Der Beton bröckelt

Geile Choreo, gut gefüllter Auswärtsblock: Ein bisschen was hatte man sich insgeheim auf Schalke erhofft. Doch die Heimelf ist ein humorloser Gastgeber. Der-Jahn-Blog blickt aufs Spiel und darauf, wie es in der Länderspielpause weitergeht. (Foto: Gatzka)

Ganze 16 Minuten sollte dieses mal der angerührte Beton unseres Interimstrainer Andreas Patz auf Schalke den Angriffen der Gelsenkirchener standhalten. Was darauf folgte, sollte leider wieder einem typischen Auftritt in der Fremde gleichen, in dem die Jahnelf leider keine Antworten mehr auf den Spielverlauf fand. Unser Nachbericht von einen abermals enttäuschenden Auswärtsauftritt.

Nach dem hart erkämpften 1:0-Sieg gegen Elversberg fand der wieder von seinen Blessuren genesene Hottmann seinen Weg zurück in die Startelf für Huth, sonst ließ Andreas Patz sein Team unverändert gegen die Gelsenkirchener antreten. Es sollte sich schnell abzeichnen, auf was für eine Partie sich die 1.200 mitgereisten Fans einstellen durften.

Schalke nahm zügig das Heft des Handelns in die Hand und schnürte die Jahnelf in der eigenen Hälfte ein. Kai Pröger sollte in der 4. Minute schon einen sehr gefährlichen Steckpass auf Mohr gerade so noch verteidigt bekommen. Die Jahnelf kam in Minute 14 aber auch zu einem vereinzelten Nadelstich, als der sehr bemühte Pröger den Siegtorschützen des letzten Spiels, Noah Ganaus, auf die Reise schickte. Jener verzog aber mit seinem Abschluss aus rechter Position deutlich nach links und vergab damit leider die einzige Jahn-Chance in der ersten Halbzeit.

Keine zwei Minuten später knackte die Schalker Offensive aber dann auch schon den Beton des Regensburger Abwehrriegels und ging in Führung. Mohr spielte sich über den linken Flügel frei und brachte dann mit einer Hereingabe den Kapitän der Knappen, Kenan Karaman, in Aktion. Der setzte sich dann im Fünfereck gegen Rasim Bulic durch und erzielte aus der Drehung mit der freundlichen Hilfe des rechten Innenpfostens das 1:0 für die Schalker.

Die Zuschauer sollten danach ein Spiel mit viel Kontrolle auf Seiten der Schalker erleben, welche nicht mehr taten als nötig und auch eher auf Sicherheit aus waren als den schnellen 2:0-Treffer zu erzielen. Von Seiten des Jahn sollte nur noch Bryan Hein mit einem erfolgreichen Dribbling samt Schuss, der deutlich neben den Kasten ging, offensiv auf sich aufmerksam machen. Felix Gebhardt konnte sich noch in Minute 35 mit einer Parade gegen Sylla auszeichnen, welcher nach einem Ballverlust und schnellen Konter vor dem Jahn-Keeper auftauchte.

Mit einer relativ verdienten Führung schickte Schiedsrichter Patrick Schwengers dann beide Teams zum Pausentee. Mit bis zu 74 % Ballbesitz hatten die Knappen aus Gelsenkirchen in der ersten Halbzeit das Spiel ziemlich im Griff und somit konnte man nur eine etwas aktivere zweite Halbzeit erwarten.

Mit kleineren Umstellungen, wenn auch ohne Wechsel, sollte man mit Anpfiff zur zweiten Halbzeit auch einen aktiveren Jahn sehen. Man schob etwas mehr nach vorne und presste auch früher. Dennoch schien auch das die Schalker heute nicht aus der Fassung bringen zu können, was in der 52. Minute mit einer Doppelchance der Königsblauen endete. Schallenberg prüfte per Kopfball Schlussmann Felix Gebhardt, welcher wieder mit einer Monsterparade das Spielgerät gerade so zur Ecke abwehren konnte. Jene sollte dann aber nach mehrfachen missglückten Klärungsversuchen dann aber zum 2:0 führen, bei dem Sylla den Ball über die Linie stocherte.

Der VAR schaute zwar wegen Abseits noch mal drauf, aber die Zweifel an diesem Tor verflogen schnell. In Minute 62 hätte Younes die Partie aus Schalker Sicht endgültig killen können, setzte aber aus elf Metern den Ball knapp neben den rechten Pfosten. Andreas Patz reagierte darauf mit einem Dreifach-Wechsel und brachte Kother, Ouro-Tagba und Ochojski mit den klaren Auftrag, jetzt offensiver und auch aktiver agieren zu müssen.

Die eingewechselten Spieler sollten zwar alle bemüht sein, dem Spiel einen anderen Stempel aufzudrücken, aber verpufften ebenfalls ineffektiv wie die Teamkollegen davor. In der 78. Minute zeigte dann der Unparteiische als letztes großes Highlight der Partie auf den Punkt, nachdem Gebhardt beim Herauslaufen Karaman gelegt haben sollte. Der VAR griff hier aber ein und nahm diesen durchaus fragwürdigen Elfmeter zurück.

Schlussendlich sollte dies dann der letzte Aufreger der Partie sein und einen enttäuschenden Auftritt auf Schalke beenden. Die Jahnelf zeigte sich dabei stets bemüht, aber es fehlte neben Mut und letzter Überzeugung auch einiges an offensivem Esprit, um diese Partie offen gestalten zu können.

Florian Zeiller

Zwölf Spieltage hat der SSV Jahn als Aufsteiger in der 2. Liga absolviert. Mehr als ein Drittel der Saison ist also rum – Zeit für eine kleine Bilanz. 

Einiges ist schon passiert. Nach einer Horror-Serie von einem Punkt aus acht Ligaspielen mit nur drei erzielten Toren musste Joe Enochs gehen. Ein bedauerlicher, aber wohl unvermeidlicher Schritt. Der Wechsel auf Andi Patz gab dieser Entscheidung recht, er hat das Team stabilisiert. Mit viel Kampf bekam man im Pokal und gegen Elversberg den Kopf über Wasser.

Rückfall in alte Muster

Das 0:2 auf Schalke war jedoch ein Rückfall in alte Muster. Weiterhin stand defensive Stabilität über allem, das war jedoch gegen die individuelle Qualität der Schalker schnell Makulatur. Erschreckend ist, wie mutlos und ungefährlich der Jahn agierte – gegen ein Team, das komplett konträr zu den eigenen Ansprüchen hinten drin steckt und deshalb eigentlich wie kein zweites verunsichert sein sollte. Es wären Big Points im Abstiegskampf gewesen. 

Gut, man fiel nicht auseinander und war nach den Gegentore nicht komplett von der Rolle. Aber ein bisschen mehr Angriffslust würde man sich als Jahnfan schon wünschen. Die Balance zwischen Mauern und offenem Visier ist im ersten Saisondrittel komplett verloren gegangen. Im Mittelfeld kein Zugriff, im Angriff keine Durchschlagskraft – es fehlen die Mittel, wirklich gefährlich vors Tor zu kommen. Bei fünf erzielten Toren muss man sagen: eigentlich seit Saisonbeginn.  

(Wann) Kommt ein neuer Chef-Trainer?

Die Frage ist: Verfügt der Kader überhaupt über jene Mittel? Um das herauszufinden, wäre es das Beste, wenn in dieser Woche ein neuer Chef-Trainer kommt. Andi Patz hat das Team stabilisiert. Die Interimslösung war die sanfte Lösung. Jetzt braucht es aber auch den mit der Trennung von Enochs erhofften Impuls. Geht es nämlich so weiter, bleibt man auf Platz 18 – bis Saisonende. 

Mit Patz als Dauerlösung liefe man außerdem Gefahr, den in der Endphase der Fußballlehrer-Ausbildung steckenden Interimstrainer zu verheizen. Eine Position im Trainerteam ist nach wie vor schlicht nicht besetzt, die Arbeit verteilt sich auf weniger Köpfe. Und bei einer ähnlichen Niederlagenserie wie Enochs wäre auch Patz angeschlagen. 

Noch ist nicht alles verloren

Dass die Saison ein harter Abstiegskampf werden könnte, hat man vielleicht geahnt. Ein Blick auf die Mitaufsteiger zeigt, dass die Luft für Neuankömmlinge in dieser 2. Liga dünn ist. Aktuell hat der Jahn fünf Punkte Rückstand auf Platz 15. Ein Brett, aber noch nicht unmöglich. 

Jetzt, in der Länderspielpause, hätte ein neuer Chef-Trainer Zeit, einige Einheiten zu absolvieren und das Team kennenzulernen. Und wenn man personelle Schwachstellen ausmacht, sollte die sportliche Leitung in der Winterpause personell nachlegen. Denn die Spiele wie bislang mehrheitlich chancenlos zu verlieren, kann selbst für einen Underdog wie Jahn Regensburg nicht der Anspruch sein.

Florian Kronfeldner

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