schlichtweg schlechte Spiele. Er ist weiterhin einer unserer Top 10 Spieler, muss sich aber weiterhin steigern. Am besten würde das natürlich gehen, wenn er ein paar Jahre bei uns bleibt. 😉
Steve Breitkreuz: Er war letztes Jahr nicht umsonst Spieler der Saison und bildete auch dieses Jahr mit Elvedi wieder einen starken Abwehrverbund. Mir persönlich schlichen sich dieses Jahr zu viele Fehler und Unkonzentriertheiten ein, aber man muss hier auch betonen, was hätte sein können, hätten wir nicht Steve gehabt. Sein Vertrag verlängerte sich leider nicht automatisch für die dritte Liga. Er scheint jedoch gesprächsbereit und sich hier sehr wohl zu fühlen. Es wäre auch immens wichtig, Steve zu halten.
Sebastian Nachreiner: Zwischen Hui und „Ach Wastl“. Seien wir ehrlich: Jeder ahnte die gesamte Saison, dass es mit ihm „zu Ende“ geht. Er selbst klagte auch über die körperlichen Strapazen und man merkte auch, wieso es für ihn nur zum Innenverteidiger Nummer 4 reichte. Aber man konnte sich auf ihn verlassen, so gut es ging. Wenn man Sebastian Nachreiner als 4ten Innenverteidiger hat, ist es jammern auf hohem Niveau! Er verlässt uns nun. Lieblingsspieler, Vereinsikone, Vorbild und treue Seele. Wastl, du wirst immer ein Teil der Jahn Familie sein. Mach es gut und bis bald!
Oscar Schönfelder: Man kann leider nichts zu ihm sagen. Wir möchten ihn aber nicht unerwähnt lassen. Die paar mal wo man ihn beobachten konnte, zeigten einen Hauch, von dem, was er kann. Wenn er erneut verliehen werden soll, wieso nicht?
Lasse Günther: Ich hatte mir ehrlich gesagt um einiges mehr erwartet als er am Ende gezeigt hat. Nationalspieler zu sein, bedeutet immerhin einiges. Außerdem schaut Augsburg natürlich auch, welche Spieler in ihren Reihen sind. Schlechter reden als er ist, sollte man ihn aber auch nicht. Er wurde auch nicht optimal von uns eingesetzt. Also was bleibt am Ende? Viel Verletzungszeit, er konnte sich nicht durchsetzen, aber er hat Talent. Vielleicht kann er es woanders besser zeigen als bei uns, er sollte es für seine Karriere auf jeden Fall. Hier war es eindeutig zu wenig, was sich auch in der Einsatzzeit widerspiegelt.
Leon Guwara: Spielsicher ist Leon auf jeden Fall. Und grundsätzlich eigentlich auch ein solider Spieler für die zweite Liga, sollte man meinen. Nur fehlt mir für dieses solide die konstante Leistung. Und die zeigte Guwara nicht dauernd. Neben seinen vielen Verletzungen war er oft eine von vielen Schwachstellen in unserer Verteidigung. Die Wege werden sich vermutlich trennen und am Ende ist es vielleicht das beste so, wenn der Jahn sich umorientiert.
Benedikt Saller: Nach all den Jahren kann er es immer noch: Keine Flanken schlagen. Es wäre nicht fair gegenüber Guwara, ihn als Schwachstelle zu kritisieren und Saller dabei außen vorzulassen. Er ist immer noch ein sehr starker Spieler, aber hat dieses Jahr auch einige Schwächen wie bspw. die Raumdeckung offenbart. Allerdings ist er ein Spieler mit viel Mentalität und Kampfgeist, dem der Jahn wirklich am Herzen liegt. Nach dem Abgang von Sebastian Nachreiner soll um ihn herum ein neuer Kern aufgebaut werden, was zu begrüßen ist. Saller selbst kann sich das durchaus vorstellen.
Konrad Faber: Der Spieler mit der besten Laune im gesamten Kader vermutlich. Aber auch ein Spieler, der noch viel, viel lernen muss. Das Verteidigen könnte zu Beginn nicht schaden. Er hat dieses Jahr stark angefangen und dieses Jahr auch stark nachgelassen. Aber man sieht, wieso Christian Keller viel von ihm hielt, denn er ist ein fleißiger Arbeiter und brennt für den Jahn. Auf lange Sicht hoffe ich, dass er gegebenenfalls Saller beerben kann. Was man so hört, hat er seinen Vertrag verlängert.
Mittelfeld
Benedikt Gimber: Für den Teamkapitän lief es parallel zur Mannschaft einfach nicht. Setzte immer kämpferisch ein Zeichen, aber technisch und im Spielaufbau hat er so manche Defizite. Fand in der Rückrunde auch nicht in den Häuptlings-Modus, sodass er in den schwierigen Phasen das Team nicht am Schopf packen konnte. Spielte so meist eine unglückliche Rolle, trotzdem: Charakterlich ist ihm nichts vorzuwerfen.
Maximilian Thalhammer: Zeigte zu Beginn der Saison, warum ihn der Jahn nach einer tollen Saison 18/19 zurückgeholt hat. Präsent im Mittelfeld, kluge Pässe und auch in der Lage, einen Gegner aussteigen zu lassen – der erhoffte Ersatz für den abgewanderten Max Besuschkow im zentralen Mittelfeld. Doch irgendwie ist ihm dies im Herbst abhandengekommen und er fand es nicht wieder. Die Fehler häuften sich. Tauchte im Abstiegskampf viel zu sehr ab, dafür dass er meist Startelf spielte.
Christian Viet: Wenn er spielte, machte er es ordentlich bis gut – ob auf der rechten Abwehrseite oder im zentralen Mittelfeld. Kämpft, aber kann auch einen Ball spielen. Natürlich als Neuling auch kein Anführer, aber ihn hätte man eigentlich gerne öfter auf dem Feld gesehen. Wirkte zumindest immer so, als würde er sich gegen den (meist schlechten) Spielverlauf wehren. Ein Talent, das man beim Jahn behalten sollte.
Sarpreet Singh: An guten Tagen kann er ein Spiel mit seinem feinen Füßchen allein prägen. Doch konnte dies in der Rückrunde zu selten zeigen und an seine überragende Hinrunde 21/22 anknüpfen. War möglicherweise auch belastet von seiner langwierigen Schambein-Verletzung und der peinlichen Anmelde-Panne, die ihn den gesamten Herbst zum Zuschauen verdammte. Tauchte in entscheidenden Spielen zu sehr ab.
Blendi Idrizi: Spät als Leihe von Schalke 04 gekommen und als kreativer 6er/8er gedacht. Deutete an guten Tagen an, dass er diese Rolle ausfüllen kann – doch lassen sich diese an einer Hand abzählen. Man hatte den Eindruck, er fremdelte mit dem Jahn-Spielsystem. Wirkte zudem nicht bereit für Abstiegskampf und tauchte in der wichtigen Saisonphase ab.
Joshua Mees: Einer DER Hoffnungsträger zu Saisonbeginn. Kam per Leihe von Holstein Kiel, mit den Vorschusslorbeeren einer sehr guten Saison 17/18 beim Jahn. Und gleich im ersten Spiel ein Tor nach wenigen Sekunden! Doch das war der frühe Höhepunkt, es sollte sein letzter für die Saison bleiben. Wirkte immer verunsicherter und war in der Rückrunde vollkommen abgemeldet. Konnte die von Jan-Niklas Beste hinterlassene Planstelle nicht ausfüllen.
Kaan Caliskaner: Vermutlich einer der wenigen, der die Saison als Gewinn für sich betrachten kann und einen Schritt nach vorne machen konnte. War ca. ab Oktober meistens an den gefährlichen Szenen im Jahn-Offensivspiel beteiligt. Sechs Tore sind seine persönliche Bestmarke, seit er beim Jahn ist. Machte sich so leider interessant für die Konkurrenz und wird den Gang in die 3. Liga sicherlich nicht mit antreten.
Babis Makridis: Hin und wieder lässt er seine Qualitäten aufblitzen: Schnelle Dribblings, einen sehr guten Schuss – wie gegen Heidenheim oder Braunschweig. Aber dann sieht man fünf Spiele nichts von ihm. Erlaubt sich immer noch zu viele Ruhepausen. Dennoch: An guten Tagen hat er die zweite Liga im Kreuz.
Minos Gouras: Kam mit den Vorschusslorbeeren einer guten Drittligasaison aus Saarbrücken. Es war klar, dass die zweite Liga eine andere Hausnummer werden würde. Doch eine solche? Wirkte immer zu wenig robust für den Ligastandard. Konnte seine Schnelligkeit zu wenig ausspielen. Fand sich deshalb meist auf der Bank wieder und kam nur zu Kurzeinsätzen. Frühes (und einziges) Highlight der Saison für ihn: Allein vorm Tor verwandelte er in Bielefeld abgezockt zum 3:0.
Nicklas Shipnoski: Auch er legte einst eine bahnbrechende Drittligasaison hin, die ihm einen Vertrag bei Fortuna Düsseldorf einbrachte. Beim Jahn hat er dies über 1,5 Jahre eigentlich nie nachweisen können. Kaum überzeugende Szenen, kam auch nicht über den Kampf ins Spiel, wirkt nicht robust genug für die zweite Liga. Wird wohl nochmal Anlauf in Liga 3 nehmen – vermutlich dann bei einem Jahn-Ligakonkurrenten.
Sturm
Andreas Albers: Anfangs wie gewohnt Mr. Zuverlässig in der Offensive: Alle sieben Saisontore gelangen ihm in der Hinrunde. Danach warfen ihn Verletzungen komplett aus der Bahn. Schleppte sich von Spiel zu Spiel und wirkte über Wochen überhaupt nicht fit. Wäre weiterhin an guten Tagen ein Top-Kopfball- und Zielspieler. Allerdings: Mit 33 Jahren auch schon im Herbst seiner Karriere.
Prince Owusu: Ein kleiner Lichtblick in dieser Saison. Im letzten Drittel der Saison der einzig zuverlässige und halbwegs gefährliche Jahn-Stürmer. Machte die wichtigen Tore bei den Rückrundensiegen gegen Kiel, Paderborn und Braunschweig. Könnte noch mehr Kopfballstärke aus seiner Größe ziehen und vorm Tor cooler bleiben. Wird spannend zu sehen, ob er bleibt oder geht. In dieser Form der letzten Wochen würde man gerne mit ihm in die 3. Liga gehen.
Aygün Yildirim: Er kämpft, er beißt, er will – das konnte man Aygün Yildirim nie absprechen. Nach einer wegen Verletzung verlorenen Saison 21/22 fightete sich der giftige Stürmer ein ums andere Mal in die Startelf. Aber, und hier kommt das große aber – viel zu ungefährlich. Ein Tor in 22 Spielen ist für einen Stürmer, der in der 3. Liga schon sehr erfolgreich war, zu wenig.
Dario Vizinger: Kam Anfang September als allerletzte Leihe vor Ende der Transferperiode vom Wolfsberger AC. Die erhoffte Torjäger-Verstärkung entpuppte sich als großes Missverständnis. Fand keine Bindung ans Team und kam nie über Kurzeinsätze hinaus. Machte allerdings auch nie den Anschein, sich mit aller Macht für die Startelf empfehlen zu wollen. Leider für alle Seiten ein verlorenes Jahr.
Part 2: Abgänge
Tom Baack: Von Christian Keller als absolutes Top-Talent deklariert, schaffte er unter Mersad Selimbegovic nie richtig den Durchbruch. Die Reaktion von Florian Heister, Federico Palacios und ihm unter der Meldung der Freistellung von Mersad sprach auch Bände über das Verhältnis und seinen Charakter. Beim SC Verl spielt er eine wichtige Rolle im Mittelfeld und scheint sich dort stabilisiert zu haben.
Andre Becker: Als Musterbeispiel von Christian Keller angekündigt. Neben der Karriere erfolgreich studiert & umtriebig war er 2019/2020 Goalgetter in der Regionalliga Südwest. Beim SSV Jahn konnte der sympathische Spieler leider dann nie die Erwartungen erfüllen und sich durchsetzen. Beim FC Viktoria Köln erzielte er diese Saison 8 Tore in 26 Spielen und scheint wieder Fahrt in seine Karriere zu bekommen.
Max Beuschkow: Einer meiner Lieblingsspieler in seiner Zeit bei uns. Und Max macht das in Hannover, was er auch beim SSV Jahn getan hat: Er spielt relativ solide. 30 Spiele stehen für ihn zu Buche. Er ist in Hannover angekommen und versucht weiterhin, mit Hannover die gemeinsamen Ziele zu erreichen.
Erik Wekesser: Dass Erik Wekesser auf der linken Seite eine Lücke hinterlassen hat, ist hinreichend bekannt. Bei Nürnberg kam er schleppend in die Gänge, spielte dann aber immer mehr eine Rolle. Und sammelte auch wie beim Jahn fleißig Gelbe Karten. Eine Kreuzbandverletzung setzt ihn jedoch aktuell außer Gefecht. Wir wünschen gute Besserung.
Kevin Kunz: Kunz hat seine sportliche Heimat nun in Jena gefunden, wo er Stammkeeper ist. Er spielte unglaubliche 17x zu null und fing bisher in 31 Spielen nur 19 Gegentore. Nachdem es eine Zeitlang in Jena turbulent zugegangen war, ist die Mannschaft mittlerweile hinter Erzrivale Rot-Weiß Erfurt auf Platz 3.
Alex Meyer: Zum Zeitpunkt wo ich diese Zeilen schreibe ist es noch nicht final, aber es wird vielleicht bald einen Deutschen Meister mit Jahn Vergangenheit geben. Auch wenn ich oft gemosert habe, so habe ich ihn und seine ruhige und professionelle Einstellung diese Saison sehr vermisst. Er ist voll in Dortmund angekommen und hat dort seine Klasse gezeigt und lebt seinen Traum. Man merkt ihm auch an, dass er nicht mehr zurückdenkt, dem Jahn aber einen Platz in seinem Herzen reserviert hat. Alles Gute weiterhin, Alex!
Joel Zwarts: zu ihm haben wir bereits berichtet. Seine Zukunft im Jahn Dress wird spannend!
Christoph Moritz: Er war über seine Einsatzzeiten nicht sehr glücklich. Jedoch muss man auch sagen, dass er ggf. der Realität auch mal in die Augen schauen sollte. Er war zwar eine erfahrene Stütze im Team jedoch auch über seinem Leistungszenit. Aktuell ist er vereinslos.
Björn Zempelin: Überraschend „beendete“ Zemeplin aus privaten Gründen seine Karriere. Mittlerweile scheint er jedoch wieder Zeit und Spaß an Fußball gefunden zu haben. Leider durften wir nie erfahren, was alles in ihm gesteckt hätte. Er steht aktuell beim ASV Cham unter Vertrag.
Jan-Niklas Beste: Er stand angeblich kurz vor einer Unterschrift beim SSV Jahn. Um sich dann doch für die ihn wohl bessere Option zu entscheiden, dass er an allen Ecken und Enden fehlt, merkt man. Und dass ihm der Jahn viel bedeutet, merkt man ihm auch an. Seine Leistungen in der vergangen 2. Liga Saison sind richtig, richtig gut. Wir sind gespannt, wo Niklas Reise hingeht. Bei uns wird er immer willkommen sein.
Carlo Boukhalfa: Der erste der beiden, die uns nach St. Pauli verließen. Bei uns noch Allrounder Talent und fast immer eine Wahl zu nicht mehr berücksichtigt. Carlos Karriere hat in Hamburg einen ordentlichen Knick bekommen. Zuletzt stand er nicht mal im Kader. Angeblich soll er folgendes gesagt haben: „Lieber Training als Regionalliga“. Dies soll die Antwort auf die Frage gewesen sein, wieso er nicht in der 2ten Mannschaft Spielpraxis sammelt. Ob er sich damit einen Gefallen tut?
David Otto: Der zweite, der uns Richtung Hamburg verließ. Bei uns Rotationsspieler mit Potenzial, bei St. Pauli etwas mehr. Er wurde als Alternative geholt, als sich ein anderer Stürmer verletzte. Bisher stehen nur 3 Tore bei 29 Einsätzen zu Buche. Er spielt jedoch deutlich mehr als beim Jahn. Es war für ihn keine schlechte Entscheidung, in Hamburg sein Glück zu versuchen. Man darf gespannt sein, wie es für ihn weitergeht.
Part 3: Wie haben sich andere Zweitligisten verstärkt?
Nun wollen wir ein wenig über den Jahn-Tellerrand hinweg schauen und uns mit anderen Zweitligisten beschäftigen. Wie haben diese sich vor der Saison verstärkt? Was haben sie auf dem Transfermarkt besser oder schlechter gemacht? Eins vorweg: Wir sind uns bewusst, dass der Jahn bei Gehältern und Ablösesummen im unteren Drittel der zweiten Liga mitspielt. Teams wie der HSV, Düsseldorf, Hannover oder sogar der Aufsteiger Kaiserslautern sind mindestens eine Ecke weit entfernt. Deshalb wollen wir nur Transfers vor und während der Saison betrachten, die entweder Leihen waren oder bis zu 300.000 Euro Ablöse gekostet haben. Das ist der Betrag, den der Jahn vor zwei Jahren für Joel Zwarts auf den Tisch legte.
In diesem Segment kann man sich preiswert oder per Leihe verstärken. Das hat die Zweitligakonkurrenz in dieser Saison bewiesen. Am wenigsten noch im Tor, einer Position, die am konstantesten mehrjährig besetzt wird und auf der sich wenig tut. Mit Kaiserslautern (Andreas Luthe von Union Berlin) und Bielefeld (Martin Fraisl von Schalke 04) haben eigentlich nur zwei Zweitligisten neben Regensburg ihren Stammkeeper getauscht – beide kamen von Erstligisten, ein Regal, das für den Jahn vermutlich zu hoch gewesen wäre. Matheo Raab von Kaiserslautern wäre eine Verstärkung aus der 3. Liga gewesen, aber wählte den ambitionierteren HSV und spielte dort wenig bis gar nicht.
In der Innenverteidigung hat der Jahn vor der Saison keinen Handlungsbedarf identifiziert und keinen Neuzugang vorgestellt. Für mich damals zurecht. Im Laufe der Saison haben die Verletzungen von Scott Kennedy und Steve Breitkreuz allerdings meiner Meinung nach den Jahn doch in Nöte gebracht.
Die Aufsteiger von Eintracht Braunschweig haben im Laufe der Saison auf dieser Position ebenfalls Handlungsbedarf gesehen und drei interessante Spieler verpflichtet: Nathan de Medina (300.000 Euro Ablöse) von Arminia Bielefeld, Hasan Kurucay (ablösefrei von Hamarkameratene/Norwegen) sowie Filip Benkovic (Leihe von Udinese Calcio). Gerade letzterer hat meiner Meinung seine Klasse in der Rückserie des Öfteren bewiesen, obwohl er verletzungsanfällig ist.
Auch Abstiegs-Mitkonkurrent Magdeburg hat sich mit Silas Gnaka (KAS Eupen/ablösefrei), Daniel Heber im Winter (RW Essen/300.000 Euro), Jamie Lawrence (FC Bayern II/Leihe) und Cristiano Piccini (vereinslos) mehr als ordentlich verstärkt. Oussamar Haddadi (Fürth/vereinslos), Marcel Franke (KSC/ablösefrei von H96), Rick van Drongelen (Rostock/Leihe von Union Berlin), Stephan Ambrosius (KSC/Leihe vom HSV), Robin Bormuth (FCK/Leihe vom KSC), Frederik Jäkel (Bielefeld/Leihe von RB Leipzig), Maximilian Rohr (Paderborn/Leihe vom HSV) waren allesamt wichtige Säulen bei ihren Clubs, aber für den Jahn wohl außer Reichweite.
Auf den Außenbahnen/defensiv ist das Angebot an Schnäppchen meines Erachtens deutlich geringer. Magdeburg hat mit Mohamed El Hankouri (ablösefrei vom FC Groningen/Niederlande) und Herbert Bockhorn (vereinslos) zwei gute Fänge gemacht. Auch Raphael Obermair (Paderborn/ablösefrei von Magdeburg) wäre interessant gewesen und war bekanntermaßen im Scouting-Radar des Jahn, aber Paderborn zahlt einfach mehr. Ex-Weltmeister Erik Durm (FCK/ablösefrei von Eintracht Frankfurt) und Noah Katterbach (HSV/Leihe vom 1. FC Köln) waren außer jeglicher Reichweite für den SSV.
Im defensiven Mittelfeld hat sich Rostock mit Dennis Dressel (ablösefrei von 1860 München) sowie Lukas Fröde (100.000 Euro Ablöse vom KSC nach Leihe) ordentlich und günstig verstärkt. Andere gute Optionen, die Jahn-like gewesen wären: Lennard Maloney (Heidenheim, ablösefrei vom BVB II) und Kai Klefisch (Paderborn, ablösefrei von Viktoria Köln) – letzterer riss sich in der Saisonvorbereitung allerdings das Kreuzband. Die Hannoveraner Fabian Kunze (ablösefrei von Bielefeld) und Enzo Leopold (ablösefrei vom SC Freiburg II) sowie der erst 18-jährige Sidney Raebiger (Fürth, Ablöse 80.000 Euro von RB Leipzig) sind interessante Spieler, waren aber nicht die wichtigsten Säulen in ihrem Team. Nikolai Rapp (FCK, Leihe von Werder Bremen) wäre als unspektakulärer, aber grundsolider Defensivspieler eine gute Option gewesen.
Offensives Mittelfeld: Vor der Saison war ich überrascht, dass Braunschweig mit Immanuel Pherai den spektakulärsten Offensivspieler der Drittliga-Vorsaison ablösefrei für sich gewinnen konnte. Auch in der zweiten Liga zeigte er phasenweise herausragende Qualität (neun Tore) und dürfte den Braunschweigern wohl eine stattliche Ablösesumme einbringen. Auch Jan-Niklas Beste, dessen Qualitäten wir alle kennen, wechselte für eine im Nachhinein spöttische Ablösesumme von 300.000 Euro vom Stammverein Bremen zu Heidenheim und war einer ihrer Unterschiedsspieler diese Saison. Doch Heidenheim hat sich auch mit Adrian Beck (ablösefrei vom SSV Ulm) ein weniger bekanntes Schnäppchen aus der Regionalliga gesichert, der vor seiner Achillessehnen-Verletzung im Winter bei ihnen gesetzt war.
Kai Pröger (ablösefrei von Paderborn) war ein ganz wichtiger Baustein für Hansa Rostocks Nichtabstieg diese Saison. Einen sehr guten Riecher hat der KSC mit der Leihe von Paul Nebel (Mainz) bewiesen, der gesetzt bei den Badenern war. Kein Wunder, dass die Leihe jüngst bis 2024 verlängert wurde. Der SV Sandhausen hat viel eingekauft, doch eigentlich haben nur zwei Offensivspieler beim SVS angedeutet, dass sie Verstärkungen waren: Franck Evina, in der Winterpause von Hannover 96 II gekommen sowie David Kinsombi (ablösefrei vom HSV). Letzterer hat bereits für kommende Saison in Paderborn unterschrieben.
Mit Ben Zolinski (Erzgebirge Aue) und Philipp Klement (VfB Stuttgart) hat sich der FCK ordentlich ablösefrei verstärkt – Klement wird aber als Erstligaspieler reichlich teuer gewesen sein. Diese Saison keine allzu große Rolle spielten Filip Bilbija (HSV/ablösefrei vom FC Ingolstadt), Armindo Sieb (Fürth/für 50.000 Euro vom FC Bayern II) und Sebastian Klaas (Paderborn/ablösefrei vom VfL Osnabrück). In ihnen sehe ich aber perspektivisch sehr gute Zweitligaspiele.
Zu guter letzt zum Sturm: Hier hat wieder einmal Eintracht Braunschweig mit Anthony Ujah (ablösefrei von Union Berlin) einen sehr guten Fang gemacht. Er war mit zehn Treffern ihr Toptorschütze. Auch der zur Halbserie gekommene Manuel Wintzheimer (Leihe vom 1. FC Nürnberg) hat frischen Wind in ihre Offensive gebracht. Sich im Sturm sehr gut verstärkt hat sich meiner Meinung nach Paderborn mit Marvin Pieringer (Leihe vom SC Freiburg), Robert Leipertz (ablösefrei vom 1. FC Heidenheim) sowie Sirlord Conteh (ablösefrei aus Magdeburg).
Elias Saad (St. Pauli), gekommen im Winter vom Regionalligisten Eintracht Norderstedt, wäre so ein typischer Jahn-Regionalliga-Transfer gewesen und war zu Saisonende sehr stark bei den Kiezkickern. Mikkel Kaufmann (Leihe vom FC Kopenhagen, Gebühr 40.000 Euro) war für Karlsruhe eine sehr gute Verstärkung und traf insgesamt zehnmal. Auch Ragnar Ache (Fürth, Leihe von Eintracht Frankfurt) traf siebenmal, aber wäre wohl eine Nummer zu groß für den Jahn gewesen.
Hingegen eher ein Negativbeispiel für mich ist Lukas Hinterseer (Rostock), der nur zweimal traf, für den Hansa aber eine Ablöse von 200.000 Euro an Hannover 96 bezahlte.
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