Gebhardt hält den Punkt fest – der Jahn bleibt in der Liga ungeschlagen!

Das Duell der Absteiger endet durch Tore von Gohlke und Ballas mit 1:1. (Foto: Thomas F. Starke via Getty Images/Onefootball; Mitarbeit: Flo1889fm, Maximilian Aichinger)

Der 04.02.2023 war ein Nachmittag zum Vergessen. Damals strauchelte der SSV Jahn in der 2. Bundesliga am Ende der Tabelle und dieses Spiel hätte als ein Befreiungsschlag gelten können. Am Ende wurde das 1:3 aber zu einem Desaster und für viele Fans zum Beginn eines Traumas. Gut gespielt, am Ende doch verloren, so hieß das Motto der Saison. Irgendwie bekomme ich noch Angstträume, wenn ich Fabian Klos zu einem Kopfball aufsteigen sehe, aber nun zurück zur Gegenwart.

Trotz des damaligen Sieges stieg auch die Arminia ab, doch Legende Fabi Klos blieb in Bielefeld. Er rückte neben Mizuta sowie Gohlke in die Startaufstellung. Auch der Jahn tauschte aufgrund der hohen Belastung und es kamen Schönfelder und Diawusie anstatt Hein und Kother in die erste Elf. Dazu durfte Noah Ganaus nach wochenlanger Verletzungspause wieder in den Kader.

Der Spielbericht

Im Spiel war der Jahn sofort hellwach und setzte Bielefeld durch frühes Pressing unter Druck. Viet konnte in der zweiten Minute einen Abspielfehler Özkans in aussichtsreicher Position nicht nutzen. In der 12. Minute wurde der Jahn aber belohnt: Einen Freistoß von der linken Seite verlängerte Ballas ins lange Eck zum 1:0.

Bielefeld schüttelte die Anfangsphase bald ab. Einen Einwurf von der rechten Seite legte Vereinsikone Klos mustergültig ab und Gohlke vollstreckte mit einer satten Abnahme ins lange Eck – 1:1. In der Folge war Bielefeld am Drücker. Klos hatte in der 30. Minute das Auge für Yildirim. Dessen Abschluss konnte Gebhardt mit den Fingerspitzen an den Pfosten lenken.

Nach der Pause hatten beide Teams einige gute Szenen. Mizuta zwang Gebhardt mit einem strammen Schuss zur Glanzparade (72.). Auf der Gegenseite hatte Viet die große Chance zur Jahn-Führung, als ihm der Bielefelder Keeper nach einem schönen Kother-Solo samt Abschluss den Ball vor die Füße klatschte (77.) – aber daneben! Bis zum Schluss war das Spiel intensiv, aber keines der Teams konnte den entscheidenden Punch setzen.

Foto: Gatzka

Die Meinung zum Spieltag

Die Jahnelf hat heute gezeigt, dass sie auch den ersten nominellen Härtetest der Saison gut bestreiten konnte und hat ein Spiel auf Augenhöhe geliefert. Einige ausgelassene Großchancen der Jahnelf stehen 2 Aluminiumtreffern der Arminia entgegen. Somit haben wir ein bis zur letzten Minute mit Spannung geladenes Spiel zu sehen bekommen, das jederzeit in beide Richtungen hätte kippen können.
Die bereits aus den letzen Spielen bekannten Schwachstellen der neu zusammengestellten Jahnelf sind auch heute wieder zutage getreten. Zum einen lässt die noch nicht ganz eingespielte Innenverteidigung zu viele einfache Torgelegenheiten zu, zum anderen konnten sich zwar einige Chancen erarbeitet werden, dennoch konnte man lediglich einen Treffer erzielen. Gebhardt, der heute ein tolles Spiel abgeliefert hat, hielt die Jahnelf mal um mal im Spiel und kaschierte einige Fehler in der Abwehrarbeit. Bielefeld konnte durch gezielte Schüsse aus dem Rückraum einige Lücken in der Deckungsarbeit unserer Roten aufdecken.
Auch wenn Joe Enochs dies verneint, hat der Abgang Zwarts‘, die Verletzung Ganaus‘ und die damit verbundene Systemumstellung unsere Offensive etwas ins Stottern gebracht. Hatte man sich in der Vorbereitung doch auf das Spiel mit zwei Stürmern konzentriert, so wirkt das Spiel mit einer Spitze zeitweilig uninspiriert und Huth alleine auf weiter Flur.
Meine persönliche Hoffnung bleibt, dass, sobald Neuzugang Hottmann komplett integriert ist, dieser neben Huth als zweite Spitze auflaufen wird. Hottmann könnte durch seine Statur die Räume und Spielsituationen schaffen, die Huth aktuell alleine nicht vermag zu generieren und gleichzeitig zu nutzen.
Als Fazit der Partie auf der Alm lässt sich sagen, dass die Jahnelf mehr und mehr zusammenwächst und man berechtigterweise frisch regeneriert im kommenden Heimspiel gegen Duisburg auf den ersten Heimsieg der Saison hoffen kann.

Die Statistiken zum Spieltag

Allgemeine Daten zum Auswärtsspiel in Bielefeld.
Die „expected Goals“ (erwartbare Tore) zur Partie, sie zeigen die Qualität der Chancen bzw. Schüsse auf.

Die Stimmen zum Spieltag

Kersken zum Ergebnis: „Mit dem 1:1 sind wir nicht ganz zufrieden. Wir hatten die eine oder andere Chance, die mit etwas Glück dann auch hineingeht. Wir müssen weiterhin analysieren, woran es liegt.“

Kersken zum starken Pressing der Jahnelf: „Das flache Herausspielen von hinten ist unser Spiel. Wir wollten mehr Ruhe im Spielaufbau. Das hat uns im letzten Spiel in Ulm gefehlt. Sicherlich müssen wir da noch weiter dran arbeiten, dass die Pässe hinten raus sauberer gespielt werden, heute ist es aber nochmal gut gegangen.“

Kersken zum offenen Schlagabtausch in der zweiten Halbzeit: „Es war hinten raus wenig Spielfluss, viele lange Bälle, da kann es immer mal zu einem Konter kommen.“

Yildirim zu den Belastungen der englischen Woche:
„Wir haben nicht den größten Kader. Einige Spieler haben alle drei Spiele komplett gemacht. Gerade bei unserer Spielweise des hohen Pressings muss man weite Laufwege gehen und Sprints machen. Das zehrt dann schon an den Kräften. Ich hatte für mich das Gefühl, dass ich heute besser drauf war, als z. B. in Ulm, als ich die englische Woche doch schon gespürt habe. Unterm Strich haben wir alle das Beste gegeben, auch wenn wir noch lernen müssen, mit dem Pressing des Gegners umzugehen. Da fehlt oft noch die Balance, wann wir kurz rausspielen sollten und wann mit einem langen Ball die Pressinglinien des Gegners überspielen sollten. Durch besseres Einsetzen der 8er in den Halbräumen, sollten wir uns in Zukunft bessere Chancen herausspielen.“

Huth zu seinem Fitnesszustand nach der englischen Woche: „Ich hab mich fit gefühlt. Die Mannschaft hat insgesamt einen guten Zustand, was man in der ersten Halbzeit gut gesehen hat.“

Huth zum Anlaufverhalten der Jahnelf: „Wir haben sehr hoch gepresst und damit Aminia Bielefeld vor eine Aufgabe gestellt und viele Ballgewinne erzwungen. Leider konnten wir das nicht in Torschüsse ummünzen. Insgesamt war das eine erwachsene Leistung von uns heute. In der zweiten Halbzeit war es dann eine Gefühlssache, wann und wie hoch man anläuft. Wir vorne hatten nicht das Gefühl, dass wir die Anzahl der Pressingläufe der ersten Halbzeit nochmal wiederholen können. Deswegen haben wir uns dann ein bisschen zurückgezogen und sind nur noch punktuell angelaufen. Dennoch hatten wir in der zweiten Halbzeit bessere Chancen als in der ersten Halbzeit.“

Huth zu seiner Rolle als einzige Spitze: „Ich ordne mich grundsätzlich dem Spielsystem des Trainers und den Zielen der Mannschaft unter. Daher ist es nicht relevant, was mir am besten liegt, sondern der Erfolg der Mannschaft steht über allem. Deswegen nehme ich das so an, wie’s kommt.“

Huth zu zwei verlorenen Punkten:
„Wir wollten heute gewinnen, das ist ganz klar. Es ist natürlich auch immer besser, wenn man das eine Tor noch schießt und dann 2 Punkte mehr mitnimmt. Abgesehen vom Ergebnis, war das aber eine sehr reife Leistung von uns.“

Diawusie zu seinem ersten Startelfeinsatz:
„Ich bin beim Jahn gut angekommen. Ich bin hier glücklich. Auch die Mannschaftskollegen haben mich super aufgenommen. Die Mannschaft ist allgemein vom Charakter her überragend. Der Trainer hat mir klare Anweisungen gegeben, von Anfang an vorne zu pressen. Meine Aufgabe war es, auf den Lannert zuschieben und Druck zu machen, sodass wir zu vielen Balleroberungen kommen. Ich sollte meine Schnelligkeit auf den Platz bringen, befreit aufspielen und mir keinen Druck machen.“

Diawusie zur eigenen Leistung: „Für den ersten Startelfeinsatz bin ich auf jeden Fall zufrieden. Natürlich kann an offensiv immer mehr machen und bessere Aktionen generieren, vielleicht sogar ein Tor machen. Man hat aber auch konditionell gemerkt, dass es mein erstes Spiel von Anfang an war.“

Diawusie zum Verbesserungspotential in den nächsten Spielen: „Es war ein sehr ausgeglichenes Spiel. Beide Mannschaften hatten viele Torchancen. Wir hatten viele Hochkaräter. An Torchancen hat es also nicht gemangelt. In Zukunft müssen wir diese noch abgeklärter nutzen.“

Diawusie mit dem Blick auf das Heimspiel gegen Duisburg: „Egal ob Heimspiel oder nicht, wir wollen jedes Spiel gewinnen. Alles andere ist uninteressant für uns.“

Gegen Duisburg gibt es voraussichtlich wieder eine Taktikanalyse. 😉


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