Gastbeitrag: Auf der Suche nach einem neuen Gemeinsam

Seit 2011 besitzt Hasan Ismaik Anteile an der TSV München von 1860 GmbH & Co KGaA. Quasi genauso lange wird bei den Löwen schon versucht, eine vernünftige Zusammenarbeit zu erreichen. Doch bis zum heutigen Tage klappt dies mehr schlecht als recht. Aktuell ist der Streit wieder besonders präsent in der Medienlandschaft – und der Sport hat damit natürlich auch zu tun. (Text: Jan Schrader, Sechzger.de; Foto: Alexander Scheuber/Getty Images via Onefootball)

Jacobacci als „einer von denen“

Seit jeher gibt es unter den Fans des TSV 1860 München verschiedene Lager. Da wäre zum einen die nicht enden wollende Stadiondiskussion – Verfechter des Grünwalder Stadions gegen Anhänger, die unbedingt ein größeres und modernes Stadion bevorzugen. Der Hauptpunkt aber liegt in der Struktur der Löwen begründet. Für oder gegen Hasan Ismaik zu sein, ist der große Knackpunkt, der immer wieder mit unterschiedlichen Intensitäten diskutiert wird. Gerade aktuell ist das Thema wieder in aller Munde. Um das verstehen zu können, muss man zunächst einen Blick zurück in den Februar 2023 wagen.

Nach wochenlanger Suche konnte Maurizio Jacobacci als Nachfolger von Michael Köllner präsentiert werden. Die Suche nach einem Trainer war endlich beendet. Doch der Unterstützung von allen Fans des TSV 1860 konnte sich der 60-Jährige nicht gewiss sein. Denn er kam über die HAM-Seite – also Hasan Ismaik – an die Grünwalder Straße und erhielt
entsprechend schnell einen bestimmten Stempel. Mit dem von Michael Köllner hinterlassenem Scherbenhaufen gelang Jacobacci ein einigermaßen gelungener Saisonabschluss. In der Sommerpause hatte der Schweizer dann die Möglichkeit, sich seinen Kader wie gewünscht zusammenzustellen.

Der TSV 1860 verzichtete dabei jedoch auf die Dienste eines Nachfolgers für Günther Gorenzel, der die Löwen auf eigenen Wunsch im Juni in Richtung Klagenfurt verließ. Fortan kümmerte sich ein Gremium aus Trainer, Geschäftsführer und Scout um mögliche Neuverpflichtungen. Anders als in den Jahren zuvor wurde der Kader in der Folge grundlegend verändert. 13 neue Spieler stehen 17 Abgängen gegenüber. Als Königstransfer wurde der in Regensburg bekannte Joel Zwarts nach Giesing gelockt. Dass bei den Transfers jedoch auch Dritte in einem bislang nicht bekannten Ausmaß beteiligt waren, wurde vor wenigen Wochen publik. Die Folge war ein angedrohter Rechtsstreit gegen den Fanblog, der den entsprechenden Artikel veröffentlichte und viel Wirbel in allen Medien, die über den TSV 1860 München berichten.

Dieser begonnene Streit zieht sich bis heute durch. Zuletzt gab Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer auf einem offiziellen Fantalk an, die Suche nach einem sportlichen Leiter sei so gut wie beendet und auf der Zielgeraden. Der vermeintliche Favorit auf den Posten – Christian Werner, zuletzt Kaderplaner bei Waldhof Mannheim – saß an diesem Abend im Publikum und wurde in den Wochen zuvor immer wieder im Umfeld des TSV 1860 München gesehen. Dem wiederum folgte dann ein Interview von Vize-Präsident Heinz Schmidt, nach dem sich die Lage ganz anders darstellte. Mit Werner sei noch nicht der passende Kandidat gefunden, zudem plädiere man für die Einstellung eines Geschäftsführers für den sportlichen Bereich. Wenig später kam heraus, dass der von Marc-Nicolai Pfeifer vorgeschlagene Kandidat schon vor Wochen intern keine Zustimmung erhalten hatte.

Ganz aktuell wurde dann die Kündigung eines langjährigen Sponsors genutzt, um erneut Zwietracht zu säen. Die Vermutung, die HAM-Seite habe die Nachricht absichtlich veröffentlicht, steht aktuell im Raum. Der momentane Hauptsponsor wiederum hatte auf besagtem Fanabend dafür plädiert, endlich wieder gemeinsam zu agieren. #gemeinsam wird gerne als Hashtag in den sozialen Medien genutzt – bei den Fans erzeugt er mittlerweile jedoch nur noch ein müdes Lächeln. Von einem echten Gemeinsam ist beim TSV 1860 München einmal mehr gar nichts zu spüren.

Von einem echten Gemeinsam ist beim TSV 1860 München einmal mehr gar nichts zu spüren.

Und sportlich? Dass sich die neu formierte Mannschaft erst einspielen musste, lag nach den vielen Veränderungen auf der Hand. Die Bilanz nach 13 Spieltagen ist durchwachsen. Fünf Siege, zwei Unentschieden und sechs Niederlagen stehen zu Buche. Zwischenzeitlich wackelte der Stuhl von Maurizio Jacobacci bereits bedenklich. Der 60-Jährige bat jedoch sich und der Mannschaft mindestens 10 Spiele einzugestehen, um ein wirkliches Urteil zu fällen. Und siehe da: Mit einer neu gewonnenen Kompaktheit in der Defensive wurde Dynamo Dresden ein 0:0 abgetrotzt. Die Abwehr ist seit Wochen das Prunkstück des TSV 1860. In sechs Spielen hintereinander gelangen den Gegnern insgesamt nur zwei Treffer und niemals mehr als einer. Erst Viktoria Köln knackte den Riegel der Löwen am Wochenende zweimal.

Auch in Köln war die Leistung in der Defensive akzeptabel – doch die Offensive stellt sich dagegen als Problemfeld dar. Neuzugang Joel Zwarts ackert stets vorbildlich, ist aber oft vom Rest der Mannschaft zu weit entfernt. Der 24-Jährige wird von seinen Kollegen nur unzureichend unterstützt. Gegen die Viktoria fiel Zwarts bekanntlich aus – und konnte nicht adäquat ersetzt werden. Die Offensive des TSV 1860 stellte die Kölner vor keine großen Herausforderungen. In den Spielen zuvor war ebenfalls kein Offensivfeuerwerk zu sehen.

Grundsätzlich stimmt in den letzten Wochen meist die Einstellung sowie der Einsatz auf dem Platz. Komplett zufrieden sind die Fans mit den Auftritten jedoch nicht, für einen vorderen Tabellenplatz reichen die gezeigten Leistungen nicht. Drei Punkte konnten bislang nur gegen Mannschaften aus dem unteren Tabellendrittel eingefahren werden. Mit dem Aufstieg werden die Löwen also nichts zu tun haben, sofern nicht noch ein großes Fußballwunder geschieht.

Dass Regensburg am Wochenende als Favorit ins Spiel geht, dürfte klar sein. Hinzu kommt, dass sich die Defensive wie bereits beschrieben an sich gefunden hat, im Duell gegen den Jahn jetzt allerdings auseinander gerissen wird. Innenverteidiger Kwadwo fehlt rotgesperrt, sodass Kapitän Verlaat einen neuen Partner in der Innenverteidigung erhalten wird. Auch Lang und Schröter müssen gesperrt aussetzen, was die Aufgabe gegen den aktuellen Tabellenführer nicht einfacher machen dürfte.

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