Der Wurm drin – aber im positiven Sinn

Nach den zuletzt hohen Niederlagen ist der Jahn gegen den 1. FC Kaiserslautern zunächst auf Sicherheit bedacht, traut sich aber in der zweiten Halbzeit auch etwas. Für einen Jahn-Youngster war es der große Tag. (Foto: Gatzka)

Der Spielfilm

Nach der deprimierenden 0:3-Niederlage gegen Mitaufsteiger Preußen Münster probierte es Jahn-Cheftrainer Joe Enochs im Vergleich zur letzten Woche mit einigen Änderungen: Poldi Wurm, Rasim Bulic, Noah Ganaus und Bryan Hein begannen statt Flo Ballas, Sebastian Ernst und den beiden Verletzten Nico Ochojski und Oscar Schönfelder.

Außerdem wählte der Jahn eine andere Grundordnung: Bulic sollte sich als zentraler Innenverteidiger um den Kaiserslauterer Topstürmer Ragnar Ache kümmern, neben ihm agierten Wurm und Breunig. Die „Schienenspieler“ Hein und Pröger zogen sich bei gegnerischem Ballbesitz in eine Fünferkette zurück und hatten den Auftrag, sich um die schnellen Abiama und Tachie zu kümmern. Vor der Abwehr bildeten Geipl und Viet die Doppelsechs, Kühlwetter und Kother beackerten die offensiven Außen und in der Sturmspitze spielte Ganaus.

Erste Halbzeit: Die Null steht

Die Gäste kam besser ins Spiel. Ihnen gebührte die erste Torannäherung nach nicht mal zwei Minuten: Gyamerah steckte auf Ache durch, der jedoch nur noch aufs Tor spitzeln konnte. Gebhardt musste dennoch zur frühen Ecke klären, die aber nichts einbrachte. Zweiter Aufreger: Ein hartes Einsteigen von Hein gegen Tachie, wofür ersterer zurecht Gelb sah (9.). Zwei Minuten später revanchierte sich Tachie an Hein mit einem Check – ebenso Gelb. Der Jahn kam in der Folge besser ins Spiel, die nächste große Chance hatte allerdings wieder der FCK: Bei einem wuchtigen Ritter-Freistoß aus zentraler Postion musste sich Gebhardt ganz lang machen und das Ding aus dem Kreuzeck kratzen.

Man merkte: Der Jahn war darauf bedacht, möglichst keine Fehler zu machen, um nicht wie gegen Münster zu einfache Gegentore zu kassieren. Bei gegnerischem Ballbesetz zog man sich weit zurück und lauerte auf Konter. Das führte dazu, dass viele Fehlpässe und Zweikämpfe im Mittelfeld das Spiel prägten. Der FCK wusste mit seinem Ballbesitz nicht wirklich etwas anzufangen und ermöglichte dem Jahn in der 20. Minute die beste Gelegenheit der ersten Hälfte: Einen flachen Pass von Kühlwetter in den Rücken der Abwehr nahm Viet ab. Von der Sechzehnerkante ging sein Schuss nur hauchdünn drüber. So plätscherte die erste Halbzeit eher vor sich hin, was auch daran lag, dass der Jahn konzentriert verteidigte und wenig zuließ. Einzig nennenswerte Aktion war noch ein Fernschuss von Ritter in der 35. Minute. Den Flatterball konnte Gebhardt nur zur Seite prallen lassen, aber beim Rebound war für Ache der Winkel zu spitz.

Zweite Halbzeit: Pfosten und Latte

Munterer ging es in die zweiten 45 Minuten. Seine ganze Gefährlichkeit zeigte Ragnar Ache direkt nach Wiederbeginn: Ache nahm eine Flanke von Ritter auf, drehte sich einmal und sein Schuss klatschte an den Pfosten. Bei der darauffolgenden Ecke musste Viet einen allerdings nicht sehr scharfen Kopfball von Abiama auf der Linie klären. Auf der Gegenseite war Ganaus nach einem langen Ball von Hein auf und davon, seine Hereingabe konnte allerdings zur Ecke geklärt werden – diese setzte Kühlwetter leider nur an die Latte. Pech!

Auf einmal war viel mehr Feuer drin auf beiden Seiten. Der Jahn traute sich mehr zu als in Hälfte eins. Mehrmals wurde Ganaus mit tiefen Bällen in Szene gesetzt, seine Abschlüsse blieben aber entweder hängen (52.) oder gerieten zu schwach (57.). Auf der anderen Seite musste die Jahn-Abwehr in höchster Not und nach einem Kuddelmuddel im Fünfmeterraum klären (55.). Doch der Jahn blieb am Drücker. Immer wieder setzten Hein und Pröger nach Balleroberungen zu tiefen Läufen über die Außen an. In der 68. Minute konnte Kother nach einer solchen Aktion wiederholt abschließen, aber immer war ein Lauterer Abwehrbein dazwischen.

Beide Teams warfen in der Schlussphase nochmal einiges nach vorne. Geipl versuchte schlitzohrig, den etwas weit vorn postierten Krahl von der Mittellinie zu überlisten, der Fernschuss geriet aber etwas zu kurz (83.). Auf der Gegenseite setzte sich Mause am linken Flügel gut gegen zwei Jahnspieler durch. Sein Abschluss ging ans Außennetz (87.). Doch bis auf ein unnötiges Foul von Mause an Pröger an der Auslinie (90.) tat sich nichts mehr im Spiel.

Das sagen die Trainer

Auch wenn noch viel Sand im Getriebe ist – für den Jahn ist dieser Punkt ein Erfolg. Für Kaiserslautern fühlte es sich definitiv mehr nach zwei verlorenen Punkten an. FCK-Trainer Markus Anfang gab hinterher in der Mixed Zone sogar zu Protokoll, er sei froh, dass sein Team im Jahnstadion kein Gegentor bekommen hätte. In der PK sprach er von einem „schweren Spiel gegen eine tief stehende Mannschaft“. „Wir waren in allen Bereichen die klar bessere Mannschaft, haben es aber nicht geschafft, das Spiel für uns zu entscheiden“, so sein Fazit.

Dem muss man sich nicht unbedingt anschießen, wenn man die aufopferungsvolle Leistung des Jahn bedenkt, die sieben Kilometer mehr als der Gast lief. Und gerade in der zweiten Halbzeit nervte man die Pfälzer Truppe immer mehr mit mutigen Vorstößen. Auch der vergangenen Spiele viel gescholtene Bryan Hein machte auf seiner linken Seite trotz seines teils übermotivierten Einsteigens zu Beginn ein insgesamt gutes Spiel. Enochs lobte nach dem Spiel gegenüber Medienvertretern, dass er seine Aufgabe, Tachie aus dem Spiel zu nehmen, gut erfüllt habe. „Er hat seine Hände weggelassen nach der frühen gelben Karte“, sagte Enochs. Man dürfe nicht vergessen, dass Hein vor zwei Jahren noch in der Regionalliga gekickt habe.

Wichtig war, dass nach den desolaten Auftritten zuletzt wieder die Null steht. Das sagten alle Spieler nach dem Match, aber auch Joe: „Es war ein Schritt nach vorne. Ein erwartet schweres Spiel gegen einen guten Gegner.“ Mit Nadelstichen nach vorne und via Standards habe man einige Chancen kreiert.

Einen wollte Joe nicht unerwähnt lassen – Leopold Wurm, der als 18-Jähriger aus der Jahnschmiede sein Startelfdebüt in der 2. Bundesliga gefeiert hat: „Dass er so abgeklärt gespielt hat, ist schon cool. Poldi wird in seiner Laufbahn auch Fehler machen. Aber unsere Aufgabe ist es, ihn in seiner Entwicklung zu begleiten.“

Kurzes Fazit aus eigener Perspektive: Unbedingt schön anzuschauen war das Spiel nicht. Aber selbst das muss dem Jahnfan in der aktuellen Situation egal sein. Wir ziehen uns ja schon an diesem kleinen Erfolgserlebnis nach oben. Joe spricht von einem „Schritt nach vorne“ – jetzt müssen meiner Meinung noch ein bis zwei Schritte folgen, wenn man mal wieder drei Punkte einsacken will. Gerade nur ein Tor in sieben Ligaspielen ist einfach zu wenig.

Die Stimmen zum Spiel

…über das Spiel: „Wichtig war, dass wir hinten gut stehen und über das Umschaltspiel kommen. Aber wir hatten auf jeden Fall auch viele Chancen, mehr als in den letzten Spielen.“

…über seine ungewohnte Position als Innenverteidiger: „Ich habe das in meiner Karriere schon oft gespielt, in Saarbrücken und Mainz.“

…über seinen Gegenspieler: „Ja, es war meine Aufgabe, Ragnar Ache zu bewachen. Ich glaube, ich habe ihn heute alles in allem gut kontrolliert. Er ist ein sehr guter Spieler – aber ich auch.“

…über das Spiel: „Wir haben uns vorgenommen, die Null zu halten. Das war wichtig, nach den letzten drei Spielen. Das ist uns gelungen, deswegen bin ich stolz auf die Mannschaft, dass wir alles wegverteidigt haben. Bis auf den einen Pfostenschuss hatte der FCK nichts Zwingendes. Mit ein bisschen Glück machen wir vorne noch ein Tor.“

…über die Zweitliga-Debütanten: „Ich bin echt zufrieden mit den Jungs. Alle haben es gut umgesetzt und gut gegen den Ball gearbeitet. Das spiegelt die Stimmung in der Mannschaft wider, dass wir ein super Team sind. Jetzt gilt es, das noch besser auf dem Platz umzusetzen und so schnell wie möglich alle an das Zweitliganiveau anzupassen. Ich bin mir sicher, dass wir, wenn wir hinten sicher stehen, auch vorne unsere Tore machen werden.“

…über die Tabellensituation: „Wenn man auf die Tabelle guckt, dann reicht ein Punkt nicht unbedingt. Aber es war das Allerwichtigste, zu null zu spielen. Und wir hatten auch heute wieder unsere Chancen. Wir müssen hinten die Null halten, solange es geht. Ich bin mir sicher, wenn das Ding das erste Mal über die Linie gerollt ist, dass noch ein paar andere folgen werden.“

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