Hertha BSC – eine nicht so alte Dame mit viel Erfahrung

Hertha BSC trifft am 3. Spieltag der 2. Bundesliga auf den SSV Jahn. Im Fokus: Ibrahim Maza, das junge Talent, und Diego Demme, der erfahrene Neuzugang. Können sie Hertha zum Sieg führen? (Foto: Selim Sudheimer/Getty Images)

Die “Alte Dame” aus Berlin hat mit einem Marktwert von etwa 49,5 Millionen Euro und einer großen Historie sicherlich höhere Ansprüche als “nur” den Klassenerhalt oder Tabellenplatz 9, wie im Vorjahr. Mindestens um den Aufstieg mitzuspielen, sollte vermutlich das Mindeste sein, was man sich in Berlin vorgenommen hat. Doch kann das gelingen? Meine imaginäre Glaskugel hat hierzu keine Antwort, doch bisher war der Saisonstart mit einer Niederlage und einem Unentschieden eher verhalten. Umso wohltuender war der 5:1-Erfolg im DFB-Pokal gegen Hansa Rostock. Aus diesem Erfolgserlebnis möchte die Mannschaft von Trainer Christian Fiel sicherlich Kraft schöpfen, um nun endlich die Mission “Aufstiegsränge” anzugehen. Mit dabei auf dieser Mission sind zwei Spieler, auf die wir etwas näher eingehen wollen. Sie bringen der “Alten Dame” nicht nur Erfahrung, sondern lassen das Team auch gar nicht so alt wirken.

Mittlerweile ist die Saison 2024/25 in vollem Gange. Zwei Spiele, beide im DFB-Pokal, hat unsere Jahnelf bereits absolviert. Wer denkt, dass es nun einfacher wird – schließlich ist das Team jetzt eingespielt – der irrt. Mit Hertha BSC wartet bereits der nächste große Brocken auf unsere Elf auf dem Weg zum Klassenerhalt.

Talent in den Halbräumen (und dem Flügel) – Ibrahim Maza

Vergleich zu anderen Mittelfeld/Flügelspielern. Die Statsitiken werden als Werte pro 90 gespielter Minuten oder als Prozenztwerte angegeben

Beginnen wollen wir mit einem Blick auf das junge Talent von Hertha BSC: Ibrahim Maza.

Geboren am 24.11.2005 in Berlin, ist Maza seit 2016 Teil von Hertha BSC – ein Eigengewächs durch und durch. Und was für eines! Laut dem kicker wird Maza heiß umworben. Auch unser Kollege Johannes Mohren vom rbb zeigt sich begeistert vom Youngster aus Berlin. Christian Fiel und der derzeit verletzte Fabian Reese finden ebenfalls lobende Worte für den jungen Spieler, der bereits durch Pal Dardai in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt ist.

Was macht diesen Spieler also aus? Warum weckt er solche Begehrlichkeiten?

Zuallererst: Er ist immer noch erst 18 Jahre jung. Mit 18 in der 2. Bundesliga auf einem solchen spielerischen Niveau zu agieren und so viele Einsatzminuten zu bekommen, ist nicht nur eine Frage des Talents, sondern auch das Ergebnis harter Arbeit.

Betrachtet man seine Statistiken, lassen sich drei Hauptbereiche erkennen: Angriff (grün), Ballbesitz (gelb) und Defensive (rot).

Wenden wir uns zunächst der Offensive zu: Maza wird im zentralen Mittelfeld eingesetzt und agiert dort vor allem in den Halbräumen. Diese Halbräume bieten viele taktische Möglichkeiten: Für eine genauere Analyse empfehle ich den Artikel von Spielverlagerung.de. Vereinfacht gesagt, bieten diese Räume nicht nur einen guten Überblick, sondern lassen sich auch durch Diagonalpässe effektiv bespielen. Durch seine Präsenz in diesen Zonen schränkt Maza die Aufbauspielmöglichkeiten des Gegners deutlich ein.

Betrachten wir die Offensiv-Werte genauer: Mazas Statistiken sind nicht überragend, aber grundsolide. Er ist kein klassischer Stürmer, hat jedoch einige Abschlüsse vorzuweisen und ist an mehreren Assists beteiligt. Besonders auffällig ist sein starkes Passspiel, bei dem er in den meisten Kategorien hohe Erfolgsquoten erzielt. Er hat viele Ballkontakte und eine hohe Anzahl an Progressive Carries – was bedeutet, dass er oft vertikal oder diagonal nach vorne geht, um das Spiel in Richtung des gegnerischen Tores zu verlagern. Dabei kommt ihm seine Fähigkeit im 1-gegen-1 zugute (die sog. Take-Ons), bei denen er eine hohe Erfolgsquote hat.

Nun zur Defensive: In der modernen Fußballwelt sind Spieler auf den Flügeln oft die ersten Verteidiger und arbeiten aktiv nach hinten mit. Ibrahim Maza erfüllt diese Anforderungen hervorragend, da er eine sehr hohe Quote bei Tacklings und Klärungsaktionen aufweist. Bei den Blocks hat er jedoch noch Verbesserungspotenzial. Dies kompensiert er jedoch durch seine Fähigkeit, den Ball abzufangen – eine Fähigkeit, die durch seine Position im zentralen Mittelfeld unterstützt wird.

Fazit: Es ist durchaus nachvollziehbar, dass sowohl Bundesligisten als auch ausländische Clubs ein Auge auf diesen Youngster geworfen haben. Für sein junges Alter bringt Ibrahim Maza bereits beeindruckende Anlagen mit, welche in der weiteren Entwicklung noch mehr anreifen werden.

Erfahrung im Mittelfeld – Diego Demme

“Ich bin froh, in Berlin zu sein und einen Neuanfang zu haben,” sagte Diego Demme nach seiner Premiere für Hertha zum kicker. Der 32-jährige Sechser bringt reichlich Erfahrung mit und kann auf eine beeindruckende Karriere zurückblicken, in der er unter anderem für Paderborn, Leipzig und Bielefeld gespielt hat. Zuletzt stand er beim SSC Neapel unter Vertrag. Allerdings kam der erfahrene Spieler bei den Süditalienern in den letzten Jahren kaum noch zum Einsatz. Umso glücklicher dürfte Demme nun sein, bei einem Verein zu sein, der seine Dienste dringend benötigte. Bereits in der vorherigen Saison wollte Hertha den Sechser verpflichten, scheiterte jedoch an den finanziellen Forderungen der Italiener.

Indessen ist er ablösefrei nach Berlin gewechselt. Trotzdem bleiben einige Fragen offen: Ist er fit? Wie steht es um seine Spielpraxis? Schließlich hat Demme lange nicht mehr regelmäßig gespielt. Sein Trainer, Christian Fiel, ist jedoch guter Dinge und vom Neuzugang überzeugt. Auch die Mannschaft scheint ihn gut aufgenommen zu haben, denn Demme wurde direkt in den Mannschaftsrat gewählt.

Da Demme, wie bereits erwähnt, kaum Spielzeit hatte, gibt es derzeit wenig aussagekräftige Statistiken zu ihm. Dennoch wollten wir ihn nicht unerwähnt lassen, da er für Hertha ein wichtiger Neuzugang ist.

Konsequenz der Kaderplanung

Was man sich bei der Kaderplanung mit diesen beiden Spielern gedacht hat, liegt auf der Hand: Zum einen wollte man einen eigenen Andreas Geipl ins Team holen – einen erfahrenen Sechser, der als Führungsspieler vorangeht und die jungen Spieler mit seiner Erfahrung und Ausstrahlung leitet. Gleichzeitig galt es, finanziell kluge Entscheidungen zu treffen, denn bei Hertha gibt es nach wie vor Unruhen im Verein.

Zum anderen wäre es grob fahrlässig, ein Talent aus der eigenen Jugend nicht einzusetzen. Schließlich sendet das ein starkes Signal an das eigene Nachwuchsleistungszentrum. Darüber hinaus kann man bei einem Spieler wie Maza auf eine starke Identifikation mit dem Verein setzen.

Was Hertha mit diesen beiden Spielern geschafft hat, ist eine gute Mischung aus jungem Talent und erfahrenem Leader zu formen. Es bleibt abzuwarten, ob beide Spieler zusammen mit der restlichen Mannschaft und Trainer Christian Fiel diese Rolle erfolgreich ausfüllen werden.

Blick auf letzten Spieltag: Ein Punkt im Aufstiegskampf

Am 2. Spieltag gab es ein Duell, das erneut zeigt, wie brutal umkämpft die 2. Liga ist. Zwei der größten Vereine Deutschlands trafen im direkten Duell aufeinander. Kein Wunder, dass der Volkspark mit 57.000 Zuschauern ausverkauft war, als die Hamburger Rothosen auf die in Blau gekleideten Herthaner trafen.

1. Halbzeit – Hertha mit Elan, Hamburg sofort da

Hertha musste im Spiel beim HSV auf die Neuzugänge Cuisance, Palko Dardai und Florian Niederlechner (verletzt) verzichten. Dafür rückten Karbownik und Scherhant in die Startformation. Hertha begann schwungvoll und versuchte bereits in der 3. Minute durch Maza einen Abschluss, der jedoch von Daniel Heuer-Fernandes pariert wurde. Kurz darauf erarbeitete sich Hertha erneut eine Chance und bekam eine Ecke, die jedoch in einen Hamburger Konter mündete.

Nach etwa 8 bis 9 Minuten hatten die Hamburger den Anfangsschwung der Berliner gedämpft. Für Hertha kam es dann knüppeldick: Königsdörffer köpfte den HSV in Führung. Die Hamburger übernahmen daraufhin die Kontrolle über die Halbzeit, und nur das Eingreifen von Demme und Torhüter Ernst verhinderte einen höheren Rückstand.

2. Halbzeit – Nachhaltiger Elan

Hertha wechselte zur Halbzeit. Zeefuik ersetzte Dudziak und das Team begann erneut druckvoll. Hamburg agierte in der Anfangsphase der zweiten Hälfte zu passiv und schaffte es nicht, Hertha zu stoppen. Mazas Hereingabe wurde in der 54. Minute noch verteidigt, und in der 58. Minute traf Gechter nur den Pfosten. Obwohl Hamburg langsam wieder mehr Kontrolle gewann, konnten sie sich nicht vollständig befreien.

In der Schlussphase drängte Hertha auf den Ausgleich. In der 85. Minute traf Pherai den Innenpfosten, und Kenny erlöste Hertha schließlich in der 86. Minute mit dem Treffer zum 1:1.

Weitere Tore fielen nicht, und die beiden Mannschaften trennten sich mit einem 1:1-Unentschieden.

Fazit

Man kann durchaus davon sprechen, dass sich Hertha nach dieser Leistungssteigerung mit einem Punkt belohnt hat. Allerdings darf dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass man knapp an einem Horrorstart vorbeigeschrammt ist. Für den Jahn wäre es aktuell schön, die Tabelle so einzufrieren – leider ist das nicht möglich.

Nach diesem Spiel konnte sich Rostock im DFB-Pokal etwas rehabilitieren und einen 5:1-Erfolg gegen die gerade abgestiegenen Rostocker einfahren. Dieser Erfolg wird den Berlinern definitiv Selbstvertrauen gegeben haben. Sie sollten jedoch nicht den Fehler machen, uns zu unterschätzen, denn auch wir kommen mit einem Sieg im Rücken nach Berlin.

Der-Jahn-Blog wird aus dem Olympiastadion berichten! Lest vorher noch Tom beim RBB (https://www.rbb24.de/sport/beitrag/2024/08/fussball-zweite-bundesliga-hertha-bsc-jahn-regensburg-enochs-fiel-vorbericht.html) und hört ihn bei HerthaBase (https://herthabase.de/2024/05/26/podcast-274-hertha-bsc-mitgliederversammlung-der-berliner-weg-bleibt/)!

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