Ein Fan an der Seitenlinie – Vorbericht HSV

Sonntag der 16.02.2025: Wir schreiben den 22. Spieltag und begrüßen ais dem hohen Norden den HSV bei uns. Dabei hat der Traditionsclub jemanden im Gepäck, den Andi Patz gut kennen dürfte (Foto: Köglmeier)

Spieltag 22. Der HSV gastiert beim SSV Jahn Regensburg. Nach dem tollen Sieg gegen Hertha hängen die Köpfe nun wieder tiefer. Kein Wunder, denn das Spiel gegen Fürth war ein Nackenschlag.
Die Möglichkeit, dass die Leistung gegen den HSV besser wird, besteht – aber stimmt das auch für das Ergebnis? Immerhin sind beide Klubs in unterschiedlichen Sphären unterwegs, und das Hinspiel war diesbezüglich bereits ein deutlicher Fingerzeig.
Nichtsdestotrotz heißt es: nicht aufhören, weitermachen! Selbst wenn es nicht reicht, möchte ich nicht kampflos von der Bühne gehen.
Zu einem kurzen Wiedersehen außerhalb des Spielfelds wird es für Coach Andi Patz kommen. Wieso das so ist, wollen wir im folgenden Abschnitt etwas näher erläutern.

Der neue starke Mann an der Seitenlinie – Merlin Polzin

Der Fußball schreibt schon schöne Geschichten. Dass mit Merlin Polzin ein Hamburger nun Trainer des Hamburger Sportvereins ist, ist wohl eine davon. Die Kirsche auf der Torte? Der Trainer ist seit klein auf Fan der Hanseaten – quasi schon in HSV-Bettwäsche geschlafen.

Seine eigene Fußballerkarriere führte ihn jedoch nie zum HSV. Aufgrund von Verletzungen war es ihm nie vergönnt, mehr als in der Oberliga Fuß zu fassen. Allerdings ist er beim Bramfelder SV quasi ein Urgestein, verbrachte er doch seine komplette Spielerkarriere dort. Er wuchs auch in Bramfeld auf.

2011 verschlug es ihn in das Nachwuchsleistungszentrum des Hamburger SV. Dort sollte er bis 2014 bleiben, ehe er zum VfL Osnabrück wechselte. Von dort arbeitete er sich langsam nach oben und wurde unter anderem Co-Trainer von Daniel Thioune. Auch Joe Enochs spielt in dieser Geschichte eine kleine Rolle: Als dieser 2017 beurlaubt wurde, übernahm Daniel Thioune die Drittligamannschaft. Die Konsequenz daraus? Polzin folgte ihm und unterstützte ihn. Nun war er schon mal in der 2. Bundesliga angekommen.

Dass er bei Thioune blieb, änderte sich auch nicht, als dieser 2020 zum Hamburger SV wechselte. Für Polzin war es sicherlich ein Kindheitstraum, bei diesem Klub zu arbeiten. Nun trennten sich aber auch die Wege von Thioune und Polzin, welcher naheliegenderweise beim HSV blieb, als Thioune entlassen wurde. Er ergriff die Chance, dass der HSV ihn behalten wollte. Er arbeitete in der Folge unter Tim Walter weiter, und auch bei Steffen Baumgart war er Co-Trainer. Als dieser in der laufenden Saison entlassen wurde, übernahm Merlin Polzin das Traineramt interimsweise und bekam – mit seiner neuen Pro-Lizenz in der Tasche – von Sportvorstand Stefan Kuntz das Vertrauen, als Cheftrainer weiterzuarbeiten.

Und so sind bereits zwei der Absolventen des Pro-Lizenz-Lehrgangs 2024 in der 2. Bundesliga tätig: Auf der einen Seite unser Trainer Andreas Patz und auf der anderen eben Merlin Polzin. Trotz unterschiedlicher Möglichkeiten hoffen wir doch, dass Andreas Patz unter der Woche seine Erkenntnisse vom Lehrgang nutzen kann und siegreich aus dem Spiel hervorgeht.

Aussagen von Merlin Polzin

Jeder weiß, was unser Ziel ist. Das ist unser Streben, das ist unsere Verpflichtung.

Polzin legt Wert auf klare Kommunikation und einen direkten Führungsstil

Wir sind kein Debattier-Klub, bei dem jeder sagt: Gegen Regensburg würde ich das so machen.

Polzin darüber, dass es einen klaren Plan gibt und er darauf Wert legt. Das Trainerteam gibt diesen auch vor.

Der Mäzen Klaus-Michael Kühne

Fragt man ChatGPT danach, Klaus-Michael Kühne in einem Satz zu beschreiben, erhält man folgendes: “Klaus-Michael Kühne ist ein milliardenschwerer Unternehmer und langjähriger Investor des HSV, der mit finanziellen Mitteln und Einflussnahme immer wieder polarisierte, aber den Verein auch unterstützte.” Ganz so schnell und einfach ist die Geschichte rund um die seit Jahren polarisierendste Person im Umfeld des HSV natürlich nicht erzählt.

Geboren wurde der heute 87-jährige Kühne am 2. Juni 1937 in Hamburg. Nach dem Absolvieren des Abiturs begann Kühne eine Ausbildung zum Bank- und Außenhandelskaufmann bei dem Bankhaus Münchmeyer & Co und trat 1958 in das Speditionsunternehmen der Familie ein. Dort wurde er 1963 persönlich haftender Gesellschafter und 1966 schließlich Vorstandsvorsitzender. Diesen Posten hatte Kühne bis 1998 inne, ehe er in die Position des Präsidenten und Delegierten des Verwaltungsrats wechselte. Heutzutage hält er weiterhin Anteile an der Kühne + Nagel International AG sowie an der Reederei Hapag-Lloyd und der Lufthansa AG. Kühne lebt seit 1975 in Schindellegi, Schweiz, wo sich auch der Hauptsitz von Kühne + Nagel befindet. Er ist seit 1989 mit seiner Frau Christine verheiratet; das Paar hat keine Kinder. Laut Forbes beträgt sein Vermögen gut 36 Milliarden Dollar, was ihn zum 49. reichsten Mann der Welt und zum reichsten Deutschen macht.

Die Rolle beim HSV

Freilich ließen sich über Kühne und seine Geschichte ganze Bücher füllen, so zum Beispiel über die NS-Geschichte der Firma Kühne + Nagel. Wir richten den Blick in diesem Artikel aber zumindest kurz auf seine Rolle beim HSV. Seit 2010 investierte der gebürtige Hamburger zwischen 140 und (nach eigenen Aussagen) 300 Millionen Euro in den HSV – sei es für die Erhaltung des Stadionnamens, für die Sanierung zur Fußball-EM oder für neue Spieler und Gehälter – trotz starker Gegenproteste der Fanszene.

Kühne, der gut 15 % der Anteile an der Hamburger SV Fußball AG hält, fiel in der Vergangenheit bereits öfter durch teils unqualifizierte, in jedem Fall aber Unruhe bringende Aussagen und Aktionen auf: 2015 bestand Kühne auf eine Rückzahlung eines 25-Millionen-Darlehens, anstatt dieses, wie ursprünglich ausgemacht, in Anteile an der HSV AG umwandeln zu lassen, was die damalige finanzielle Schieflage des HSV verstärkte. 2017 weigerte er sich, Wunschspieler André Hahn zu verpflichten, wenn keine Vertragsverlängerung mit Bobby Wood erfolgte, dessen Gehalt daraufhin mehr als verdoppelt wurde. Kühne selbst sagte dazu: „Ich habe dem Verein zwar dafür kein Geld gegeben, aber ich habe ihm zu der Verlängerung geraten und gesagt, dass ich André Hahn nur finanziere, wenn ihr Wood haltet.“ Diese Aussage wiederum rief anschließend die DFL auf den Plan, die Zweifel an der Einhaltung der 50+1-Regel hatte und den HSV zu einer Stellungnahme aufforderte. Nach dem Abstieg bezeichnete Kühne seine finanzielle Beteiligung am HSV als „die größte Enttäuschung, die ich je erlebt habe in meinen Aktivitäten.“ 2022 versuchte Kühne zudem, durch erpresserische Mittel seine Anteile auf knapp 40 % zu erhöhen. So bot er an, 120 Millionen Euro zu investieren – allerdings nur, wenn ihm dadurch eine personelle Einflussnahme auf die Besetzung der Gremien gewährleistet worden wäre. Erst im Dezember 2024 äußerte Kühne zudem Zweifel an einem möglichen Aufstieg des HSV und sagte, ihm würden die ehrgeizigen Spieler fehlen.

Darüber hinaus kündigte er des Öfteren an, kein Geld mehr in den HSV zu investieren, und sagte unter anderem vor einigen Jahren: „Ich werde den Verein nicht weiter fördern, weil mein Wunsch, meine Anteile langfristig aufstocken zu können, nicht respektiert wird.“

Doch auch positive Aspekte lassen sich in der Ära Klaus-Michael Kühne finden. So erwarb er des Öfteren die Rechte am Stadionnamen und sorgte damit dafür, dass der geschichtsträchtige Name „Volksparkstadion“ über viele Jahre erhalten blieb. Zudem „rettete“ Kühne den Verein 2015 durch ein Millionen-Darlehen und war mit seinem Geld maßgeblich an der Rückholaktion Rafael van der Vaarts 2012 beteiligt. Ende 2018 ermöglichte Kühne darüber hinaus dem HSV eine deutlich reduzierte Schuldenlast, indem das Geld in Schuldscheine umgelagert wurde – zumindest kurzzeitig und kurzfristig eine finanzielle Erleichterung für den HSV.

All das sind nur Ausschnitte aus 15 Jahren Klaus-Michael Kühne. Auch über seine Rolle bei den Hamburgern ließe sich bedeutend mehr erzählen, ein Gesamteindruck bleibt aber: Kühne investiert Geld und stellt sich dabei gerne als nahezu anspruchslos altruistisch dar. Faktisch knüpfte er seine Investitionen jedoch oft an Bedingungen und brachte den seit Jahren ohnehin unruhigen HSV und dessen Funktionäre dadurch nicht nur einmal in Zugzwang.

Natürlich – für Außenstehende wirkt nicht alles schlecht, so beispielsweise die bereits erwähnten Rechte am Stadionnamen. Den Preis, den der HSV für solche vermeintlichen Wohltaten allerdings zahlen muss, ist hoch – für viele zu hoch.(Mitarbeit: Leander)

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