Unsere Beobachtungen zum hart erkämpften Arbeitssieg gegen den Halleschen FC und der Erkenntnis, dass der Jahn nicht aufgibt. (Foto: Gatzka)
Der Spielbericht
Wenn man ehrlich ist, war das Spiel am Samstagnachmittag gegen den Halleschen FC, das vor 5867 Zuschauern ausgetragen wurde, alles, aber kein Leckerbissen. Doch es hat seinen Zweck erfüllt: Man kam satt mit 3 Punkten zurück.
War man die ersten 20 Minuten eindeutig die stärkere und spielerisch bessere Mannschaft, so verlor die Jahnelf das Zepter mit zunehmender Spieldauer immer mehr aus der Hand, ließ es jedoch nicht ganz fallen. Man rannte unermüdlich gegen das Abwehrbollwerk der Hallenser an, konnte sich jedoch nicht belohnen. Christian Viet testete im ersten Durchgang die Qualität des Querbalkens und Eric Hottmann hatte an dem Tag leider zu wenig Zielwasser getrunken: Er traf den Ball leider nicht richtig und konnte somit eine Hereingabe von Diawusie nicht gut verarbeiten.
Der HFC war bemüht, schaffte es jedoch nur durch Standardsituationen, sich in Szene zu setzen.
In der zweiten Halbzeit sollten nun doch Tore fallen. Genauer gesagt in den Minuten 55, 69 & 79.
In der 55. Minute schafften es die Mannen von der Saale, die unkonzentrierte Defensivarbeit der Regensburger zu nutzen. Ein steiler Pass/Schuss von Casar wurde von Dominic Baumann, dem Top-Scorer des HFC, an der Strafraumkante unbedrängt aufgenommen und eiskalt verwandelt.
Nun passierte etwas Interessantes. In den folgenden Minuten dachte ich, dass die Jahnelf dieses Spiel zu verlieren drohte, aber ich wurde eines Besseren belehrt. Meinem Eindruck, dass unsere Truppe aufgegeben hatte, setzte Christian Viet in der 69. Minute ein wuchtiges Ende. Sein strammer Fernschuss knallte unhaltbar unter die Latte.
Der viel gescholtene Elias Huth markierte in der 79. Minute endgültig die Wende des Spiels. Nach schönem Ball von Konni Faber von rechts konnte Elias Huth den Ball ins Tor einnicken.
Viel passierte in der restlichen Partie nicht mehr. Halle versuchte zwar nochmal eindrucksvoll, ein Tor zu schießen (Casar versuchte einen Fallrückzieher), jedoch wurde das Spiel von der Jahnelf sicher, wenn auch hektisch zu Ende gebracht. Auch wenn die Nachspielzeit vermutlich länger als nötig war.
Beobachtungen zum Spiel
Wechselnde Systeme
Ich habe in meiner Zeit beim Blog einiges, vor allem von Max, gelernt. Eine Sache, die ich gelernt habe ist, dass “Systeme” nicht fest sind. Natürlich kann man sich an Kombinationen wie 4-3-3 oder 3-4-2-1 und vielem, vielem mehr grundsätzlich orientieren. Was man aber dieses Jahr beim Jahn sehr deutlich sieht: Es gibt für unterschiedliche Situationen unterschiedliche Grundordnungen. Aufgefallen sind gestern vor allem zwei Dinge:
Defensiv: Kam es zu einer für die Jahnelf defensiven Situation, wurde hinten eine Viererkette gebildet, um eine stabile Verteidigung zu gewährleisten. Es ist wohl von einem 4-2-2-2 auszugehen. Diese Grundordnung hat den Vorteil, dass im Zentrum eine große Dichte herrscht und somit gut verteidigt werden kann. Nun denken in dieser Grundordnung jedoch die Stürmer und offensiven Mittelfeldspieler nur offensiv. Das kommt der Spielidee des Jahns, dem hohen Gegenpressing, absolut entgegen, da so viele Variationsmöglichkeiten gegeben sind, um den Gegner zu überraschen. Manchmal ist Angriff einfach die beste Verteidigung.
Offensiv: Kam es nun also zu offensiven Aktionen, wurde diese Grundordnung insofern aufgelöst, als dass die Jahnelf die Viererkette auflöste. Die letzte Kette bestand bei offensiven Aktionen nur noch aus zwei Spielern, z.B. Alexander Bittroff und Bene Saller, der den schnellen Part übernahm. Zwei Verteidiger standen somit höher und versuchten dabei zu helfen, den Gegner zu überlaufen. Das ganze birgt jedoch ein gewisses Risiko: Bei Fehlern im Spielaufbau (so hatte z.B. Bene Saller einen Fehlpass) ist nur minimalste Restverteidigung vorhanden. Wie bereits erwähnt, haben somit Angreifer viel Platz vor sich und man muss schnell reagieren. Damit dies gelang, musste Bene mit hinten absichern, da Florian Ballas und Biete eben nicht die schnellsten sind. Es war interessant zu beobachten, der Ertrag war jedoch gestern eher gering.
Physische Qualität
Endlich gab es gestern seit Langem eine Doppelspitze. Doch interessanter war weniger die Doppelspitze an sich, sondern eher das Personal, welches diese ausfüllte. Eric Hottmann durfte gestern von Beginn an ran. Man erkannte auch wieso: Halle hatte weniger Probleme, spielerische Elemente in Form eines Noah Ganaus zu klären als mit Eric Hottmann, der eine gewisse Wucht mitbrachte. Der Heimmannschaft fiel es unglaublich schwer, Hottmann “aufzuhalten”, wenn er mal ins Rollen kam. Er tankte sich oft durch, setzte sich in Zweikämpfen durch und sorgte für ordentlich Unruhe im gegnerischen Strafraum. Leider bleibt die Abschlussqualität weiterhin seine Baustelle.
Man merkte jedoch auch bei anderen Spielern wie Faber oder Schönfelder, dass Halle mit der Wucht unserer Spieler seine Probleme hatte.
Das Thema Temperament
Womit wir auch schon beim nächsten Thema wären. Und bei diesem spielt unter anderem Oscar Schönfelder eine Rolle. Gegen Lübeck monierte Joe Enochs, dass die vielen Fouls und solche Sachen wie das Ballwegtragen nicht der Stil der Jahnelf seien. Und dennoch war es in meiner Beobachtung schon so, dass manch ein Spieler wie z.B. Schönfelder sich teilweise unnötig selbst hochschaukeln. Auch ein Kandidat hierfür ist unsere Nummer 1 Felix Gebhardt, der wegen Meckerns mal wieder gelb sah.
Auf der Pressekonferenz darauf angesprochen, gab Joe Enochs, der an diesem Tag selbst Gelb kassierte (insgesamt erst seine dritte), auf die Nachfrage, wie man das abkühlen könnte u.a. Diverses zu Protokoll: Ihm ginge es in aller erster Linie darum, dass keine Karten durch Ball wegtragen usw. zu Stande kommen. Des weiteren fände er es sehr gut, dass seine Spieler sich nicht alles gefallen lassen und immer Gas geben. Alles in allem wirkte es nicht so, als sähe Joe dort Handlungsbedarf.
Fazit zur Partie
Es war ein schöner Fußballnachmittag im Leuna-Chemie-Stadion in Halle. Das Stadion ist definitiv einen Besuch wert. Was die Leistung der Mannschaft angeht, so bleibt mir eigentlich nur nochmal zu wiederholen: Es war nicht schön, aber es hat gereicht.
Und solche Spiele hat man mal und muss man auch gewinnen, um in dieser Liga dort zu stehen, wo die Jahnelf steht. Aber gerade wegen solcher Spiele muss unermüdlich weitergearbeitet werden, denn stärkere Gegner wischen sonst mit dir den Boden.
Was viele Fans beruhigen dürfte: Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie wieder in der Lage ist, einen Rückstand zu drehen und nicht einfach nur den Kopf einzuziehen. Das ist wiederum ist etwas sehr Erfrischendes und Balsam auf vielen Jahnseelen, die in den letzten Jahren gelitten haben. Man sollte die aktuelle Situation aber auch nicht überbewerten. Die Saison ist noch lang.