Morgen startet die Zweitligasaison für den SSV Jahn. Ein Jahr nach dem letzten Besuch in Deutschlands zweithöchster Spielklasse ist Weiß-Rot nach einer wahren Achterbahnfahrt wieder aufgestiegen. Die vergangene Saison war geprägt von Höhen und Tiefen, die letztlich in einem erfolgreichen Relegationsspiel gipfelten. Nun steht der Jahn vor einer neuen Herausforderung: Statt gegen Mannschaften wie Hannover II oder Verl wird man sich in der kommenden Saison mit Traditionsvereinen wie Schalke und dem HSV messen.
Da die Saison morgen beginnt, werfen wir einen etwas subjektiven Blick auf Thesen, die die kommende Saison prägen könnten:
These 1: Der SSV Jahn ist nach der katastrophalen Rückrunde 23/24 und dem glücklichen Aufstieg über die Relegation Abstiegskandidat Nummer 1…
und irgendwie auch doch nicht. Klar ist: Steigt man so auf wie die Regensburger (Platz 18 der Rückrundentabelle, kontroverse Schiedsrichterentscheidungen in der Relegation), werden viele den Jahn berechtigterweise auf die Plätze 16-18 tippen. Auf der anderen Seite liegen zwischen dem Relegations-Rückspiel gegen Wiesbaden und dem Saisonauftakt gegen Hannover 96 nicht nur 67 Tage, sondern auch einige Transfers und eine unterm Strich recht ordentliche Vorbereitung. Ohne Zweifel geht es für die Domstädter also nur um den Klassenerhalt. Ob man es aber wirklich am schwersten haben wird, kann nur die Zukunft zeigen.
These 2: Die großen Namen, die der SSV Jahn verpflichtet hat, können uns nur…
himmelhoch jauchzend oder zu Tode betrübt machen. Denn insgesamt 471 Zweitligaspiele bringen Sebastian Ernst, Kai Pröger, Christian Kühlwetter und Julian Pollersbeck mit nach Regensburg, das letztgenannte Trio zusätzlich sogar 42 Einsätze im deutschen Oberhaus. Ungewöhnlich viel Erfahrung, die die Domstädter diesen Transfersommer also verpflichteten. Damit einher gehen steigende, große Erwartungen. Das Potential ist groß, die Enttäuschungsgefahr aber auch.
These 3: Rasim Bulic wird der Kernfaktor im Regensburger Defensivverbund
Rasim Bulic war einer der Gewinner im Regensburger Kader 23/24. Mit Einsatz, Leidenschaft und viel Können entwickelte sich der 23-Jährige zu einem der besten und wichtigsten Spieler. Wenn er sich schnell an das erhöhte Niveau der 2. Liga anpassen kann, wird Rasim auch im deutschen Unterhaus vielen Stürmern das Leben schwer machen – wenn nicht, reißt das eine sehr große und sehr schwierig zu füllende Lücke in den ohnehin nicht immer ganz sattelfest wirkenden Defensivverbund der Domstädter.
These 4: Der SSV Jahn ist 24/25 stärker als 17/18
Blickt man nur auf die Namen der Neuzugänge und den Kader, wirkt der Jahn 24/25 stärker als 17/18, wo man insbesondere auf Leihen junger Spieler setzte, die dann voll einschlugen, wie Joshua Mees, Bene Gimber, Sebastian Stolze oder Asger Sörensen. Eine gänzlich andere Strategie und Voraussetzung also als dieses Jahr. „Damals“ war es letztlich vor allem das Teamgefüge und die Mentalität, die den Jahn ausmachten und auf Platz 5 der Tabelle führten – zeitweise war in Medienberichten sogar vom ersten Durchmarsch von der Regionalliga bis in die Bundesliga die Rede. Wenn man den diesjährigen Kader nun höher einschätzt, bedeutet das natürlich nicht, dass am Ende mindestens Platz 5 erreicht werden muss. Es zeigt aber, dass der Jahn – genauso wie damals – erneut überraschen kann.
These 5: Oliver Seitz wird eine entscheidende Rolle im Regensburger Trainerteam einnehmen
Nach sehr erfolgreichen fünf Jahren beim SSV Ulm, inklusive zweier Aufstiege, wechselte Seitz überraschend nach Regensburg. Dort agiert er als Co-Trainer, Spielanalyst und Gegneranalyst in einer Dreifachfunktion, wodurch sehr viel Verantwortung auf seinen Schultern lastet. Ohne Zweifel besitzt er die nötige Expertise und kann somit eine sehr entscheidende Rolle im Regensburger Trainerteam spielen. Wenn es jedoch aus irgendeinem Grund zwischen ihm und dem Jahn scheitern sollte, würden die Regensburger einen möglicherweise enorm wichtigen Baustein verlieren.
These 6: Noah Ganaus schießt mehr Tore als Christian Kühlwetter
Gerade einmal fünf Tore gelangen Kühlwetter in den letzten drei Saisons – Ganaus erzielte im gleichen Zeitraum 36 Treffer mehr. Natürlich, zwischen beiden lagen fairerweise einige Spiele und Ligen Unterschied. Dennoch zeigen die Zahlen: Während Kühlwetter in den letzten Jahren nicht wirklich der absolute Torgarant war, gelangen Ganaus sowohl in der Oberliga Baden-Württemberg als auch in der Regionalliga Südwest und der 3. Liga zweistellige Toranzahlen – die kontinuierliche Steigerung ist unübersehbar.
These 7: Nico Ochojski wird Bene Saller verdrängen
Mit Nico Ochojski verpflichtete der Jahn einen der besten Rechtsverteidiger der vergangenen 3. Liga-Saison. Saller hingegen spielte zwar unterm Strich ordentlich, hatte jedoch einige Unsicherheiten in seinem Spiel und wird mit 31 Jahren auch nicht jünger. Denkbar, dass Ochojski teilweise auf die Linksverteidiger-Position rückt und dann gemeinsam mit Saller in der Startelf steht. Im Zweikampf um die Rechtsverteidiger-Position könnte der Deutsch-Pole jedoch leicht die Nase vorn haben.
Foto: Köglmeier